Der sanfte Riese gewinnt

  07.01.2022 Schwingen

«Freiämter Sportler des Jahres»: Joel Strebel gewinnt vor Andreas Döbeli (2.) und Melanie Hasler (3.)

Die Schwingerhochburg Freiamt zeigt ihre Dominanz: Joel Strebel gewinnt vor Andreas Döbeli. Bobfahrerin Melanie Hasler holt sich Treibstoff für die Olympischen Spiele.

Stefan Sprenger

So, wie sich Joel Strebel seine Siege im Sägemehl erkämpft, so gewinnt er auch die Wahl zum «Freiämter Sportler des Jahres» 2021: ohne Diskussionen. Der 24-Jährige aus Aristau ist ein eher ruhiger und feinfühliger Zeitgenosse. Im Zweikampf ist er dafür umso erbarmungsloser. Strebel holt sich die meisten Stimmen bei der Leserschaft (total 870) und wird auch von der Jury auf den 1.Rang gehievt. Der sanfte Riese (1,90 m, 115 kg) ist damit mit klarem Vorsprung der neue «Freiämter Sportler des Jahres». Er beerbt damit seinen Schwingerkollegen Andreas Döbeli aus Sarmenstorf, der 2019 diesen Titel holte (2020 fiel die Wahl coronabedingt aus). Mit diesem Doppelsieg der Schwinger wird die Beliebtheit dieser Sportart in der Region unterstrichen.

Diese Beliebtheit ist zu einem grossen Teil Strebel und Döbeli zu verdanken. Die beiden Ausnahmekönner sind die goldene Generation im Freiamt.

«Bei Königskrone ein Wörtchen mitreden»

Und sie reiten auch 2021 auf der Erfolgswelle. Strebel holt an jedem Fest einen Kranz (total 7) und zeigt konstante Top-Leistungen. Jury-Mitglied Felix Bingesser vom «Blick» huldigt die Leistung von Joel Strebel. Der Waltenschwiler sagt: «Strebel hat das Potenzial, im Kampf um die Königskrone beim eidgenössischen Heimfest in Pratteln ein Wörtchen mitzureden.» Selbiges gelte auch für Döbeli. Dieser Doppeltriumph wird den beiden Auftrieb geben für das Schwingerjahr mit dem «Eidgenössischen» im August als Höhepunkt Melanie Hasler aus Berikon holt sich den 3.Rang. Sie hat ihren Höhepunkt direkt vor der Nase respektive vor dem Schlitten. Im Februar startet sie an den Olympischen Spielen in China – und ist dort für einen Exploit (und eine Medaille) gut.


In der Ruhe liegt der Sieg

Joel Strebel mit deutlichem Vorsprung neuer «Freiämter Sportler des Jahres»

Da braucht man nicht mehr nachzurechnen: Joel Strebel holt am meisten Leserstimmen und ist auch bei der Jury die Nummer 1. Der bodenständige Aristauer ist der neue König der Freiämter Sportwelt.

Stefan Sprenger

«Ich bin nicht so der Redner», sagt Joel Strebel im Gespräch öfter. Doch sein stetes Lächeln verrät seine positive Gemütslage. Denn der 24-Jährige ist meist gut drauf. Dafür braucht es keine grossen Worte. Ganz anders im Sägemehl: Dort explodiert der Aristauer Schwingfest für Schwingfest. So auch im Jahr 2021. An jedem Fest holt er einen Kranz. Am Basellandschaftlichen und am Solothurner Kantonalen steht er im Schlussgang. Er holt sich insgesamt sieben Kränze, davon zwei Bergkränze (Weissenstein und Brünig) und zwei Teilverbandskränze (Nordwestschweiz und Südwestschweiz). Zusätzlich triumphiert er am Homberg-Schwinget und am Fricktaler Abendschwinget. Er besticht durch Konstanz, durch Ruhe, durch Kraft und durch mentale Stärke.

Härteste Konkurrenz aus den eigenen Reihen

Und jetzt holt er sich auch bei der Wahl zum «Freiämter Sportler» den Sieg. Und dieser ist deutlich. Bei der Leserschaft holt er sich 870 Stimmen, das sind über 30 Prozent. Auch von der Jury erhält er die meisten Punkte (über 20 Prozent). Der ruhige Mann mit sanftem Gemüt wird Nachfolger von Schwingerkollege Andreas Döbeli, der 2019 zum Freiämter Sportkönig gewählt wurde (die Wahl 2020 fiel coronabedingt aus).

Bei der diesjährigen Wahl zum «Freiämter Sportler des Jahres» kommt die härteste Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Denn der Sarmenstorfer Andreas Döbeli landet auf dem 2. Rang. Wer von beiden die bessere Saison hatte, ist nur schwer zu beurteilen. Strebel war sicherlich konstanter. Strebel und Döbeli, sie sind Schwingerkumpels und gleichzeitig Konkurrenten. Scherzhaft wird auch von Joel Döbeli oder Andreas Strebel gesprochen. Sicher ist: Beide «Bösen» sind Ausnahmekönner, Freiämter Aushängeschilder in der Schweizer Sportwelt und Hauptgrund für die Schwing-Euphorie in der Region. Diese Euphorie wird durch diesen Titel von Joel Strebel erneut untermauert. Und – wie die meisten Schwinger so sind – bestechen auch Strebel und Döbeli durch Bodenständigkeit, durch Sympathie und durch Verbundenheit zu ihrer Heimat.

Joel Strebel arbeitet als Landschaftsgärtner im Familienbetrieb und hilft auch auf dem elterlichen Bauernhof aus. Beim Schwingtraining vergisst er «alles», wie er einmal sagte, «ausser meine Freundin», mit der er schon viele Jahre zusammen ist. Im Sägemehl trägt er immer ein grünes Hemd, wie sein grosses Vorbild Martin Grab. Kaum sichtbar unter dem Schwingertenue trägt er am Wettkampf ein rotes Shirt, rote Socken und rote Unterhosen. Ein Mentaltrainer hat ihm dazu geraten, als er 10 Jahre alt war. «Rot steht für Feuer und Aggressivität», erklärt Strebel. Es sind Rituale, die helfen, noch zielstrebiger zu sein – und die ihn noch sympathischer machen.

Apropos zielstrebig und sympathisch. Dieses Attribut trifft auch auf Melanie Hasler zu. Die 23-Jährige aus Berikon katapultiert sich aus dem Beachvolleyballsand an die Spitze der internationalen Bobwelt – und das innert weniger Jahre.

Hasler: Mit 3. Rang an die Olympischen Spiele

Die Frau, die eigentlich immer lächelt und gut drauf ist, verblüfft im Weltcup in der letzten Saison. Der Lohn für die Bobpilotin ist die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Februar in China. Im Zweier- und im Monobob will sie dort für Furore sorgen. Und wer weiss, mit einer aussergewöhnlichen Leistung liegt vielleicht eine Medaille in Reichweite. Hasler krallt sich den 3. Rang bei der Sportlerwahl mit ausgeglichen starken Bewertungen von Lesern und Jury.

Zurück zu Joel Strebel: Der 22-fache Kranzgewinner aus Aristau hatte in den vergangenen Jahren oft mit Verletzungen zu kämpfen. 2018 an der Schulter. Kurz vor Ende der letzten Saison am Knie. Und dazwischen zeigt er teilweise eindrückliche Leistungen – und wird von der nationalen Schwingerszene immer wieder hoch gelobt. «Ich muss am Boden bleiben und nicht denken, ich sei ein Schwing-Superstar. Gesundheit ist das Wichtigste», pflegte er jeweils zu sagen.

Was liegt drin am «Eidgenössischen»?

Und jetzt greift er im neuen Jahr mit dem Titel «Freiämter Sportler des Jahres» in der Tasche wieder an. Ende August findet das Eidgenössische Schwingfest in Pratteln statt. Was liegt drin für Joel Strebel? Sein Namensvetter Stefan Strebel (aus Villmergen), der 1998 selbst «Freiämter Sportler des Jahres» wurde und heute technischer Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes ist, kennt Joel Strebel bestens und schätzt ein: «Er ist in den besten Jahren. Wenn er gut aus der Verletzung kommt, liegt einiges drin in der kommenden Saison.» Hat Strebel auch das Zeug zum Schwingerkönig? «Es ist Joel Strebel und auch Andreas Döbeli zuzutrauen, dass sie um den Königstitel mitschwingen. Die Wahrscheinlichkeit ist aber klein. Aber ich will ihnen die Träume nicht nehmen, alles ist möglich», sagt Stefan Strebel, der höchste Schwinger der Schweiz.


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