Dabei beim Kamingespräch
16.10.2020 WohlenDie Sonderausstellung im Strohmuseum Wohlen wurde bis Ende Januar verlängert
Der Besuch des Wohler Museums lohnt sich in diesem Jahr besonders. Neben der sehenswerten Dauerausstellung vermag die Begegnung von Bally und Isler zu ...
Die Sonderausstellung im Strohmuseum Wohlen wurde bis Ende Januar verlängert
Der Besuch des Wohler Museums lohnt sich in diesem Jahr besonders. Neben der sehenswerten Dauerausstellung vermag die Begegnung von Bally und Isler zu faszinieren.
Chregi Hansen
Es waren spezielle Zeiten, damals, im Oktober 1939. Während die Schweiz noch in der Begeisterung über die eben zu Ende gegangene Landesausstellung in Zürich schwelgte, befand sich ein Teil von Europa bereits im Krieg, Am 1. September war Deutschland in Polen einmarschiert.
Auf der einen Seite also Jubel und Begeisterung, auf der anderen Seite tiefe Sorgenfalten. Das ist sozusagen die Gemütslage, als am 9. Oktober die Klingel in der Villa von Strohfabrikant Johann Rudolf Isler erklingt. Ein spontaner Besuch wird angekündigt. Der Schuhfabrikant Iwan Bally macht Islers die Aufwartung. Die beiden Patrons setzen sich zu einem vertrauten Gespräch ins Kaminzimmer. Sprechen hier über den gelungenen Auftritt der Modeindustrie. Und die schwierige Situation, in der sie sich befinden.
Viel Liebe zum Detail
In dieses Kaminzimmer versetzt das Strohmuseum im Park in Wohlen derzeit die Besucher im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung «Au revoir à Chly Paris – Bally zu Gast in der Villa Isler». Wegen des grossen Erfolges wurde die Ausstellung nun bis Ende Januar verlängert. Es besteht also weiterhin Gelegenheit, sich die sehenswerte Installation anzuschauen. Schon beim Betreten des Zimmers erlebt man eine Zeitreise, wurde der Raum doch so ausgestattet, wie er vermutlich damals ausgesehen hat. Es ist eben ein Vorteil, dass sich das Museum tatsächlich in der damaligen Villa der Familie Isler befindet.
Die Ausstellungsmacher des Büro imRaum / Furter Handschin Rorato haben die neue Sonderausstellung mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Und laden die Besucherinnen und Besucher ein zu einer kurzweiligen Reise in das Jahr 1939. Im Zentrum steht eine audiovisuelle Show im inszenierten Salon der Villa Isler. Hier lauschen sie dem Kaminfeuergespräch der beiden Industriellen, das durch historische Filmsequenzen, Bilder und zahlreiche Objekte untermalt ist.
Nicht belegt, aber möglich
Die Herren Isler und Bally unterhalten sich über die allgemeine Lage der Mode- und Textilindustrie während der Kriegszeit und analysieren mit Scharfsinn und Witz die Situation in ihren Unternehmen. Exportzahlen, Konkurrenzdruck und Modeströmungen sprechen eine deutliche Sprache. Ob es das Gespräch tatsächlich gab, ist nicht bekannt. Dass sich die beiden Industriellen aber kannten, das weiss man. Gut möglich also, dass sich ein solches wirklich ereignet hat.
Während die beiden Herren ins Gespräch vertieft sind, haben die Besucher genügend Zeit, den Raum unter die Lupe zu nehmen. So erblickt der Besucher beispielsweise ein altes aufziehbares Grammofon, einen alten Filmprojektor, Ausstellungskoffer der beiden Firmen mit ihren Produkten, alte Rechnungsbücher sowie weitere Dokumente aus dieser Zeit. Und als Krönung: Das Kinderbuch «Globi an der Landes-Ausstellung», der vermutlich meistgesuchte Globi-Band. Dazu werden originale Filmszenen von der Landi gezeigt, mit denen das Geschehen perfekt eingebettet wird.
Faszinierender Spiegelsaal
Widerspiegelt das Kaminzimmer sozusagen das Geschehen in Wohlen, so lässt sich im ersten Obergeschoss der Dauerausstellung quasi eine Reise nach Schönenwerd, an den Sitz von Bally, unternehmen. Die Reinszenierung des Bally-Spiegelsaals, mit der das Unternehmen an der Landi für Aufregung gesorgt hat, gibt Einblick in die Produktwelt und die Firmengeschichte des einstigen Weltkonzerns.
Die neue Sonderausstellung eignet sich für alle Generationen. Das ältere Publikum hat die Zeit der Landi und des Zweiten Weltkrieges wohl selber erlebt und wird vieles wiedererkennen. Die mittlere Generation erfährt viel Spannendes über die Geschichte der Schweizer Wirtschaft in den Kriegsjahren. Aber auch an die Jüngeren wurde gedacht. Für Schulklassen wurde rund um die Villa Isler ein Rätsel-Parcours konzipiert. Und die ganz Kleinen können sich im Salon auf die Suche nach dem Eingang zur Wohnung des Museum-Maskottchens Zaggli machen. Ein Rahmenprogramm mit öffentlichen, teilweise szenischen Führungen sowie weiteren Events sorgen für viel Abwechslung.
Infos: www.strohmuseum.ch