«Lädelisterben vermeiden»
26.06.2020 WohlenDie Wohler YES-Miniunternehmen «Moodwood» und «SirUp» schliessen ihr Geschäftsjahr ab
Die Coronakrise sorgte für wirtschaftliche Herausforderungen, denen auch die Wohler Jungunternehmer begegneten. Obwohl «SirUp» und ...
Die Wohler YES-Miniunternehmen «Moodwood» und «SirUp» schliessen ihr Geschäftsjahr ab
Die Coronakrise sorgte für wirtschaftliche Herausforderungen, denen auch die Wohler Jungunternehmer begegneten. Obwohl «SirUp» und «Moodwood» Verkaufsmöglichkeiten dadurch verloren haben, nehmen die Jugendlichen wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft mit.
Die Kantischüler von «Moodwood» haben ihr Messeerlebnis im Februar noch vor Augen: An der Regionalen Handelsmesse in Spreitenbach konnten die Jugendlichen ihr Unternehmen erfolgreich präsentieren und wertvolle Erfahrungen sammeln, die sie in künftigen Kundengesprächen zur Geltung bringen wollten. Doch ihr Messeerlebnis wurde durch den Einbruch der Krise geprägt: «Das Interview, an welchem wir teilgenommen haben, wurde aufgrund der Umstände online durchgeführt.» Dies prägte den weiteren Verlauf der Geschäftstätigkeiten von «Moodwood».
Der fehlende Kundenkontakt sowie die ausfallenden Messen haben sich stark auf die Verkaufszahlen ausgewirkt. Dies ist auch auf die temporäre Schliessung der Geschäfte zurückzuführen, in denen die Kantischüler ihre Produkte verkaufen. Glücklicherweise konnten sie Engpässe vermeiden, indem sie vor dem Ausbruch von Covid-19 genügend Flaschenöffner produziert haben. Jedoch konnten sie die verbleibenden Waren während der vergangenen Wochen nicht wie erwartet verkaufen. «Uns wurde bewusst, wie wichtig es ist, jederzeit einen genügend grossen Lagerbestand zu haben», halten die Jungunternehmer fest. Deswegen haben sie ihr angestrebtes Umsatzziel nach unten korrigiert.
Zwar ist ihnen diese Entscheidung nicht ganz leicht gefallen, aber dies ist kein Grund zur Enttäuschung: «Wir sind aber dank den sehr guten Verkäufen zu Beginn des Geschäftsjahres mit dem Umsatz mehr als zufrieden.»
«Moodwood» lebt weiter
Umso wertvoller sind die Erkenntnisse, die sie aus der Ausnahmesituation mitnehmen können. So haben sie erfahren, wie wertvoll der Teamgeist in einem jungen Unternehmen ist: «Die Weiterentwicklung unserer Unternehmung hat vor allem unter den ausbleibenden Teambesprechungen gelitten.» Ferner ist ihnen bewusst geworden, dass Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zwei wichtige Aspekte sind, die sich die künftigen Miniunternehmen aneignen sollen.
Die Jungunternehmer von «Moodwood» freuen sich, das Geschäftsjahr erfolgreich abzuschliessen. «Wir sind dankbar für die vielen Erfahrungen, die wir sammeln konnten. Wir sind sehr zufrieden damit, wie erfolgreich wir unsere Produkte verkaufen konnten und auch wie wir uns als Unternehmen weiterentwickelt haben.»
Im Gegensatz zum üblichen Prozedere löst sich das Projekt nicht auf: Marco Matter, CMO bei «Moodwood», wird das Unternehmen im Rahmen seiner Maturarbeit weiterführen und die edlen Flaschenöffner weiterhin verkaufen.
Sich neu orientieren
Auch «SirUp» startete das Geschäftsjahr erwartungsvoll. «Wir konnten uns am Anfang dieses Jahres noch über super erfolgreiche Märkte freuen und planten das Weiterleben unseres Miniunternehmens», so die Kantischüler, «es waren mehrere Märkte in Planung. Zudem hatten wir die Möglichkeit, unsere Produkte in einem Restaurant zu verkaufen.» Jedoch fielen alle diese Pläne mit dem Lockdown ins Wasser. Dies wirkte sich auch auf die Verkaufsaktivitäten aus. Ein starker Rückgang der Verkaufszahlen war die Folge.
«Mit dem erfolgreichen Start im letzten August konnten wir uns nie vorstellen, dass wir monatelang keine Möglichkeit bekommen würden, unsere Produkte direkt zu vermarkten. Auf eine Krise dieses Ausmasses waren wir leider nicht vorbereitet», erklärt das Team von «SirUp». Weil in dieser Zeit dennoch einige Bestellungen eingegangen sind, mussten sich die Kantischüler neu orientieren: «Damit unsere Kunden nie eine lange Wartezeit erleben, haben wir in der Nähe jedes Mitglieds ein kleines Lager geführt. Dies kam uns besonders in der Anfangszeit der Krise zugute, da wir dadurch Zeit gewinnen konnten, um die Infrastruktur neu zu planen, ohne dass unsere Kunden etwas merkten.»
Auf lokale Qualitätsprodukte setzen
Damit ihre Nachfolger in einer solchen Ausnahmesituation angemessen reagieren können, empfehlen sie ihnen den Vertrieb über verschiedene Absatzmärkte. «Wir hatten uns vor allem auf den direkten Absatzmarkt konzentriert, den wir aufgrund der Situation ganz verloren haben. Wenn wir mit den Erfahrungen von heute nochmals starten würden, würden wir unterschiedliche Absatzmärkte suchen, die unabhängig voneinander sind», so die Jungunternehmer.
Auch Martin Weiss, Lehrer an der Kanti Wohlen und Co-Betreuer der Miniunternehmen, zieht weitere Möglichkeiten in Erwägung: «In Zukunft ist es vermutlich für die Miniunternehmen noch wichtiger, einen guten Online-Auftritt zu haben. So könnten gut gestaltete Videos zu einem Teil fehlende persönliche Kontakte ersetzen.» Den kommenden Jungunternehmern rät er allerdings, nicht nur mit «Online-Produkten» wie Apps ins Rennen zu gehen.
Obwohl für «SirUp» das Geschäftsjahr bald zu Ende ist, zeigen sich die Kantischüler optimistisch: «Diese Situation hat uns nochmals gezeigt, wie schnell sich die Wirtschaft und die Prioritäten der Menschen verändern können. Als Unternehmen, besonders als kleines, muss man sich anpassen können, ohne seine Unternehmenswerte zu verlieren.»
Die beiden Miniunternehmen konnten in den vergangenen Wochen erleben, dass es besonders kleine Unternehmen sind, die von unerwarteten Ereignissen und Krisen betroffen sind. «Gerade jetzt ist es wichtig, kleine und regionale Betriebe zu unterstützen, sodass die ausfallenden Geschäfte nicht zu einem Lädelisterben führen», erklärt «Moodwood». «Besonders im Lebensmittelbereich könnte man ganz einfach auf lokale Betriebe umstellen», fügt «SirUp» an, «zwar wird so die Auswahl kleiner, aber die Qualität ist dadurch umso besser.» --mnj
Vor Wochenfrist wurde das Miniunternehmen «schmackhaft» thematisiert. Dieses Unternehmen schaffte es in die Top 25 der Schweiz und somit ins nationale Finale.