Kapazität als Reserve
18.12.2020 WohlenKanti Wohlen
Er wollte den Ausbau-Fokus stärker auf die Kanti Wohlen richten. Grossrat Roland Vogt holte nur neue Erkenntnisse ab.
Die Aargauer Mittelschulen brauchen viel mehr Platz. Mittlerweile fehlen Schulräume für über 10 ...
Kanti Wohlen
Er wollte den Ausbau-Fokus stärker auf die Kanti Wohlen richten. Grossrat Roland Vogt holte nur neue Erkenntnisse ab.
Die Aargauer Mittelschulen brauchen viel mehr Platz. Mittlerweile fehlen Schulräume für über 10 Abteilungen. Viel Kapazität hat es bei der Kanti Wohlen. Deshalb forderte SVP-Grossrat Roland Vogt, man soll das Potenzial der Kanti Wohlen stärker einfliessen lassen. Gemäss regierungsrätlicher Strategie soll der Ausbau nur elf Abteilungen umfassen. --dm
Mittlerer Ausbau – grosse Reserve
Grossrat und Vizeammann Roland Vogt setzt sich bei Ausbauplänen für stärkeren Einbezug der Kanti Wohlen ein
Von allen bestehenden Kantonsschulen im Aargau weist die Kanti Wohlen die grösste Ausbaukapazität auf. Diese Ausgangslage wollte Grossrat Roland Vogt in der regierungsrätlichen Strategie stärker einfliessen lassen. Mit überschaubarem Erfolg. Wohlen soll die Reserve bleiben – und liegt wohl zu wenig zentral.
Daniel Marti
Das Ausbaupotenzial der bestehenden Kantonsschulen müsse bei der regierungsrätlichen Strategie stärker miteinbezogen werden. Insbesondere ist hier die Kanti Wohlen gemeint. Dies fordern die Motionäre Suzanne Marclay-Merz (FDP) aus Aarau und der Wohler Roland Vogt (SVP). Dies mache wenig Sinn, antwortete der Regierungsrat bereits in seiner Stellungnahme.
Die Motion wurde am vergangenen Dienstag im Grossen Rat behandelt. Marclay und Vogt wandelten den Vorstoss in ein Postulat um, und der stellvertretende Regierungsrat Urs Hofmann sprach sich nicht gegen eine Überweisung aus. Das Postulat fand trotzdem keine Mehrheit. «Was eigentlich erstaunt», sagt Vogt. «Die Motion brachte dennoch zwei wichtige Erkenntnisse.»
«Weitere Mittelschulstärkung gefährdet Erfolgsgeschichte»
Erstens wurde transparent zu den Mittelschulstandorten Aarau und Wohlen kommuniziert und zweitens brachte der Vorstoss «neue und erstaunliche Erkenntnisse bezüglich der Anzahl Abteilungen für den Kanton Aargau». Entgegen dem Planungsbericht zum Standort Aarau hat die Regierung nun verlauten lassen, dass man am frei werdenden Schulhaus Zelgli nun doch Interesse zeige und es in die Planung aufnehme, «was den Vorstellungen von uns Motionären entspricht». Als Hauptargument wurde die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung, erarbeitet durch das Bundesamt für Statistik, genannt. «Gegenüber dem Vorjahr rechnet man nun von einem weiteren zusätzlichen Bedarf von 20 Abteilungen.» Dies bedeutet einen langfristigen Bedarf für rund 120 Abteilungen.
Vogt dazu: «Sollten diese Zahlen tatsächlich für den Kanton Aargau zutreffen, wäre das alarmierend und für viele Wirtschaftsvertreter schon fast eine Kapitulation des einmaligen dualen Bildungssystems.» Die Berufslehre sei eine Schweizer Lösung und habe sich in der Vergangenheit bewährt. «Eine weitere Stärkung und ein weiterer Ausbau der Mittelschule gefährdet diese Erfolgsgeschichte, was definitiv nicht der richtige Weg wäre.» Der SVP-Grossrat gibt zu bedenken, dass es auch an Qualität an der Mittelschule fehlt, «diese sollte vor einem weiteren Ausbau zuerst kritisch hinterfragt werden».
Welcher Reiseweg nach Wohlen ist zumutbar?
Immerhin: Das Ausbaupotenzial sämtlicher Standorte wurde noch aufgezeigt. Bei den bestehenden Standorten ist das Potenzial laut Vogt überschaubar. In Baden und Wettingen wäre nach einem Ausbau von je acht Abteilungen die Kapazität ausgeschöpft. In Zofingen hat es noch Reserven für sechs Abteilungen. Am Standort Aarau bei der alten Kantonsschule gibt es noch Kapazität für sieben Abteilungen und bei der neuen Kantonsschule wird das Schulhaus Zelgli neu dazukommen.
«Bleibt noch der Standort Wohlen, und hier ist das Potenzial gross, was dem Regierungsrat bewusst ist. Der geplante Ausbau von elf Abteilungen kann problemlos realisiert werden und es würden auch Kapazitäten für zusätzlich 30 Abteilungen bestehen», betont Wohlens Vizeammann. Jedoch passt dies nicht in die Strategie des Regierungsrates (siehe A rtikel unten). Die Regierung argumentiert damit, dass das natürliche Einzugsgebiet erweitert werden müsse, was für die betroffenen Schüler nicht zumutbar wäre. «Bleibt die Frage», folgert Vogt, «warum dies den Mittelschülern aus Mühlau, Dietwil oder Merenschwand zugemutet werden kann, aber ihren gleichaltrigen Kollegen aus der Region Lenzburg nicht? Ob es noch andere Gründe gibt?»
Kanti Wohlen: Reserve kann auch Stärkung bedeuten
Wie sieht Grossrat Vogt die Entwicklung der Kanti Wohlen? «Die Aussage des Regierungsrates, dass ein zusätzlicher Ausbau für weitere Abteilungen in Wohlen nicht die richtige Strategie sei, irritiert etwas», betont er. «Bei der Bildung werden zumutbare Begebenheiten für betroffene Schüler höher gewichtet als die finanzpolitische Lage für den Kanton Aargau.» Vogt erinnert an die Standortwahl der Kapo Aargau im Freiamt. Als der Standort Muri dem Standort Wohlen vorgezogen wurde, «rechtfertigte sich der Regierungsrat mit finanzpolitischen Argumenten. Da spielten Bedürfnisse oder Begebenheiten der betroffenen Bevölkerung keine zentrale Rolle.» Für die Kanti Wohlen wurde seitens der Regierung dargelegt, was langfristig möglich sei. Ein Ausbau von mehr als elf Abteilungen sei kein Thema, denn man möchte diesen Standort gerne als Reserve behalten. «Diese Aussage kann auch als Stärkung für die ganze Region gewertet werden», so Vogt, «darum sehe ich einer weiteren Entwicklung in Wohlen positiv entgegen.»
Die neuen Standorte
Im Kanton sollen zudem zwei neue Kantonsschulen entstehen. Im Mittelland und im Fricktal. Der neue Standort im Fricktal sei unbestritten, sagt Grossrat Roland Vogt. «Wo dieser allerdings erstellt werden soll, ist bis heute ungewiss. In Möhlin beispielsweise regt sich etwas Widerstand.»
Im Mittelland zwischen Aarau und Wettingen, womöglich in Lenzburg oder Brugg, soll eine weitere Kanti realisiert werden. Über diesen Standort entscheiden auch die Landeigentümer. «Der Kanton hat dort keine Reserven», so Vogt. «Zudem gibt es in Lenzburg durch die Ortsbürger Widerstand.» --dm



