Roger Pfyl kommt zurück
30.06.2020 FussballEr versuchte sein Glück beim FC St. Gallen. Der talentierte Rudolfstetter Roger Pfyl spielte eine Saison lang bei den Ostschweizern. Nun kehrt der 21-Jährige zurück zu seinem Stammverein, dem FC Mutschellen. --spr
Wieder zu Hause
Roger Pfyl ...
Er versuchte sein Glück beim FC St. Gallen. Der talentierte Rudolfstetter Roger Pfyl spielte eine Saison lang bei den Ostschweizern. Nun kehrt der 21-Jährige zurück zu seinem Stammverein, dem FC Mutschellen. --spr
Wieder zu Hause
Roger Pfyl kehrt vom FC St. Gallen zurück zum FC Mutschellen
Er versuchte den Sprung auf die grosse Fussballbühne. Roger Pfyl wechselte vor einem Jahr zum FC St. Gallen in die U21. Der 21-Jährige erlebte in einer Saison viel und lernte auch die Schattenseiten des Fussballs kennen. Nun kehrt er «nach Hause» zurück.
Stefan Sprenger
Er wollte den Sprung ins Profgeschäft versuchen. «Wenn ich weggehe vom FC Mutschellen, dann nur wenn ich grosse Perspektiven habe», sagte Roger Pfyl letzten Sommer. Beim FC St. Gallen U21 hatte er diese Aussichten. Doch nach einer Saison zieht er die Reissleine – auch wegen der Corona-bedingten Pause. Das grosse Fussballtalent aus Rudolfstetten kehrt zurück zu seinen Freunden und Brüdern im «Eis» des FC Mutschellen. «Es ist einfach geil hier», sagt er – und ist dabei glücklich.
Aus dem Amateurfussball Richtung Profi
Rückblick: Roger Pfyl ist schon in jungen Jahren ein begnadeter Kicker. Schon mit 16 Jahren schafft er es in die erste Mannschaft. Es gefällt ihm bestens. Und er wird zum absoluten Führungsspieler und Offensiv-Waffe in der 2. Liga. 18 Tore erzielt er in der Saison 2018/19, zudem holt er mit dem Team den Sieg im Aargauer Cup. Pfyl weckt das Interesse von höherklassigen Vereinen. Der FC St. Gallen meldet sich. Ein Talentscout der Ostschweizer begutachtet die Nummer 14 des FC Mutschellen. Und ist begeistert. Pfyl wechselt, weil er den Ausblick hat, es bis ganz nach oben zu schaffen. Er wird Stammspieler beim FC St. Gallen U21 in der 1. Liga classic, trainiert bis zu acht Mal pro Woche. Der Traum vom Profgeschäft lebt.
Er richtet sein Leben nach dem Fussball aus, arbeitet beim FC St. Gallen auf der Geschäftsstelle in einem Teilzeitpensum. Er wird zum Innenverteidiger umgeschult. Und auch diesen Job macht er stark. Vor der Rückrunde hiess es, man entscheidet am Ende der Saison, ob er ins Kader des Super-League-Teams aufgenommen wird. Doch dann kam Corona und der Saisonabbruch. «Ich hätte in der U21 bleiben können, doch ich will es nicht ewig versuchen», so Pfyl. Und er wollte auch berufich vorankommen. Damit er aber ein Spitzensport-Studium hätte absolvieren können, hätte er zwingend im Prof-Kader sein sollen. «Wie gross ist die Chance, dass ich es noch geschafft hätte?», fragte er sich und gibt die Antwort gleich selber: «Klein, sehr klein».
«Schattenseiten erlebt»
Roger Pfyl folgt seinem Herzen. Ab September wird er das Studium als Maschinenbau-Ingenieur an der ETH in Zürich beginnen. «Dieses Studium ist mir viel wert», sagt er. Und er wechselt zurück auf die Burkertsmatt. Obwohl er viele Angebote von höherklassigen Vereinen hatte, so war für ihn klar: Es kann nur der FC Mutschellen sein. «Hier sind meine Freunde, hier spielen meine Brüder, hier ist mein Zuhause, hier ist mein Herz. Es macht mir riesigen Spass, dass ich wieder hier bin.»
Es scheint, als wäre auch Druck von seinen Schultern gefallen. Denn während seine Teamkameraden schon seit Jahren solch professionelle Strukturen erfahren haben, war es für Roger Pfyl beim FC St. Gallen absolutes Neuland. «Ich erlebte das Haifschbecken Fussball. Ich habe gespürt, was es bedeutet, wenn es einem nicht so rund läuft. Und ich habe gemerkt, wie riesig der Aufwand ist, wenn man bis ganz nach oben kommen will», erzählt Pfyl. Er selbst sei eben einfach anders aufgewachsen. Das Leben voll und ganz auf den Sport auszurichten, ist wohl nicht ganz seine Welt. «Ich unternehme gerne andere Dinge, spiele gerne Tennis, Beachvolleyball, treffe Freunde. Für mich muss es nicht immer nur Fussball geben», so der Freiämter.
«Es ist gut so, wie es ist»
Beim FC Mutschellen nimmt man ihn natürlich gerne zurück. Mutschellen-Trainer Sergio Colacino sagte letzten Sommer, als Pfyl zum FC St. Gallen wechselte: «Roger Pfyl hat ein riesiges Potenzial und er lernt enorm schnell. Ich bin überzeugt, dass er den Sprung in die erste Mannschaft schaffen wird.» Und was meint der Trainer heute dazu? «Er ist natürlich für uns eine grosse Verstärkung. Ich fnde es aber schade, weil er das Potenzial gehabt hätte.» Übrigens: Auch FC-St.-Gallen-Präsident Matthias Hüppi – bis letztes Jahr wohnhaft in Berikon – fndet es schade. «Er versteht meinen Entscheid aber auch», erzählt Pfyl.
Das Studium, die Unbeschwertheit am Fussball, seine Freunde und Familie: Dies alles war Roger Pfyl mehr wert, als dem Traum des Proffussballers nachzurennen. «Es ist gut so, wie es ist», meint er.
Der Ehrgeiz bleibt
Seit wenigen Tagen ist die Vorbereitung angelaufen. Roger Pfyl wird auch in der 2. Liga Vollgas geben. «Meinen Ehrgeiz verliere ich nicht. Ich will gewinnen, immer.» Mit seinem FC Mutschellen will er «schauen, was möglich ist». Die Erfahrungen, die er beim FC St. Gallen sammeln durfte, werden ihn und damit auch das Team nur stärker machen.