«Botanisch sehr wertvoll»
26.05.2020 WohlenDie Fachzeitschrift «Umwelt Aargau» lässt das Torfmoos im Wohler Wald aufleben
Die drei kleinen Waldseen von Wohlen sind wie ein Paradies. Das Steffetsmösli und vor allem das Cholmoos sind sogar kleine Perlen. Die Nummer drei ist das Torfmoos, das nun ...
Die Fachzeitschrift «Umwelt Aargau» lässt das Torfmoos im Wohler Wald aufleben
Die drei kleinen Waldseen von Wohlen sind wie ein Paradies. Das Steffetsmösli und vor allem das Cholmoos sind sogar kleine Perlen. Die Nummer drei ist das Torfmoos, das nun von «Umwelt Aargau» ins Zentrum gerückt wird.
Daniel Marti
Seine Nachbarn sind der markante und bekannte Erdmannlistein und weiter oben der Bettlerstein. Beides begehrte Ausfugsziele. Und dazwischen liegt das Torfmoos, fast unbemerkt, beinahe unberührt, fast schon vergessen. Vor allem sein nachbarliches Gewässer, das Cholmoos, zieht in der Regel alle Blicke auf sich. Beim Torfmoos handelt es sich jedoch um ein Biotop von kantonaler Bedeutung. Das Torfmoos wurde vor 1940 abgetorft und entwässert. Die ehemals vermoorte Fläche misst 2,5 Hektaren. Eine kleine Fläche von etwa 20 Aren ist heute wieder mit Torfmoosen bedeckt.
Im Fachmagazin «Umwelt Aargau» wird nun die Leidensgeschichte des Torfmoos beschrieben, diese endete erst vor zwei Jahren, als die baulichen Massnahmen zur Optimierung der weiteren Moorentwicklung realisiert wurden.
Von «hoffnungslos zerstört» bis bedeutungsvoll
Die Einschätzung und der Zustand des Waldgebiets waren in der Vergangenheit recht unterschiedlich. Rückblende ins Jahr 1947. Ein Geobotaniker, der vom Schweizerischen Bund für Naturschutz damit beauftragt worden war, ehemalige Moore im Mittelland zu begutachten, beurteilte damals das Torfmoos in Wohlen als «hoffnungslos zerstört». Das fschgratartige Grabensystem wirkte nach wie vor entwässernd.
Anders sah es rund 40 Jahre später aus. Das im Sommer 1986 erstellte Landschaftsinventar zur ersten Nutzungsplanung Kulturland der Gemeinde Wohlen stellte einen «vermutlich gestörten Wasserhaushalt und zunehmende Verbu schung» fest. Aber die Einordnung war erstaunlich positiv: «Botanisch sehr wertvoll.» Das Torfmoos oder Rotwasser genannte Gebiet wurde damals als «Interessengebiet Naturschutz von lokaler Bedeutung» qualifziert.
Bei der Vorprüfung der Wohler Kulturlandplanung wurde die kantonale Naturschutzfachstelle auf das Gebiet aufmerksam und erkannte «das Potenzial zur Schaffung eines Naturschutzgebiets von überkommunaler Bedeutung sowie die ausgezeichneten Voraussetzungen, um dieses im 19. Jahrhundert entwässerte und abgetorfte Moor wieder zu regenerieren».
Gemeinsames Projekt mit der Gemeinde
Zuerst schloss die Abteilung Landschaft und Gewässer im Jahr 1994 mit der Ortsbürgergemeinde Wohlen einen Vertrag über einen Wiedervernässungsperimeter von rund 2,3 Hektaren ab. Dieser Vertrag regelte auch die Entschädigung für den Wertverlust der Fläche. Da das Gebiet Torfmoos-Rotwasser aus Sicht der Holzproduktion immer ein minderwertiges Gebiet gewesen war, stand der Gemeindeförster voll hinter der Idee der Wiedervernässung. Der Gemeinderat Wohlen beschloss, das Projekt nicht über die Einwohnergemeinde laufen zu lassen, sondern er erwirkte einen Kreditbeschluss der Ortsbürgergemeinde.
Als einzige bauliche Massnahme wurde im Hauptgraben ein Betonwehr mit Metallschieber eingebaut. So wurde das alte Grabensystem eingestaut und die gesamte Mulde wiedervernässt – ein kleiner See entstand im Zentrum der Mulde. Messungen zeigten, dass durch den Einbau des Betonwehrs der Wasserspiegel stabilisiert werden konnte. «So waren die hydrologischen Bedingungen für das Torfwachstum gegeben», heisst es im Bericht.
Dem Namen wieder gerecht geworden
Und im Jahr 2018 wurde eine Optimierung des Wasserhaushalts vorgenommen. Kernstück war die Schaffung eines neuen Ablusswegs. Damit der Wasserspiegel im Moor reguliert werden kann, wurden im Süden und Westen der Moorfäche Wehre eingebaut. Der Wasserspiegel des gesamten Moors wurde nun stabiler. Nun waren auch die Voraussetzungen gegeben, dass die Torfmoose weiterwachsen können – in die Höhe und in die Fläche.
Und die Autoren vom Magazin «Umwelt Aargau» kamen zu einem positiven Fazit: «Diese Waldpartie trägt den Namen Torfmoos nun seit rund 20 Jahren wieder zu Recht.»

