Auf Fredy Zobrist folgt Widmer
22.01.2021 WohlenEr ist eine wahre Institution. In Verkehrsfragen schier unschlagbar. Der Bremgarter Fredy Zobrist prägte die Kommission Öffentlicher Verkehr und war eine grosse Stütze für die Replas Oberes Freiamt und Unteres Bünztal. Nun gibt er das Präsidium an Reto Widmer aus ...
Er ist eine wahre Institution. In Verkehrsfragen schier unschlagbar. Der Bremgarter Fredy Zobrist prägte die Kommission Öffentlicher Verkehr und war eine grosse Stütze für die Replas Oberes Freiamt und Unteres Bünztal. Nun gibt er das Präsidium an Reto Widmer aus Wohlen ab. --dm
Wie ein Lokführer fürs Freiamt
Fredy Zobrist, Präsident der Kommission Öffentlicher Verkehr, von den Replas verabschiedet
Verbesserungen, Anschlüsse, Verbindungen, Schnellzüge. All das ist im Freiamt bei Fredy Zobrist in besten Händen. Der öffentliche Verkehr ist seine Leidenschaft. Nun zieht er sich nach knapp 40 Jahren als Kommissionspräsident zurück.
Daniel Marti
«Es ist enorm wichtig, dass man langfristig denkt und viel Geduld hat», sagt Fredy Zobrist. Er muss es ja wissen. Seit 1983 setzt sich der Bremgarter für den öffentlichen Verkehr ein. Er entwickelte sich zur Fachkraft, zum Experten, der den Oberen in Aarau oder der SBB eine ganze Menge Respekt abverlangt hat. Nun geht der Freiämter Bahnexperte. Er übergibt den Präsidentenposten der Kommission Öffentlicher Verkehr an den Wohler Reto Widmer.
Der Strom, der Lokführer, der Mechaniker
Die beiden Regionalplanungsverbände Oberes Freiamt und Unteres Bünztal definieren im Rahmen eines Leistungsvertrages die Aufgaben für die Kommission, die sich mit allen strategischen Veränderungen befasst. Und hier war Zobrist der Chef. Seit 1983. Seit 38 Jahren steuert er die Freiämter Begehren wie einen Zug durch die vielen Weichenstellungen. Grund genug, ihn würdig zu verabschieden. Das taten Pius Wiss, Gemeindeammann von Dietwil und Präsident der Repla Oberes Freiamt, und Arsène Perroud, Gemeindeamman von Wohlen und Präsident der Repla Unteres Bünztal.
Seit 1983 sei dieser Zug mit Zobrist immer am Fahren gewesen, so Perroud. «Zobrist war der Strom, der die Maschinen angetrieben hat. Er war der Lokführer, der steuerte. Er war der Mechaniker, um eine Reparatur vorzunehmen, wenn die Maschine ausfiel.» Eine schöne Beschreibung. Nun steigt Fredy Zobrist aus diesem Zug aus. «Dieser Zug hat mächtig Fahrt aufgenommen», so Perroud weiter. Und mit dem Südbahn-Express habe erst kürzlich ein wichtiger Erfolg verbucht werden können. «Ein Erfolg, den wir Fredy Zobrist zu verdanken haben.»
Perroud nannte mit der Stärkung der Linie 653 ein weiteres wichtiges Ziel, «um die Region attraktiv zu halten». Dies gilt für das obere Freiamt wie auch für das untere Bünztal.
Zum Wohl der Freiämter Bevölkerung
Der Zobrist-Express war nicht immer nur vorwärts unterwegs. Manchmal brauchte es einen Schritt zurück, manchmal einen Marschhalt. «Mit Beharrlichkeit, Engagement und grossem Fachwissen» habe er sich immer für die Interessen des Freiamts eingesetzt, betonte Perroud weiter. «Die Anbindung an die wirtschaftlichen Zentren und an das übergeordnete Schnellzugsnetz sind sehr wichtig für die Entwicklung des Freiamts.»
Zobrist sei den Verantwortlichen auch mal unangenehm auf die Füsse gestanden, aber seine Kenntnisse haben ihn zum geschätzten Verhandlungspartner gemacht. Und die Freiämter ÖV-Kommission sei die aktivste im ganzen Kanton, und dies stets zum Wohl der Freiämter Bevölkerung, sagte Perroud abschliessend.
«Es kommt viel Gutes aus dem Freiamt»
Dem konnte sich Pius Wiss nur anschliessen. Er habe Zobrist stets als «sehr aktiven ÖV-Vertreter» wahrgenommen. Für das obere Freiamt sei die Einführung der Flirt-Züge «nach langen Verhandlungen ein Erfolg gewesen», so Wiss. Die Direktverbindungen ins Tessin und nach Zug, die Einführung des durchgehenden Halbstundentaktes sowie Verbesserungen bei den Busverbindungen sind für das Oberfreiamt wesentlich. Und Fredy Zobrist zu verdanken. Die Repla Oberes Freiamt schätzte seinen langjährigen und sehr grossen Einsatz sehr. Die Menschen am Lindenberg konnten laut Wiss von den Tätigkeiten und von der Initiative von Fredy Zobrist mehrfach profitieren.
Und dieser gab die Komplimente gerne zurück. «Ohne die Unterstützung der Replas hätte vieles nicht funktioniert.» Es sei einfach stets eine grosse Arbeit gewesen, die Experten in Aarau zu überzeugen. «Aber», so Zobrist, «irgendwann haben sie dort gemerkt, dass viel Gutes aus dem Freiamt kommt.»
Auch andere Regionen profitierten von ihm
Und ja, dann bestätigte er es doch noch, die ÖV-Kommission habe unter seiner Führung viele Highlights erleben dürfen. «Und es ist schön gewesen, so lange an dieser Stelle wirken zu können. Ich bin eben ein ÖV-Mensch.»
Nun geht der Job über an Reto Widmer. Und der hat natürlich nur lobende Worte für seinen Vorgänger. Nur schweren Herzens werde Fredy Zobrist verabschiedet. Der Gründer der ÖV-Kommission Freiamt sei ein Stratege und Initiator, ja das pulsierende Herz der Kommission, so Widmer über Zobrist.
Durch seine lange Erfahrung als Betriebschef der früheren Bremgarten-Dietikon-Bahn kannte Fredy Zobrist das System Öffentlicher Verkehr auf Schiene und Strasse in- und auswendig. «Unzählig sind seine Verdienste für den öffentlichen Verkehr und die Ausflugskultur im Dreieck Aarau–Zürich–Arth-Goldau.» Von seinem langjährigen Wirken durften auch ans Freiamt angrenzende Regionen oft profitieren. Schnellzüge, Sagenweg, Tourismus-Förderungsprogramm Erlebnis Freiamt, Extrabusse sind nur ein paar weitere Beispiele.
Fredy Zobrist habe entscheidende Eckpfeiler eingeschlagen, so Reto Widmer weiter. Seine Kapazität sei schier unersetzlich. «Und die Zusammenarbeit mit Fredy Zobrist war einfach ein Idealfall.»
«Den Schwung weiterziehen»
Reto Widmer, neuer Präsident der ÖV-Kommission
Er arbeitet in der Kommission Öffentlicher Verkehr bereits mit. Deshalb ist Reto Widmer ein geeigneter Nachfolger für den scheidenden Präsidenten Fredy Zobrist. Widmer hat klare Vorstellungen von der Zukunft.
Wie sehen Sie Ihre Aufgabe als künftiger Präsident der Arbeitsgruppe generell?
Reto Widmer: Meine Aufgabe sehe ich vor allem darin, die von Fredy Zobrist aufgegleisten Werke und Projekte weiterzuführen, sodass sie alle zu ihrer Realisierung beziehungsweise Vollendung gelangen können. Ich will den erfolgreichen Schwung, den unsere Kommission erlangte, ungebremst weiterziehen.
Wo werden Sie die Schwerpunkte setzen?
Das sind verschiedene und viele Schwerpunkte. Optimierung der Busanschlüsse im Freiamt, Ausbau des Busangebots, Finden von benutzergerechten Lösungen zur Erschliessung kleinerer Gemeinden im Freiamt, halbstündliche S-Bahnen nach Aarau, Beibehaltung der Direktzüge nach Zürich, mehr direkte S-Bahnen aus dem Oberfreiamt nach Zug, Halt aller S-Bahnen in Benzenschwil und Mühlau, Halt der SOB-Gotthardzüge in Rotkreuz, Ausbau des Südbahn-Express-A ngebotes Aarau– Arth-Goldau, Halt von Intercity-Zügen Zürich–Bern in Aarau und in fernerer Zeit direkte Schnellzüge von Basel via Aarau–Freiamt nach dem Tessin zur Stärkung der gesamten Region.
Was läuft gut, wo gibt es Nachholbedarf?
Im Moment läuft bei uns in der Kommission alles gut. Nachholbedarf sehe ich bei den genannten Schwerpunkten.
Und wie sehen Sie die Zusammenarbeit in den Replas? Ist das Verständnis vorhanden oder müssen Sie gelegentlich für Ihre Anliegen kämpfen, damit sie von den Repla-Delegierten auch aufgenommen werden?
Wir finden verdankenswerterweise grossen Rückhalt und viel Verständnis sowie grosse Unterstützung bei den Repla-Delegierten. Sie wollen meist dasselbe wie wir. Noch immer konnten wir uns im gemeinsamen Gespräch finden. Die Delegierten schenken uns Vertrauen, was wir sehr schätzen. --dm