Austritte genehmigt
07.05.2021 WohlenKESD Bezirk Bremgarten
Das Anliegen ist schon länger bekannt: Die Gemeinden Berikon und Villmergen wollen den Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten (KESD) verlassen und dann ihren eigenen Dienst aufbauen.
Ein solches Begehren ist eher selten. ...
KESD Bezirk Bremgarten
Das Anliegen ist schon länger bekannt: Die Gemeinden Berikon und Villmergen wollen den Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten (KESD) verlassen und dann ihren eigenen Dienst aufbauen.
Ein solches Begehren ist eher selten. Trotzdem erteilten die Abgeordneten an ihrer Tagung in Wohlen grünes Licht – fast einstimmig. Berikon und Villmergen zählen ab Anfang 2023 nicht mehr zum Gemeindeverband. «Wir legen trotzdem Wert auf regionale Zusammenarbeit», sagte Villmergens Gemeindeammann Ueli Lütolf. Nun halt in anderen Bereichen. Berikon gab dagegen an der Abgeordnetenversammlung keine weitere Erklärung ab. --dm
Freipass für zwei Gemeinden
Abgeordnetenversammlung des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes des Bezirks Bremgarten
Die Abgeordneten haben Berikon und Villmergen die angestrebte Freiheit zugestanden. Beide Gemeinden dürfen den Kindesund Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten auf Ende 2022 verlassen. Eine grosse Diskussion war nicht erwünscht. Beide Gemeinden wagen nun den Alleingang.
Daniel Marti
«Die Gemeinde Villmergen steht ein für regionale Zusammenarbeit, wir leben Solidarität vor.» Dies sagte Villmergens Gemeindeammann Ueli Lütolf vor den Abgeordneten des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes des Bezirks Bremgarten. Aber eine Zugehörigkeit zum Gemeindeverband KESD kann man sich in Villmergen nicht mehr vorstellen. «Eine Vertrauensbasis ist nicht mehr gegeben, diese ist zerstört.» Die Gemeinde Villmergen will den Dienst selber aufbauen. An der Gemeindeversammlung im vergangenen Herbst bestärkte das Stimmvolk den Gemeinderat, diesen Weg alleine zu gehen.
Negative Auswirkungen meistern
Seit dem Wechsel auf dem Posten des Geschäftsleiters herrschte Uneinigkeit, die jetzt zur angestrebten Trennung führte. Nun mussten die Abgeordneten des Kindes- und Erwachsenenschutzdienstes des Bezirks Bremgarten das Begehren von Berikon und Villmergen bestätigen und die beiden Austritte bewilligen. «Wenn allenfalls eine Gemeinde den Gemeindeverband nicht verlassen darf, dann wäre das komisch», so Lütolf weiter. «Bitte akzeptieren Sie diesen demokratischen Entscheid.»
Damit war eigentlich alles gesagt. Die Vertretung aus Berikon, das ebenfalls den Alleingang sucht, hatte dem nichts anzufügen. Und vom KESD-Vorstand kam kein Widerstand. Präsident Arsène Perroud erinnerte daran, dass die Austritte negative Auswirkungen für den Gemeindeverband haben. Die heutige Grösse des KESD sei effizient. Aber im Bestehen sei der Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten nicht gefährdet. «Sollte es allerdings weitere Austritte von Gemeinden mit grossen Fallzahlen geben, kann das zu Schwierigkeiten führen.»
Nach den Austritten der beiden Gemeinden wird eine Kostensteigerung von drei bis vier Prozent für die verbleibenden 15 Gemeinden prognostiziert. «Aber der Vorstand stellt keinen Antrag», so Perroud, da die Austrittsanträge eine reine politische Angelegenheit seien.
Politische Diskussion nicht erwünscht
Diese angeregte politische Diskussion fand kaum statt. Man könne diese Entscheide nicht mehr rückgängig machen, meinte Mike Stoll von der Gemeinde Eggenwil. Die Zusammenarbeit unter Gemeinden gehe allerdings in eine andere Richtung, darum könne er den Entscheid nicht verstehen. Aber sein Anstoss zur Diskussion wurde trotzdem nicht aufgenommen. Die Abgeordneten wollten über die Anträge nicht diskutieren. Von 68 Stimmen – die Gemeinden Büttikon und Jonen fehlten – ielen 66 für die Austritte aus. Eggenwil (2 Stimmen) enthielt sich der Stimmabgabe.
Somit sind die Austritte von Berikon und Villmergen besiegelt. Ueli Lütolf bedankte sich und wünschte dem KESD des Bezirks Bremgarten «alles Gute für die weitere Arbeit». Und Berikon? «Wir sind an der Arbeit, den Dienst in Berikon neu aufzugleisen, wir sind sicherlich noch nicht so weit wie Villmergen», sagte Rosmarie Groux, Vizeamtsfrau und Gemeinderätin von Berikon. Villmergen strebt einen Dienst an, der zusammen mit dem Sozialen Dienst praktisch Tür an Tür unter dem selben Dach funktioniert.
Und KESD-Präsident A rsène Perroud versicherte, dass der Vorstand die beiden Austritte professionell umsetzen werde. Damit findet die Krisenzeit rund um die KESD-Zugehörigkeit eine Ende. Nun sind es ab 2023 noch 15 Gemeinden, die zum Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten zählen.
Ob Villmergen und Berikon in Zukunft allenfalls Partnerschaften mit ihrem neuen Dienst eingehen werden, das steht noch in den Sternen. In Berikons Nachbarschaft wagt auch die Gemeinde Rudolfstetten den Alleingang. Und in Villmergen ist man offen. «Wenn andere Gemeinden bei uns anklopfen», so die verantwortliche Gemeinderätin Rosmarie Schneider, «dann sind wir offen. Aber wir gehen nicht aktiv auf andere Gemeinden zu.»
Rechnung von 90 000 Franken unter dem Budget
Der KESD in seiner jetzigen Grösse funktioniert jedenfalls. Der Jahresbericht schreibt hauptsächlich gute Zahlen. Im Jahr 2020 wurden 1026 Mandate geführt (70 mehr als im Vorjahr). Es gab 65 Pflegeplatzaufsichten und 205 Fälle im Kompetenzzentrum mit Beratung und Abklärung. Die Fallzahlen im Bezirk Bremgarten sind unter dem Aargauer und Schweizer Durchschnitt. Und die Kosten sind gegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.
Auch der Umbau des Empfangsbereichs am Sitz in Anglikon ist gelungen. Mit Kosten von 27 000 Franken wurde der Kredit sogar unterschritten. Dies hat auch dazu beigetragen, dass die Jahresrechnung 2020 recht gut ausgefallen ist. Bei einem Aufwand von 4,07 Millionen Franken wurde das Budget um rund 90 000 Franken unterschritten. Und bei den Beratungen und Abklärungen wurde sogar gegenüber dem Budget eine Punktlandung erzielt.