Stiefeliryter ist eine Klasse für sich
07.08.2020 WohlenDie Ortsbürgergemeinden des Kantons Aargau kürten den besten Wein: Muris Weisswein siegte im Schlössli
Die Grossratspräsidentin Edith Saner war da und Regierungsrat Urs Hofmann sass auch in der Jury. Der heimliche Star war jedoch der Weisswein aus Muri, ...
Die Ortsbürgergemeinden des Kantons Aargau kürten den besten Wein: Muris Weisswein siegte im Schlössli
Die Grossratspräsidentin Edith Saner war da und Regierungsrat Urs Hofmann sass auch in der Jury. Der heimliche Star war jedoch der Weisswein aus Muri, der beste im Kanton. Und Milly Stöckli, Muris Gemeinderätin und oberste kantonale Ortsbürgerin, hätte vor Freude am liebsten alle umarmt.
Daniel Marti
«Dieser Weisswein gehört fast in eine eigene Kategorie», sagt Urs Gasser, Vorstandsmitglied des Branchenverbandes Aargauer Weine. Und daneben wusste Milly Stöckli, Präsidentin des Verbandes Aargauischer Ortsbürgergemeinden, wovon der Weinkenner sprach. Von ihrem Weisswein, von ihrem Lieblingstropfen, vom Stiefeliryter der Ortsbürgergemeinde Muri. «Ich weiss einfach, dass dieser Wein gut ist», sagte sie und strahlte übers ganze Gesicht. Riesig viel herzliche Freude versprühte sie im Schlössli in Wohlen. Die Mitglieder vom Vorstand und vom Branchenverband liessen sich förmlich anstecken von der sympathischen Vizepräsidentin der Gemeinde Muri. «Zu Hause in Muri werden sie stolz sein», sagte sie noch. Und liegt damit bestimmt richtig.
Muri führt Freiämter Hochburg vor Bremgarten an
Muris Stiefeliryter verwies den Stadtberger-Tropfen aus Bremgarten auf die Ränge zwei und drei. Gold nach Muri, Silber und Bronze nach Bremgarten – das Freiamt, die neue Wein-Hochburg. Sieben von zehn Jurymitgliedern setzten den Lieblingsweisswein von Milly Stöckli auf den ersten Rang. «Er hat einen enorm schönen Duft in der Nase und im Gaumen ist er sehr ausgewogen», urteilte Urs Gasser weiter. Wenn das nicht wunderbare Komplimente sind.
Im Vorjahr wurde der Bremgarter «Stadtberger Spätlese» zum Sieger gekürt. Damals war es der Rotwein. Nun, bei der zweiten Austragung, wurde der Weisswein bewertet. Und das schmälerte ein wenig das Starterfeld. Lenzburg beispielsweise stellt keinen Weissen her, Baden und Birmenstorf entschieden sich im letzten Moment, keinen Weisswein ins Rennen zu schicken. Einen feinen Weissen (Riesling-Sylvaner) – das gelingt eben längst nicht allen. Den Ortsbürgern von Muri allerdings schon.
Es sei ihr ja fast ein wenig peinlich, erklärte Milly Stöckli noch, schliesslich hat sie als oberste kantonale Ortsbürgerin selber in der Jury Einsitz genommen. «Es war eine objektive Angelegenheit», nahm da Ruedi Donat korrigierend Einfluss. Donat war zusammen mit Stöckli für die Organisation der Prämierung zuständig.
«Besonders erfrischend, modern, saftig»
Die Besetzung der zehnköpfigen Jury durfte sich sehen lassen: Regierungsrat Urs Hofmann und Grossratspräsidentin Edith Saner gaben sich die Ehre. Auch Roland Michel, Präsident vom Branchenverband Aargauer Weine, bewertete mit. Und mit Lidwina Weh wertete eine absolute Expertin die Besetzung der Jury noch auf. Sie ist Weinakademikerin. Und die Expertin Nummer eins der Region. Wie beurteilt sie den siegreichen Stiefeliryter? Lidwina Weh: «Er ist direkt im Duft und hier einen Tick besser als alle anderen. Dieser Weisswein ist besonders erfrischend, modern, saftig und pikant.» Und er habe eine super-schöne Säure. Bei der Säure gebe es zwar oft Diskussionen, so Weh weiter. «Aber die Säure ist zugleich die Seele des Weins.»
Der Kampf gegen Vorurteile
Lidwina Weh gab allen degustierten Weinen gute Noten. Sie sind erkennbar als typische regionale Weine.» Sie sei mit allen sehr zufrieden, «sie wurden mit Bedacht gekeltert». Zufrieden war auch Ruedi Donat mit dem gesamten Anlass im Schlössli. Er durfte den Gästen das älteste Steinhaus von Wohlen vorstellen – und alle waren begeistert. «Hier ist ein geschichtsträchtiger Ort. Und mit der Sanierung ist ein Bijou entstanden.» Genau an einen solchen schönen Ort passt auch die Prämierung der Aargauer Ortsbürgergemeinden.
«Es ist toll, dass Muri mit seinem Wein gewonnen hat», so Donat weiter. Wichtig sei zudem, dass der gute Aargauer Wein nach aussen getragen werde. Früher sei die Qualität stets skeptisch betrachtet worden. «Aber das ist schon lange Geschichte. Trotzdem kämpfen wir immer noch gegen solche Vorurteile», betont Donat. Dem kann sich Roland Michel, Präsident vom Branchenverband Aargauer Weine, nur anschliessen. Der Aargauer Wein sei wirklich von Top-Qualität. Und das müsse man den Menschen immer wieder vermitteln, so Michel. «Der Kanton Aargau hat sehr gute Weinprodukte», betonte Organisator Ruedi Donat.
Das Schlusswort gehört natürlich der Vertreterin des Siegerweins. Milly Stöckli: «Seit Jahren kämpfen wir für einen guten Weissen. Nun haben wir es geschafft.» Und wie. «Der Stiefeliryter, Ausgabe 2019, ist super.» Auch damit liegt sie absolut richtig.