Einfache Sommerresidenz
28.07.2020 Kelleramt«Auf den Punkt»: Mitten in Arni im Grünen
Einen ganz speziellen Ort traf der Dartpfeil der Redaktion auf der Dorfkarte von Arni: eine alte Werkstatt mitten im Kern der Gemeinde. Dessen Besitzer Judith Buchser und Walter Stutz kennen die Geschichte des ...
«Auf den Punkt»: Mitten in Arni im Grünen
Einen ganz speziellen Ort traf der Dartpfeil der Redaktion auf der Dorfkarte von Arni: eine alte Werkstatt mitten im Kern der Gemeinde. Dessen Besitzer Judith Buchser und Walter Stutz kennen die Geschichte des Gebäudes.
Südöstlich des Arner Gemeindehauses und der Kirche wirkt die Gemeinde noch sehr ursprünglich. Scheunen, Schöpfe, Wiesen und alte Bäume prägen das Landschaftsbild. Es gibt dort zurzeit einen Baustopp, weil ein Gestaltungsplan für das Gebiet am Entstehen ist.
Das kleine Gebäude, auf dem der Dartpfeil der Redaktion landet, ist eine Garage, die immer als Werkstatt genutzt wurde. Judith Buchser und Walter Stutz aus Jonen konnten die Parzelle vor 20 Jahren kaufen. Stutz ist hier in unmittelbarer Nachbarschaft aufgewachsen und hat in seiner Kindheit oft zugeschaut, wenn der Hausherr etwas am Werken war. Für seine Frau und ihn dient der Ort zum Entspannen. «Hier haben wir unsere Sommerresidenz, die wir immer wieder aufsuchen», erklären die beiden.--rwi
Alt bleiben dürfen
Sommerserie «Auf den Punkt»: Judith Buchser und Walter Stutz in ihrer Sommerresidenz
Die alte Garage von Judith Buchser und Walter Stutz mitten in Arni darf noch ein Weilchen bestehen bleiben. Das Paar nutzt das Gebäude und die daneben liegende grosse Scheune als Ort der Erholung. Hier fühlen sich die beiden Joner sehr wohl.
Roger Wetli
Der Dartpfeil landet direkt auf einem kleinen Gebäude, das zwischen dem Rüschenweg und der Zürcher- sowie der alten Aescherstrasse liegt. Eine Häuserzeile bildet einen Riegel zur viel befahrenen Zürcherstrasse. Das Häuschen ist umgeben von alten Schüren und Wiesen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rüschenweges sorgen neuere Wohnhäuser für einen Kontrast zum alten Quartier. Hohe Bäume spenden Schatten. Man fühlt sich hier in eine andere Zeit versetzt. Eine Art Atmosphäre wie im Freilichtmuseum Ballenberg kommt auf.
Gebäude selber gebaut
Als Besitzer dieser Parzelle entpuppt sich das Ehepaar Judith Buchser und Walter Stutz, das zusammen in Jonen wohnt. Die beiden kauften das Landstück inklusive Gebäude vor rund 20 Jahren. Stutz ist ein waschechter Arner. Er wuchs genau in dieser Ecke des Dorfes auf. Die Nachbarparzelle gehört seiner Familie in der vierten Generation. Seine Schwester wohnt in einem der neueren Häuser am Rüschenweg. Alte Landwirtschaftsgerätschaften schmücken dort eine Wand und erinnern an den ehemaligen Landwirtschaftsbetrieb.
Walter Stutz spielte hier als Jugendlicher. Das Gebäude, auf dem der Dartpfeil gelandet ist, gehörte dem nahe stehenden Haus an der alten Aescherstrasse. «Herr Steinmann war ein zugezogener Maurer, der das Gebäude selber als Garage gebaut hatte. Er nutzte es aber nie für das Einstellen von Fahrzeugen, sondern als Werkstatt», erinnert sich Stutz. Der eigens von ihm erstellte Werkzeugschrank ist noch immer im Gebäude. Zum Teil findet man darin altes Werkzeug von ihm, darunter auch handgemachte Nägel. Es sei immer spannend gewesen, ihm bei der Arbeit zuzusehen.
Wie Tante und Onkel
In den zweiten Stock gelangt man mit einer Leiter. «Er diente immer als Lagerraum», so Walter Stutz. Den kleinen Holzschopf am Gebäude baute Steinmann, als er alt wurde. «Sein Wohnhaus daneben wurde mit Holz geheizt. Herr Steinmann füllte den Schopf randvoll mit Holz, damit seine Frau nicht frieren muss, nachdem er gestorben ist. Als er fertig war, lebte er noch ein bis zwei Jahre.»
Das Ehepaar Steinmann war für Walter Stutz wie Tante und Onkel. «Ich kenne nach wie vor seine Enkel.» Haus und Häuschen wurden später an die Familie Bolli verkauft, welche die hintere Fläche abparzellierte. «Sie wollte diese als Bauland verkaufen. Die Parzelle ist aber zu klein, um darauf etwas Richtiges bauen zu können. Also boten sie diese meinem Vater an, weil er unmittelbar daneben eine Scheune besass.» Dieser war damals 70 Jahre alt und wollte sie nicht. Er fragte seinen Sohn Walter, ob er Interesse daran hätte. Bei einem Ja würde er ihm zusichern, dass später die Scheune in dessen Besitz übergeht. «Damit ergab sich eine Parzelle, auf der sich etwas Vernünftiges Realisieren lässt», erklärt Stutz.
Die Seele baumeln lassen
Die Scheune gehört ihm nun seit fünf Jahren. Eile, das Gelände zu überbauen, hat das Paar aber nicht. Ein Gestaltungsplan in diesem Dorfteil, der aktuell keine Neubauten zulässt, ist am Entstehen. Zudem dienen Scheune und Häuschen Judith Buchser und Walter Stutz als Sommerresidenz. 16 Jahre betreuten sie den Campingplatz in Ottenbach als Platzwarte und danach vier Jahre einen Platz in Zug. Von Jonen nach Arni fahren sie meist mit dem Fahrrad. Sie geniessen die Zeit hier unter den alten schattenspendenden Obstbäumen. Zudem werken sie immer wieder etwas und pflegen den Garten. «Hier können wir unsere Seelen baumeln lassen», schwärmt Judith Buchser und betont, dass diese alten Gebäude auch alt bleiben dürfen.
Die zur Parzelle gehörende Wiese nutzt ein Nachbar als Ziegenweide. Die Tiere hausen in einem Teil des Holzschopfes. Das Paar selber besitzt keine Tiere. «Früher oder später wird sich in diesem Quartier vieles ändern», sinniert Walter Stutz. «Bis es so weit ist, verbringe ich gerne die Zeit hier. Denn mein Bezug zu diesem Ort und all meine Erinnerungen daran sind nach wie vor sehr stark.»



