Das Dorf gezielt weiterentwickeln
23.02.2021 KelleramtDer Gemeinderat stellt seine Zukunftsvision vor
Der Arner Gemeinderat hat die Planungsunterlagen der Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland verabschiedet und dem Kanton zur Vorprüfung und dem Regionalplanungsverband zur Stellungnahme geschickt. Er setzt ...
Der Gemeinderat stellt seine Zukunftsvision vor
Der Arner Gemeinderat hat die Planungsunterlagen der Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland verabschiedet und dem Kanton zur Vorprüfung und dem Regionalplanungsverband zur Stellungnahme geschickt. Er setzt auf einen Mix aus Mehr- und Einfamilienhäusern und möchte die Wohnqualität mittels Siedlungsbegrünung steigern.
Roger Wetli
Das räumliche Entwicklungsleitbild von Arni umfasst 54 Seiten. Es zeigt auf, wo das Dorf heute steht und in welche Richtung es sich künftig im Bereich Siedlung und Kulturland wandeln könnte. Lag die Einwohnerdichte vor 16 Jahren noch bei 41,5 Personen pro Hektare, sind es heute 50,5 Personen. Gemeindeammann Heinz Pfister ist damit sehr zufrieden: «Seit der letzten Revision der Nutzungsplanung im Jahr 2005 wurden mehrere dichte Überbauungen realisiert. Arni zählt im Regionalplanungsverband Mutschellen-Reusstal-Kelleramt somit zu den wenigen Gemeinden mit den meisten Einwohnern pro Hektare.» Hier sei demnach das verfügbare Bauland sehr gut ausgenutzt und früher nur sparsam eingezont worden.
Gute Mischung angestrebt
Die Gemeinde möchte künftig auf einen Mix aus Mehr- und Einfamilienhausquartieren setzen. Gebäude mit mehreren Wohnungen sind besonders im Zentrum entlang der Kelleramt- und Zürcherstrasse geplant. Hier sind die Wege zu den Bushaltestellen sehr kurz. Von einer absoluten Verdichtung des Dorfes sieht der Gemeinderat aber bewusst ab. «Der Dorfcharakter soll dadurch erhalten bleiben», so Pfister. «Würde in allen Gebieten die Verdichtung noch mehr vorangetrieben, wird Arni städtisch.» Das sei nicht das Ziel des Gemeinderats, weshalb nur an den Orten enger und höher gebaut werden soll, wo es verträglich ist.
Zugunsten einer ausgeglichenen Wohnstruktur sollen in beschränktem Mass auch die Bedürfnisse für grosszügige, freistehende Einfamilienhäuser befriedigt werden können. «Dabei ist zu beachten, dass Arni mit den baldigen Überbauungen in den Gestaltungsplänen sogar um einiges über den ambitiösen Zielvorgaben des kantonalen Richtplans für 2040 liegen wird», so Pfister. Damit die Nachfrage an qualitativ hochwertigen Eigenheimen auch zukünftig bedient und damit ein positiver Beitrag zum Steuersubstrat geleistet werden könne, sei es wichtig, dass in Arni auch diese Wohnform möglich ist.
Neue Bauzone erwünscht
Ein ganz neues Einfamilienhausquartier ist im Gebiet Gjuchstrasse geplant. Zuvor gibt es zwei Herausforderungen zu meistern: Diese Parzellen sind noch nicht als Bauzonen ausgewiesen und bestehende unbebaute Gebiete eignen sich nicht für eine Auszonung, da sie bereits gut erschlossen sind. Als Lösung sieht der Gemeinderat die Idee der Baulandbörse. Diese sei theoretisch im kantonalen Richtplan vorgesehen. «Der Mechanismus dahinter wurde jedoch noch nicht genau entwickelt, weshalb sich bisher viele Gemeinden und sogar der Kanton sträubten, dieses aufwendige Thema anzugehen», mutmasst Pfister.
Der Gemeinderat verlangt hierzu im Rahmen der Nutzungsplanungsrevision konkrete Antworten der kantonalen Behörden. «Sollten die vorgesehenen Baulandabtausche generell nicht möglich sein, wären die übergeordneten rechtlichen Grundlagen nicht korrekt», so der Ammann. «Fraglich bleibt somit nur, für welche Art von Bauten Bauland abgetauscht werden darf.»
Ein anderes bisher ungelöstes Bedürfnis ist in Arni die Nachfrage nach zusätzlichen Parkplätzen. Der Gemeinderat möchte deren Anzahl wo möglich ausbauen. «Es gibt hier keine wirklich öffentlichen Parkplätze wie blaue Zonen oder Ähnliches», erklärt das Gemeindeoberhaupt. «Die Parkplätze im Gemeindezentrum stehen für die Besucher der Gemeindeverwaltung, des Friedhofs und der Schule zur Verfügung. Ziel ist es, zukünftig öffentliche Parkplätze schaffen zu können.» Diese könnten entweder mit Markierungen auf bestehenden Strassen oder durch neue Parkplatzanlagen zustande kommen. Es sei vorstellbar, dass ein komplett gemeindeübergreifendes Konzept erstellt werde.
Zusätzlichen Wohnraum schaffen
Laut den Behörden ist Arni eine Gemeinde, in der der Schwerpunkt auf das Wohnen und nicht auf das Arbeiten gelegt wird. So konnten in den letzten Jahren Gewerberäumlichkeiten in der Gewerbezone nur mit grosser Mühe vermietet oder verkauft werden. «Dieses Bedürfnis nimmt weiter ab. Während Wohnraum hingegen gefragter denn je ist», stellt der Gemeindeammann fest. Der Gemeinderat möchte deshalb das heute reine Gewerbegebiet Stockacker in eine Wohn- und Gewerbezone umwandeln. Zudem soll der Ortseingang von Osten her mit neuen Bauten attraktiver gestaltet werden. «Die Option für Gewerbe im Gebiet Stockacker bleibt mit der geplanten Auslegung weiterhin möglich», versichert Pfister. «In der neu geplanten Wohn- und Arbeitszone sind Gewerbe-, Dienstleistungsbetriebe oder kleine Verkaufsgeschäfte erwünscht.»
Lebensqualität erhöhen
Bei all den Vorhaben soll Arni aber als Arni erkennbar bleiben. Es dürfe nicht zugelassen werden, dass um jeden Preis eine absolute Verdichtungspolitik betrieben werde. Der Gemeinderat strebt nach einer bestmöglichen Siedlungs- und Überbauungsqualität.
Dazu zählt auch, dass die Grünräume in den Quartieren mit einheimischen Gewächsen bepflanzt werden. Dies könnte als Vorgabe in die Bauund Nutzungsordnung einfliessen. «In den privaten Gärten kommen immer mehr Pflanzen ausländischer Herkunft zum Einsatz», weiss Heinz Pfister. «Bereits jetzt gibt es grundsätzlich Vorschriften, dass mehrheitlich einheimische Bäume, Obstbäume und Feldgehölze zu verwenden sind. Für bereits bestehende Gartenanlagen ist die Einflussmöglichkeit der Gemeinde jedoch sehr beschränkt.»
Das typische Landschaftsbild von Arni will der Gemeinderat stärken, indem er Hochstammobstbäume fördert. Dazu sollen die noch übrigen Bestände dokumentiert und geschützt werden. «Es wäre schön, wenn sich die Landwirte für eine Aufforstung des Bestandes einsetzen würden», so der Ammann. «Welche Anreizsysteme allenfalls umgesetzt werden können, ist Bestandteil der Nutzungsplanungsrevision.»
Erholungsgebiete besser erschliessen
Um die Wohnqualität zusätzlich zu steigern, setzt sich der Gemeinderat im Quartier Altweg für einen Fussweg mit Anbindung in das Kulturland ein. Dies, weil noch eine Verbindung zum Flurweg im Gebiet Nörggel/ Schwedi fehlt. Bis es so weit ist, gilt es einige Hürden zu nehmen. «Neue Wegverbindungen sind bewilligungspflichtig und durch den Kanton absegnen zu lassen. Ein entsprechendes Bauprojekt wäre auszuarbeiten. Zudem müssen die Investitionen dem Souverän beantragt und ein Verpflichtungskredit eingeholt werden.»
Im Seegaden soll zudem ein Biotop aufgewertet und der Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Einen genauen Zeitplan dafür gibt es noch nicht. Die Idee solle in den nächsten 15 bis 20 Jahren entwickelt werden. «Danach würde der Bevölkerung ein weiteres erschlossenes Naherholungsgebiet zur Verfügung stehen», freut sich Heinz Pfister.
Die Planungsunterlagen gehen jetzt an den Kanton. Dessen Vorprüfung geschieht in diesem Frühling. Danach ist eine öffentliche Mitwirkung vorgesehen.