Unikat im Sägemehl

  03.08.2021 Schwingen

Philip Joho aus Sarmenstorf ist ein grosses Versprechen für die Zukunft

Sein Grossvater aus Villmergen brachte ihn zum Schwingsport. In dieser Saison hat Philip Joho nun seinen ersten Kranz geholt. Er ist ein aufstrebender Stern am Schwing-Himmel. Und ein Typ, der schon mit seinen zarten 18 Jahren so einiges auf dem Kasten hat.

Stefan Sprenger

Eines merkt man schnell im Gespräch mit Philip Joho: Er ist erfrischend anders, faszinierend reif für sein Alter und einfach ein aufgeweckter Typ. Im Schwingermagazin «Schlussgang» gibt er folgende Hobbys an: «Sport, Kollegen, Lesen und Recherchieren.» Wie meint er das mit dem Recherchieren? Joho erklärt: «Wenn ich etwas nicht weiss, dann schaue ich es sofort im Internet nach oder lese darüber. Ich bin gerne informiert.» Er hat noch ergänzend ein paar weitere Lieblingsbeschäftigungen aufzulisten. «Jassen mit den Grosseltern. Oder meine Freundin. Das ist ja auch ein Hobby», sagt er und muss laut lachen.

Lehre bei der

Muri abgeschlossen. Mit Berufsmatur, mit der Glanznote 5,3. Dort ist er momentan weiterhin tätig, bis er im Januar 2022 ins Militär geht. «Zur Infanterie nach St. Gallen», wie er erklärt. Und darauf freut er sich riesig. «Mal etwas anderes.» Beruflich hat er nach dem Militär einiges vor. Mithilfe einer sogenannten «Passerelle», die ein Jahr dauert, will er es an die Universität schaffen. Dort will er Jura studieren.

Joho, der am 8. August 19 Jahre jung wird, ist als 7-Jähriger dem Schwingklub Freiamt beigetreten. Für eine kurze Zeit spielte er Fussball beim FC Sarmenstorf, doch irgendwie passte ihm das nicht mehr, heute verfolgt er den Fussball lieber als Fan. Sein Grossvater Hansruedi Koch war einst ein Kranzschwinger (er kommt ursprünglich aus Villmergen), und er brachte seinen Enkel ins

Staatsanwaltschaft in Muri

Beruflich passt er nicht ins Bild eines Durchschnittsschwingers. In diesem Sommer hat er die Lehre zum Kaufmann bei der Staatsanwaltschaft in Schwingtraining. «Es hat mir sofort sehr gefallen», sagt Joho. Sein Trainer bei den Jungschwingern hiess Stefan Strebel, der heutige technische Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes.

Viel Lob von Eidgenosse Döbeli

Joho fühlt sich sofort wohl. Auch weil er die Döbeli-Brüder Lukas und Andreas schon kannte. Er entwickelt sich prächtig, erlebt eine starke Jungschwingerzeit. Der Höhepunkt: der 5. Rang am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag in Landquart 2018. Damals ging er in der zweitältesten Kategorie ins Sägemehl. Dies hat sein Bruder Pascal, der zwei Jahre jünger ist, in dieser Saison vor sich. Auch er gilt als grosses Schwingtalent. «Ich werde als Zuschauer am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag dabei sein und ihn unterstützen», sagt Philip Joho.

In diesem Jahr hat der ältere Bruder schon einige Höhepunkte erlebt. 2018 war sein erstes Jahr bei den Aktiven, damals mit 16 Jahren. Nach einer Meniskusverletzung und einer Operation kämpft er sich zurück – und dann kam Corona und der Schwingsport stand still. «Jetzt dürfen wir endlich wieder ran», sagt Joho. Seine Motivation ist riesig. Am Aargauer Kantonalschwingfest 2021 in Lenzburg holt er seinen ersten Kranz. «Ich habe alles gegeben, aber eigentlich nicht mit einem Kranzgewinn gerechnet. Umso schöner, dass es gereicht hat.»

Dieser Erfolg ermöglicht ihm in den vergangenen Wochen die Teilnahme am Rigi- und am Brünig-Schwinget. «Ich habe an diesen Schwingfesten viel dazugelernt», meint Joho, der jeweils mit Eidgenosse Andreas Döbeli an die Schwing-Anlässe fährt. Ebendieser Döbeli lobte Joho nach seinem Auftritt am Brünig. «Er hat das sensationell stark gemacht», so das Urteil des Eidgenossen. In fast jedem Gang muss er gegen einen Kranzgewinner ran. Philip Joho verschläft zwar den Morgen (zwei Gestellte und eine Niederlage), zeigt dann aber einen grandiosen Nachmittag und gewinnt alle drei Duelle. Auf Rang 8b fehlen ihm nur 0,75 Punkte zu einem Kranz auf dem Brünig. «Ich glaube, ich habe gezeigt, was ich kann.» Und was ihn besonders freut: «Ich kann langsam mit den Kranzern mithalten.» In dieser Saison will er noch am Nordwestschweizerischen (noch unklar, ob und wann), am Basellandschaftlichen und am Herbstschwingfest im Freiamt seine schwingerische Klasse im Sägemehl zeigen. «Es gefällt mir, wie es gerade läuft. Ich will weiterhin Fortschritte machen, technisch und körperlich», so der 105 kg schwere und 1,85 m grosse Joho. Sein grosses Ziel: «Die Teilnahme an den ganz grossen Schwingfesten.» Und in Schwingkreisen ist man sich sicher: Wenn er so weitermacht und verletzungsfrei bleibt, dann wird dieser Traum auch in Erfüllung gehen.

Beim Schwingklub Freiamt passt es ihm bestens. Von allen Trainern und Klubmitgliedern – besonders den Döbeli-Brüdern – spürt er eine grosse Unterstützung. Im Training und an den Schwingfesten. «Tolle Jungs, tolles Team», so Joho.

Fanta und Milch

Zurück zu seinen persönlichen Vorlieben, die er im «Schlussgang» publik machte. Cordon bleu, Pommes frites und asiatisch isst er am Liebsten, sein Lieblingsbuch heisst «Nichts – was im Leben wichtig ist» und als Lieblingsgetränk gibt er Fanta und Milch an. Dieser Zeitung erklärt der Mann mit Schuhgrösse 45 noch einen witzigen Fakt. Als er in Lenzburg seinen ersten Kranzgewinn feierte, fragte ihn seine Freundin, was denn ein Kranz genau ist. «Ich habe es ihr dann sanft erklärt», lacht Joho. Bald wird sie besser wissen, was ihr Freund im Sägemehl so treibt, denn die Kränze werden in Zukunft höchstwahrscheinlich häufiger zu feiern sein.


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