Eine Wahl mit Nebengeräuschen
21.04.2020 SchwingenDer Freiämter Stefan Strebel wurde mit einem deutlichen Resultat zum technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes gewählt. Doch die Wahl hat Nebengeräusche. Weil die Versammlung Corona-bedingt abgesagt werden musste, folgte die Wahl per Brief. Doch dies ist ...
Der Freiämter Stefan Strebel wurde mit einem deutlichen Resultat zum technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes gewählt. Doch die Wahl hat Nebengeräusche. Weil die Versammlung Corona-bedingt abgesagt werden musste, folgte die Wahl per Brief. Doch dies ist eigentlich nicht zugelassen. Ein Mitglied wird Beschwerde einreichen. --spr
Vorerst gewählt
Der Freiämter Stefan Strebel wird zum höchsten Schwinger des Landes – doch es gibt Einspruch gegen die Wahl
213 Ja-Stimmen von 241 Wahlzetteln gingen an Stefan Strebel. Der Villmerger wird damit klar zum technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes erkoren. Doch ein Ehrenmitglied könnte die Wahl vor Gericht ungültig machen. «Für mich hat dies keine Bedeutung», sagt Strebel.
Stefan Sprenger
Der Traum ist wahr geworden. Seit seinem Rücktritt im Jahr 2005 verfolgte Stefan Strebel das Ziel, der höchste Schweizer Schwinger zu werden. Mit der Wahl zum technischen Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbandes hat er es geschafft. Der in Hendschiken wohnhafte Freiämter ist nun eine der wichtigsten und einflussreichsten Personen im Schwingsport.
Deutliche Wahl
Gewählt wurde per Briefabstimmung. Dies, weil die Abgeordnetenversammlung Corona-bedingt abgesagt werden musste. Das Resultat ist klar und deutlich. Von total 277 Mitgliedern machten 242 bei der Wahl mit. Das ist eine Beteiligung von über 90 Prozent. 213 sagen «Ja» zu Stefan Strebel, 18 «Nein», zehn Zettel bleiben leer, eine Stimme ist ungültig. Fünf Mitglieder schreiben einen anderen Kandidaten auf den Wahlzettel. Für Strebel ist dies «ein Glanzresultat». Es gebe immer solche, die anderer Meinung sind. «Ganz ehrlich: Ich hätte mit mehr Gegenstimmen gerechnet. Ich weiss, dass ich polarisiere», so Strebel.
Die Wahl des dreifachen «Eidgenossen» ist aber noch nicht in Stein gemeisselt. Grund: Die Statuten des Schwingerverbands sehen keine Briefwahl vor. Vor dieser Abstimmung per Brief wurde auf Seite des Verbandes darauf hingewiesen, «dass eine einzige Nichtzustimmung oder hätten, dass die AV 2020 neu einberufen oder das schriftliche Verfahren wiederholt werden müsste».
Einer will vor den Richter
Und es wird mit grosser Wahrscheinlichkeit rechtlich angefochten. Ehrenmitglied Leo Kiser aus der Innerschweiz will vor den Richter gehen. Dies kündigte er schon vor der Wahl an. Kiser hat nun einen Monat Zeit, dies vor Gericht anzufechten. Zuständig ist der Gerichtsstand des Wohnorts des Obmannes, dies wäre in diesem Fall in Willisau.
Gegenüber dem «Blick» sagt Kiser: «Ich bin nicht der Typ, der gross aufbegehrt und dann beim geringsten Widerstand nachgibt. Ich will meine Ankündigung durchziehen. Für mich zählt einzig eine Abgeordnetenversammlung, bei der man sich bei den Diskussionen vor den Abstimmungen in die Augen schauen kann.» Für Stefan Strebel ist die Beschwerde von Leo Kiser widersprüchlich. «Mit über 80 Jahren zählt er selber zu einer Risikogruppe. Trotzdem sagt er, wir hätten die AV im März durchführen sollen. Und das, obwohl das Durchschnittsalter unserer Mitglieder klar über 60 Jahren liegt. Das wäre unverantwortlich gewesen», so Strebel. Es sei eine faire Wahl mit grosser Beteiligung gewesen. Die rund 15 Entscheide, die es zu treffen gab, wurden von über 90 Prozent der Mitglieder gemacht.
Die Entscheide werden bleiben
So, wie Stefan Strebel den Alpnacher Leo Kiser kennt, wird er dies durchziehen. «Eine Person kann alles blockieren. So ist die Demokratie, dies gilt es zu akzeptieren», meint Strebel. Sollte Kiser vor Gericht Recht bekommen, müssten die Wahlen bei einer Abgeordnetenversammlung wiederholt werden.
Das Problem: Wichtige Geschäfte könnten jetzt nicht behandelt werden, weil die neuen Amtsträger nicht offiziell gewählt sind. «Für mich hat dieser Einspruch keine Bedeutung. Leo Kiser sieht seinen Kopf gerne in den Medien. Das hat er nun geschafft. Allerdings macht dieses Verhalten die Dinge etwas mühsam.» Aber am Ende bleiben die Entscheide dieselben.
Der frühere Spitzenschwinger Stefan Strebel hat sein Ziel erreicht, seinen Traum erfüllt. Doch bis es offiziell ist, kann es noch einige Zeit dauern und Nebengeräusche erzeugen. Doch für besondere Dinge muss man manchmal eben etwas Geduld aufbringen. Strebel hat 15 Jahre gewartet, dann geht es jetzt auch noch ein paar Monate länger.
Warten auf den Entscheid
Das Aargauer «Kantonale» in Beinwil/Freiamt ist verschoben. Dies ist schon seit einigen Wochen klar. Unklar ist, wann das neue Durchführungsdatum ist. Im Herbst oder im Jahr 2021? Oder wird es doch ganz abgesagt? Hermann Bütler, OK-Präsident des Schwingfestes, sagt: «Wir müssen uns weiter in Geduld üben.» Gespräche diesbezüglich sind am Laufen, ein Entscheid sollte noch in diesem Monat vom Aargauer Kantonalen Schwingverband getroffen werden. OK-Präsident Bütler sagt: «Die Ungewissheit stellt das Organisationskomitee, die Helfer, die Lieferanten und die Sponsoren auf eine harte Geduldsprobe.» Diese sollte allerdings in wenigen Tagen vorbei sein. --spr