80 Prozent Erfolg genügt
29.09.2020 KelleramtEltern bildeten sich über die richtige Kommunikation mit ihren Kindern fort
Ein grosses Informationsbedürfnis hatten die Kellerämter Familienvereine aufgespürt. Zusammen engagierten sie die Kommunikationsexpertin Barbara Forster, die Tipps zum Umgang mit ...
Eltern bildeten sich über die richtige Kommunikation mit ihren Kindern fort
Ein grosses Informationsbedürfnis hatten die Kellerämter Familienvereine aufgespürt. Zusammen engagierten sie die Kommunikationsexpertin Barbara Forster, die Tipps zum Umgang mit dem eigenen Nachwuchs gab. Das lockte viele Eltern in den Joner Singsaal.
Roger Wetli
«Die Kommunikation mit dem Kind sollte bereits in der Schwangerschaft beginnen», erklärte Barbara Forster im Singsaal der Schule Jonen vor vollen Rängen. Das Interesse der Kellerämter Eltern war sehr gross. Während und nach dem Vortrag stellten sie zahlreiche Fragen zur richtigen Bewältigung von Alltagssituationen. «Zehn Jahre lang arbeitete ich als Primarlehrerin. Als dann mein erstes Kind auf die Welt kam, dachte ich, ich wisse, wie mit Kindern zu reden sei. Ich wusste gar nichts», blickte Forster zurück. Sie wälzte sich durch viele Ratgeber und fand schliesslich eine Methode, die funktioniert. Diese stellte die Mutter einer Tochter und eines Sohnes vor.
Kinder sind Teil der Lösung
«Vergleichen wir die Kinder mit Pflanzen, brauchen diese zum Gedeihen Erde, Wasser und Sonne. Diese Symbole stehen für das richtige Zuhören, klares Reden und die Konflikte fair lösen.» Forster warnte aber auch: «Aus einer Rose kann keine Tulpe erzogen werden. Jedes Kind hat seine Eigenheiten, und das ist auch gut so.» Sie plädierte dafür, den eigenen Nachwuchs ernst zu nehmen und diesen in gewissen Entscheidungen einzubeziehen, sobald er alt genug ist. «Gehen die Vorstellung der Wochenendgestaltung in der Familie auseinander, kann man gemeinsam Ideen sammeln, diese vergleichen und dann eine umsetzen», so die Expertin. «Als Eltern sollten wir zulassen, dass unsere Kinder ein Teil der Lösung sind.»
Das heisse aber nicht, dass man alles tolerieren müsse. «Ich finde sowohl die reine autoritäre Erziehung wie auch die Methode des ‹laissez faire› falsch. Ideal ist ein Mittelweg, der aber nicht so einfach zu finden ist.» Rote Karten seien in gewissen Situationen durchaus angebracht. «Wichtig ist, dass wir das Kind dabei nicht persönlich angreifen, sondern wertund vorwurfsfrei sein Fehlverhalten beschreiben. Strafen bringen dabei grundsätzlich nichts. Das Fehlverhalten soll aber Konsequenzen haben.»
Jeden Tag eine Chance geben
Diese Aussage führte in Jonen zu vielen Fragen. «Was ist der Unterschied zwischen Strafe und Konsequenz?», wollte eine Teilnehmerin wissen. «Wenn ein Kind ständig auf ein Spielzeug steht, das dadurch kaputtgehen könnte, kann man es wegnehmen oder bei einem Bruch nicht mehr ersetzen», erklärte Forster. Wichtig sei, dass diese Konsequenzen zeitlich begrenzt sind. «Geben Sie ihren Kindern jeden Tag die Chance, es besser zu machen.»
Nicht immer rechtfertigen
Sie plädierte dafür, mit dem Nachwuchs klar zu reden. Dabei seien Ich-Botschaften entscheidend. «Sagen sie, wie es Ihnen geht und wieso Sie etwas nicht möchten.» Ein Vater fragte darauf, ob man sich als Eltern denn immer gegenüber seinen Kindern rechtfertigen müsse. «Das nicht», antwortete die Expertin. «Es gibt Situationen und Dinge, die schlicht nicht verhandelbar sind oder deren Sinn die Kinder altersbedingt noch nicht begreifen. Das können Sie Ihren Kindern auch so sagen.»
Barbara Forster warnte davor, zu oft mit «Du-Botschaften» zu loben. Aussagen wie «Das hast du gut gemacht» könne Kinder unter Druck setzen und Widerstand auslösen. «Die Kinder haben eine eigene Meinung. Stimmt diese nicht mit Ihrem Lob überein, wirkt das verwirrend», erklärte sie. Auch da würden Ich-Botschaften besser ankommen, also zum Beispiel «Deine Zeichnung gefällt mir». Ist das Kind mit seiner Arbeit nicht zufrieden, wisse es damit, dass sie wenigstens seinen Eltern gefällt.
Laufend Anpassungen nötig
«Meine gezeigten Methoden funktionieren aber nicht immer», wusste Forster aus ihrem eigenen Alltag. «Probieren Sie deshalb verschiedene aus. Wenn etwas zu 80 Prozent funktioniert, behalten Sie es bei.» Da sich die Kinder ständig entwickeln würden, seien laufend Anpassungen in der Kommunikation nötig.
Barbara Forster erklärte, dass diese Art von Kommunikation erlernbar sei. «Erziehung ist und bleibt auch dadurch kein Kinderspiel. Eine Betriebsanleitung gibt es nicht mit den Kindern mitgeliefert.»