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28.01.2022 WohlenDank Adriano Iannone von der Zanzibar hat Wohlen endlich eine eigene Testmöglichkeit
Am Mittwoch eröffnete vor der Zanzibar ein Corona-Testcenter. Endlich hat die viertgrösste Gemeinde des Kantons Aargau eine regelmässige Testmöglichkeit. Die ...
Dank Adriano Iannone von der Zanzibar hat Wohlen endlich eine eigene Testmöglichkeit
Am Mittwoch eröffnete vor der Zanzibar ein Corona-Testcenter. Endlich hat die viertgrösste Gemeinde des Kantons Aargau eine regelmässige Testmöglichkeit. Die Initianten sind Adriano Iannone, Inhaber der Zanzibar, Bruno Rüegg von «xtrapharm» und Thomas Wullschleger von der Bünz-Apotheke.
Stefan Sprenger, Chregi Hansen
Die Zertifikatspflicht schlägt den Beizen auf die Einnahmen. Adriano Iannone, Inhaber der Zanzibar, spricht von «massiven Einbussen» und von «Umsätzen, die seit der Zertifikatspflicht eingebrochen sind». Iannone wollte nicht zusehen, sondern etwas dagegen tun. Er ist der Ansicht, dass Wohlen – als viertgrösste Gemeinde des Kantons Aargau mit knapp 17 000 Einwohnern – unbedingt eine Testmöglichkeit benötigt.
«Es kann doch nicht sein, dass es in Wohlen kein Testcenter gibt», sagt Iannone. Zudem will er seinen eigenen Gästen eine Möglichkeit bieten, um trotz Zertifikatspflicht möglichst sicher und unkompliziert in den Ausgang zu gehen. Beispiel: Am Samstag feiert die Zanzibar ihre Après-Ski-Party mit «2G plus». Neu kann man sich für solche Anlässe direkt vor der Zanzibar testen lassen.
Anbieter gesucht und gefunden
Vor wenigen Wochen kontaktierte er Bruno Rüegg, Apotheker aus dem Kanton Zürich und Chef der «xtrapharm»-Kette, die rund 20 Corona-Testcenter betreibt, hauptsächlich im Kanton Zürich, aber auch vor dem Grand Casino Baden oder dem «Sunne-Märt» in Bremgarten. Und seit dieser Woche in Wohlen. Auch Rüegg sagt: «Ich staune und bin überrascht, dass es in einer grossen Gemeinde wie Wohlen bislang keine Möglichkeit gab, sich testen zu lassen.»
Der Container direkt vor der Zanzibar ist seit Mittwoch in Betrieb. Adriano Iannone stellt den Platz zur Verfügung. Der Kanton hat das Center «abgenommen» und die Bewilligung erteilt. Damit der Start erfolgen konnte, brauchte es noch qualifizierte Mitarbeiter und einen Apotheker aus der Region, der gemeinsam mit dem Fachpersonal schaut, dass alles richtig abläuft. Dies ist vom Kanton so vorgeschrieben. Mit Thomas Wullschleger von der Bünz-Apotheke in Wohlen konnte nun ein ausgewiesener Fachmann für dieses Testcenter gefunden werden. «Wir sind froh», sagt Rüegg. Denn jetzt kann man – nach langen Verzögerungen – endlich starten.
Testen ohne Anmeldung
Im Testcenter selber arbeitet die gelernte Pflegefachfrau Rilinda Shala. «Es ist gut angelaufen. Obwohl nur wenige wussten, dass wir öffnen, sind schon einige vorbeigekommen», erzählt sie. Sie hat schon in verschiedenen anderen Testzentren gearbeitet. «Solche Angebote sind gefragt und wichtig», weiss sie. Sie mag ihre Arbeit. «Ich liebe den Kontakt mit den Menschen und freue mich, wenn ich ihnen helfen kann. Viele wissen gar nicht, was aktuell für Regelungen gelten.»
Von Montag bis Donnerstag hat das Testcenter von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Freitag und Samstag von 10 bis 22 Uhr und am Sonntag von 13 bis 20 Uhr. Man kann einfach vorbeigehen. Diese Möglichkeit nutzen auch während dem Fototermin einige. Zuerst eine Schülerin. Sie war am Mittwoch noch negativ, am Donnerstag aber positiv. Dann erkundigt sich ein Ehepaar über die Möglichkeiten, es will am Freitag verreisen. «Kommen Sie morgen Vormittag vorbei, der Test ist 24 Stunden gültig, das passt dann bestens», erklärt Shala. Als Nächstes kommt ein Handwerker mit eigenem Betrieb vorbei. «Mein Sohn ist erkrankt, und ich muss jetzt wissen, ob ich noch arbeiten kann», berichtet er, Er sei froh, dass es in Wohlen jetzt eine Möglichkeit gibt.
Schauen, wie sich Betrieb entwickelt
Möglich sind PCR- und Antigen-Schnelltests, wobei die PCR-Tests erst ab nächste Woche angeboten werden. «Für die meisten Zwecke reicht ein Antigen-Test», erklärt die Spezialistin. Vorerst arbeitet sie allein, bei grösserem Andrang kann sie Verstärkung rufen. Die jetzigen Öffnungszeiten sind noch nicht fix. «Je nach Nachfrage werden die Öffnungszeiten angepasst», erklärt Rüegg. Seit die 2G- die 3G-Regel ablöste, werde wieder weniger getestet.
Rüegg betreibt mit «xtrapharm» rund 20 Testcenter-Standorte. Es sei immer schwieriger geworden, Apotheker zu finden, die ihn unterstützen. «Ich kann nicht überall vor Ort sein und benötigte bei den meisten Standorten einen Apotheker, der zum Rechten schaut.» Sein Eindruck: «Die Apotheker und das gesamte Gesundheitspersonal sind seit Monaten am Anschlag. Viele Apotheker bieten die Impfung an und wollen nicht noch zusätzlich das Testen anbieten, weil der Aufwand einfach zu gross wird», weiss Rüegg.
Goldene Zeiten sind vorbei
Ist die Testerei denn ein lukratives Business? Rüegg sagt: «Es war sehr lukrativ. Aber die goldenen Zeiten sind vorbei. Das hat sich verändert.» Er plant aber trotzdem, dass das Testcenter in Wohlen langfristig betrieben wird. Die Bewilligung hat er in Wohlen und Bremgarten bis Ende 2022 erhalten. «Aber man kann nicht genau sagen, wie sich die Situation entwickelt. Ich weiss auch nicht, was in zwei Monaten ist. Wird dann überhaupt noch getestet? Und wenn ja, wie viel?», so Rüegg.
Rüegg spürte, dass es in Wohlen unbedingt ein Testcenter benötigt. «Jedes Mal, wenn ich in den letzten Wochen in Wohlen war, kamen im Minutentakt Menschen vorbei und fragten, ob man sich hier testen lassen kann. Das war sehr eindrücklich und zeigt doch, dass es unbedingt solch eine Möglichkeit braucht in der Region.» Für Adriano Iannone von der Zanzibar ist es auch eine «Goodwill-Aktion» gegenüber der Wohler Bevölkerung. Und natürlich erhofft er sich mehr Gäste an den Partys in seinem Lokal.