Die Kraft wirken lassen
30.04.2021 WohlenStart zur neuen Sonderausstellung im Strohmuseum im Park: «A Breeze of Straw – eine Trilogie im Raum»
Es ist eine künstlerische Annäherung an das Material Stroh. Entstanden ist eine Rauminstallation mit drei Werken. Die Zürcher ...
Start zur neuen Sonderausstellung im Strohmuseum im Park: «A Breeze of Straw – eine Trilogie im Raum»
Es ist eine künstlerische Annäherung an das Material Stroh. Entstanden ist eine Rauminstallation mit drei Werken. Die Zürcher Künstlerin Martina Vontobel will damit Neugier wecken und Inputs geben. Übermorgen Sonntag erfolgt der Ausstellungsstart.
Daniel Marti
Eine Ausstellung mit Kunst. Dieses Ziel, vielleicht auch ein kleiner Traum, verfolgt Petra Giezendanner, seit sie als Museumsleiterin für das Strohmuseum im Park verantwortlich ist. «Kunst kann viele Aspekte zeigen», weiss sie. Kunst und Stroh – dieser Ansatz, diese Auseinandersetzung wurde jedoch bisher im Strohmuseum noch nicht in dieser Weise gewagt. Denn die Konzentration liegt auf dem Haus, bei der Historie.
Kunst und Stroh – diese Verbindung hat nicht nur ihren Reiz, sondern sie ist auch eine Herausforderung. Diese Konstellation muss auch zur Person passen. Und weil Petra Giezendanner die Arbeiten und die Herangehensweise von Martina Vontobel bestens kennt, ist die Zusammenarbeit mit der Zürcher Künstlerin fast schon logisch. «Für sie ist das Material wichtig. Sie kann mit Raum arbeiten. Und ihre Arbeiten und Werke sind Erlebnisse», sagt die Museumsleiterin über die Künstlerin und ihr Schaffen.
Der Raum soll Klingen
Vor zwei Jahren begann die Planung für die Sonderausstellung «A Breeze of Straw – eine Trilogie im Raum». Eine wunderbare Bezeichnung. Eine Brise Stroh. Und das im Strohmuseum. Entstanden ist eine Komposition aus drei grossformatigen Werken aus Stroh. Raumgreifend, ästhetisch, ein Zusammenspiel aus Dynamik und Statik. Sie habe zuvor noch nie mit Stroh gearbeitet, sagt die Künstlerin. Aber hier im Strohmuseum habe sie etwas entwickeln können. Mit ihren Werken will sie jeweils einen Dialog ermöglichen. Denn Kunst ist auch Sprache. «Der Raum ist ein Resonanzkörper», erklärt Vontobel. Und dieser soll zum Klingen gebracht werden. Die Besucherinnen und Besucher kommen in der Regel wegen der Dauerausstellung ins Museum. Deshalb sieht die Künstlerin ihre Trilogie als eine Art Mehrwert. Eine Installation zum Innehalten, zum Wirkenlassen.
Gewiss, das imposante Haus, der Park, die Örtlichkeiten, die Dauerausstellung – dies alles spielt für Martina Vontobel eine wesentliche Rolle. Damit hat sie sich intensiv auseinandergesetzt, «aber der Schwerpunkt liegt beim Stroh». Und mit ihrer Trilogie stelle sie einen aktuellen Zusammenhang her. Von der Dauerausstellung sei sie berührt, gibt sie zu. Deshalb möchte sie diesem Erbe mit ihrem Werk «etwas entgegenhalten. Versuchen, Inputs zu geben.» Und das ist auch die Herausforderung, denn Stroh ist als Material «so brüchig und verletzlich».
Kein Spektakel erwünscht
Im Bewusstsein, dass das Material eben besonders ist, suchte die Künstlerin Nähe. In Maschwanden, an der Grenze der Kantone Zürich und Aargau, fand sie landesweit den einzigen Ort, an dem professionell Stroh angebaut wird. Dort spürte sie auch, dass Stroh nicht nur mit der Nostalgie zu tun hat. «Man kann Stroh erleben», weiss sie heute, «und Stroh ist ein grosses Kulturgut.» Unter diesem Gesichtspunkt gewinnt ihre Trilogie noch weiter an Bedeutung.
Berühren darf man die Werke eigentlich nicht. Sie wolle kein Spektakel, keine überrissenen Schlagzeilen, die dann plötzlich das historische Haus übertönen. Die Künstlerin will Wirkung erzielen – dann ist das persönliche Ziel erreicht. Eine gewisse Dynamik sei doch vorhanden, findet sie. Die drei Werke funktionieren tatsächlich miteinander.
Beim Betrachten sollen sich Besucherinnen und Besucher eben Zeit nehmen, sagt sie und bewegt sich an den Eingang des Raums. Wenn man in den Raum kommt, soll das grosse Strohwerk die Menschen anziehen, ins Werk förmlich hineinziehen. «Diese Kraft muss man einfach wirken lassen», ergänzt Museumsleiterin Petra Giezendanner.
Sogar ein Erlebnisraum
Mit der Trilogie möchte Vontobel, sie ist studierte Textildesignerin, dem Publikum eine Auseinandersetzung mit dem Werkstoff ermöglichen. Das ist ihr zweifellos gelungen. Die einzelnen Arbeiten rücken dabei unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund. Wie von der Museumsleiterin erwähnt, die Arbeiten der Zürcherin sind Erlebnisse. Oder gar noch mehr? Die Trilogie fügt sich zu einem Erlebnisraum zusammen, wobei jedes Werk seinen Teil zum Ganzen beisteuert, glauben die Künstlerin und die Museumsleiterin. «Und Kunst kann vielschichtiger erzählen als die Sprache», betont Martina Vontobel.
Eröffnung am Sonntag
Aufgrund der Pandemie wurde das Format der Vernissage angepasst: Die neue Sonderausstellung «A Breeze of Straw» kann ab übermorgen Sonntag, 2. Mai, 12 Uhr, besichtigt werden. Der Eintritt ist frei. Ansprachen finden – nur bei guter Witterung – um 12.45 Uhr im Freien statt. – Information zur Durchführung der Ansprachen über www.strohmuseum.ch.