«Der Ring bringts»
07.04.2021 Fischbach-GöslikonNiederwil und Fischbach-Göslikon orientierten über die Zukunft der Wasserversorgung
Noch bietet das Gebiet im Karrenwald genug Grundwasser, um die beiden Gemeinden zu versorgen. Aber das Vorkommen sinkt. Und wie es in 20 oder 30 Jahren aussieht, kann niemand ...
Niederwil und Fischbach-Göslikon orientierten über die Zukunft der Wasserversorgung
Noch bietet das Gebiet im Karrenwald genug Grundwasser, um die beiden Gemeinden zu versorgen. Aber das Vorkommen sinkt. Und wie es in 20 oder 30 Jahren aussieht, kann niemand sagen. Beide Gemeinden möchten sich darum dem Projekt «Wasser 2035» anschliessen.
Chregi Hansen
Für den Niederwiler Gemeinderat Norbert Ender ist die Rechnung ganz einfach. «Wir zahlen in Zukunft den gleichen Preis, erhalten aber deutlich mehr Sicherheit», sagt er am Schluss des Infoabends. In der Nachbargemeinde Fischbach-Göslikon sieht es etwas anders aus. Die notwendigen Anschlüsse an die geplante Ringleitung könnten eine Erhöhung des Wasserpreises nach sich ziehen. «Aber wir liegen jetzt so tief, das können wir verkraften», ist Gemeinderat Thomas Rohrer überzeugt.
Für beide Gemeinden ist darum klar: Sie möchten der geplanten Interkommunalen Anstalt Wasser 2035 beitreten. «Der Ring bringts», ist ihr Motto. In beiden Orten wird im Sommer darüber abgestimmt. Im Vorfeld haben beide Gemeinden zu einem Infoabend geladen – die Beteiligung blieb aber mässig. «Solange das Wasser fliesst, wenn man den Hahn öffnet, interessiert das Thema leider eher wenig. Wir finden es aber wichtig, über ein so umfangreiches Projekt im Vorfeld im Detail zu informieren», sagt Christian Huber, der Niederwiler Gemeindeschreiber.
Anfrage aus Niederwil gab Ausschlag für das Projekt
Tatsächlich haben Niederwil und Fischbach-Göslikon bislang keine Probleme mit ihrer gemeinsamen Wasserversorgung. «Noch hat es im Karrenwald genug Grundwasser und wir blieben von Ausfällen verschont», machte Ender deutlich. Allerdings: Die Winter sind inzwischen zu wenig feucht, um das im Sommer verbrauchte Wasser wieder aufzufüllen. «Das Vorkommen nimmt stetig ab, der Verbrauch hingegen immer zu», so Ender. Kommt dazu, dass das gesamte Netz der beiden Dörfer «eingleisig» aufgebaut ist. Ein Ausfall beispielsweise zwischen Grundwasserpumpwerk und Reservoir hätte gravierende Folgen. Dies umso mehr, als kein Anschluss an eine andere Wasserversorgung besteht.
Schon 2013 haben die Gemeinden darum in Wohlen angeklopft, um einen möglichen Anschluss zu prüfen. Die Anfrage war schliesslich der Auslöser für das Projekt «Wasser 2035». Weil immer mehr Gemeinden Wohlen um Hilfe gebeten haben, wurde ein neuer Ansatz gesucht. Ziel ist es, eine Ringleitung durch das Bünz- und das Reusstal zu bauen mit Anschluss an die reichen Grundwasservorkommen in der Nähe von Lenzburg.
Etliche Investitionen nötig
Für Ingenieur Martin Schibli handelt es sich um die richtige Variante. «In den nächsten Jahren dürfte das Wasser noch reichen. Doch solche Projekte brauchen viel Zeit, darum muss man Jahrzehnte vorausdenken», sagte er am Infoabend in Niederwil. Spätestens ab 2035 droht im Gebiet ein Wassermangel. «Dann müssen wir uns wieder überlegen, wo wir sparen. Beim Autowaschen? Beim Duschen? Beim Wässern des Gartens? Oder beim Auffüllen der Pools?», schaut Schibli voraus. So weit soll es nicht kommen. Und dank der neuen Ringleitung erhält man nicht nur Anschluss an reiche Grundwasservorkommen, sondern erhöht gleichzeitig die Versorgungssicherheit. Da die Gemeinden dann über zwei Seiten angeschlossen sind.
Damit das System aufgebaut werden kann, müssen genügend Gemeinden mitmachen. Bislang sind noch 23 Gemeinden respektive Verbände mit an Bord. Die meisten Gemeinden werden an ihrer Versammlung im Sommer über das Vorhaben abstimmen. «Das Ganze lässt sich auch finanzieren, wenn einige wenige nicht mitmachen», erklärt der Projektleiter. Aber es werde natürlich etwas teurer. Er ist aber überzeugt davon, dass fast alle Gemeinden die Vorteile erkennen und der neuen Anstalt beitreten wollen. Dies umso mehr, als alle Anlagen im Besitz der Gemeinden bleiben, nichts verloren geht.
Gratis gibt es diese Sicherheit aber nicht. Insgesamt wird mit Investitionen in der Höhe von 24 Millionen Franken gerechnet. Was das für die einzelnen Gemeinden bedeutet, machten Norbert Ender und Thomas Rohrer für ihre Dörfer deutlich. Auf Niederwil warten Investitionen in der Höhe von 1,31 Millionen, auf Fi-Gö von 712 000 Franken. Die Mitgliedschaft in der Interkommunalen Anstalt zieht weitere Fixkosten nach sich. Darum überlegt man sich in Niederwil, das ganze Jahr über Wasser aus der neuen Ringleitung zu beziehen. Das ist zwar teurer als das eigene Wasser im Karrenwald, dafür können sich diese Vorkommen erholen. «Und im Sommer, wenn die Belastungsspitzen erreicht werden, können wir dieses Wasser ins System einspeisen und erhalten dafür Geld», erklärt er.
An kommende Generationen denken
«Ja, Wasser 2035 kostet die Gemeinden etwas, aber für die Endkunden hält sich die Belastung in Grenzen», fügte Schibli an. So beträgt der Preis in Niederwil 1 Franken, in Fischbach-Göslikon 40 Rappen. Pro Kubikmeter wohlgemerkt. Also für 1000 Liter. «Und jetzt vergleichen Sie dies mit dem Preis, den Sie im Laden für einen Liter Wasser zahlen», so Schibli weiter. Zudem verfügt die Schweiz fast überall über eine sehr gute Trinkwasserqualität. Und das soll auch nach dem Jahr 2035 so bleiben.
«Wir sind im Jahr 2013 gestartet, jetzt geht es erst an die Abstimmung. Bis gebaut wird, vergeht nochmals Zeit. Daran sieht man, dass man vorausschauend planen muss», so Schibli. Das sieht Ender ähnlich. «Wir haben in Niederwil heute und morgen noch keine Probleme. Aber wir müssen an die nächste und übernächste Generation denken», sagt er. Und auch Thomas Rohrer spricht von einem klaren Mehrwert für die Gemeinde. Darum stehen er und sein Niederwiler Amtskollege voll hinter diesem Projekt. Und hoffen auf ein Ja der Stimmbürger.