Präsent geblieben
26.05.2020 KelleramtSchulsozialarbeit ist weiterhin gefordert
Drei unterschiedliche Phasen erlebte die Schulsozialarbeit Kelleramt seit dem Lockdown. Die drei Angestellten hoffen, nach den Sommerferien wieder den Normalbetrieb aufnehmen zu können.
Roger ...
Schulsozialarbeit ist weiterhin gefordert
Drei unterschiedliche Phasen erlebte die Schulsozialarbeit Kelleramt seit dem Lockdown. Die drei Angestellten hoffen, nach den Sommerferien wieder den Normalbetrieb aufnehmen zu können.
Roger Wetli
«Wir mussten unsere Arbeit immer wieder neu erfnden und deenieren», erklärt Martin Schneider, Stellenleiter der Schulsozialarbeit Kelleramt. «Es ist nach wie vor eine intensive Zeit.» Sein Team bietet Beratungen und Kriseninterventionen für Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitungen an. Dabei setzen sie stark auf die Prävention. Der Lockdown führte für den Dienst bisher zu drei Phasen: Schulausfall ohne Homeschooling, Homeschooling und Präsenzunterricht unter Bedingungen.
Überbordender Computerspiel-Konsum
«Als die Schulhäuser geschlossen wurden, mussten wir zuerst herausfnden, wie wir noch an die Leute herankommen», erinnert sich Mischa Rosenberger, der für die Schulen Islisberg und die Primarschulen von Jonen und Unterlunkhofen zuständig ist. «Wir haben ein Instagram-Profl eingerichtet und dort Dinge gepostet. Ebenfalls pfegten wir unser Facebook-Profl stark. Zudem gaben wir Durchhalteprofle durch.» Sie hätten versucht zu spüren, was die Schüler gerade beschäftigt.
Teilweise wurden sie von Eltern telefonisch kontaktiert. «Diese wollten Tipps, wie sie bei ihren Kindern den überbordenden Konsum von Computerspielen mässigen können», erklärt Barbara Keller, zuständig für die Schulen Oberlunkhofen, Rottenschwil, Arni und die Kreisschule Kelleramt. «Erschwerend kam in dieser Phase für die Familien hinzu, dass die Schulpficht zuerst aussel. Das führte dazu, dass einige Familien Mühe hatten, Tagesstrukturen aufzubauen.»
Kinder in Pflicht nehmen
Zudem hätte das Team bei den Kindern, die bereits bei der Schulsozialarbeit in Betreuung sind, nach ihrem Wohlergehen gefragt. Bei fehlenden Computern wurde auf die Plattform www.wir-lernen-weiter.ch verwiesen, welche alte PCs für Familien aufbereitet. «Streit in den Familien gab es hingegen eher wenig», betont Martin Schneider. Teilweise hätten sie aktiv die Orte aufgesucht, an denen sich die Kinder während des Lockdowns trafen, und Gespräche gesucht. «Eine klare Erleichterung wurde durch die Wiedereinführung der Schulpficht erreicht», betont das Team. Durch die klaren Aufträge der Lehrer hätten die Jugendlichen wieder mehr gelernt, was auch die Strukturen innerhalb der Familien stärkte. «Zudem konnten die Eltern jetzt ihre Kinder in Pficht nehmen und sich dabei auf die Lehrer stützen», weiss Mischa Rosenberger.
Er selber habe sich in dieser Zeit sehr intensiv mit den Schulleitungen ausgetauscht und habe auch die Pädagogen unterstützt. «Wenn die Lehrer von einzelnen Schülern nur wenige Rückmeldungen von zu Hause erhalten hatten, hakte ich auch mal telefonisch bei den Familien nach.»
In alte Muster zurück
Die Schulsozialarbeit befndet sich aktuell in einer dritten Phase. Diese begann mit der Wiederaufnahme des Schulunterrichts. «Die Konfikte entladen sich jetzt, besonders, wenn sie sich bereits vor dem Lockdown angestaut hatten», erläutert Barbara Keller. «Viele Schülerinnen und Schüler wollen mit uns reden. Einige wünschen sich die Wiederaufnahme von klassenübergreifenden Aktivitäten wie Schulkiosk, Schulparlament oder die Zusammenarbeit von mehreren Klassen. Das geht leider zurzeit nicht», bedauert auch die Schulsozialarbeiterin.
Oft seien die Schüler in ihre alten Muster zurückgefallen. Die Rollenverteilungen innerhalb der Klassen hätten sich schnell wieder etabliert. «Alles andere wäre aber auch nicht menschlich gewesen», betont Martin Schneider. Sein Team wolle jetzt sehr präsent sein. Sie seien motiviert, mit Schülern und Eltern zusammenzuarbeiten. Auf einen Normalbetrieb hoffen die drei Schulsozialarbeiter auf Ende der Sommerferien. Sie wünschen sich, dass die Kinder bei Problemen weiterhin selber auf das Team zukommen. «Ist das so, ist der Konfikt meist noch lösbar. Informieren uns erst die Lehrer, wird es meist schwieriger.»

