Der Wald soll «klimafit» werden
28.04.2020 MuriForstbetrieb Region Muri unter neuer Leitung von Oliver Eichenberger
Seit Januar dieses Jahres schaut Oliver Eichenberger als neuer Revierförster den Wäldern von Muri und Umgebung. Damit tritt er die Nachfolge des langjährigen Betriebsleiters Beat Bossert an. ...
Forstbetrieb Region Muri unter neuer Leitung von Oliver Eichenberger
Seit Januar dieses Jahres schaut Oliver Eichenberger als neuer Revierförster den Wäldern von Muri und Umgebung. Damit tritt er die Nachfolge des langjährigen Betriebsleiters Beat Bossert an. Ein wichtiger Schwerpunkt seiner Arbeit ist für ihn die Erhaltung der Wälder in einem wärmer werdenden Klima.
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Um die Mittagszeit ist es ruhig im Forstbetrieb. Einige Erholungssuchende spazieren am Forstwerkhof Maiholz vorbei und geniessen ihren Mittag in der Sonne. Revierförster Oliver Eichenberger ist bereits unterwegs, hilft einem Angestellten. Die beiden verlesen junge Bäume, die im eigenen Pflanzgarten grossgezogen wurden. Die Liebe zum Wald und zur Natur hatte der neue Förster bereits in seiner Kindheit. «Kürzlich hielt ich mein Freundschaftsbuch ‹Meine Klassenkameraden› aus der Primarschule in den Händen», sinniert er. Bei der Frage, welchen Beruf er mal machen wolle, stand für ihn schon damals fest: «Ich werde Förster!»
Viel Erfahrung
Oliver Eichenberger bringt als neuer Betriebsleiter viel Erfahrung mit. Die Lehre als Forstwart absolvierte er in Seon. Danach arbeitete er unter anderem knapp sieben Jahre im Forstunternehmen Wiss AG Dietwil, von 2012 bis 2019 war er Förster im Fricktal. Für ihn ist das Werken im Wald ein wunderbarer Beruf: «Ich darf meine Arbeitszeit im Freien verbringen. Es fasziniert mich, das Wachstum im Wald zu beobachten.» Letztes Jahr entschied er sich, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Ein Grund für die Bewerbung in Muri war nebst den gut gepflegten Wäldern die Schnitzelheizung, die vom Forstbetrieb mit Holzschnitzeln beliefert wird. Insgesamt verbrauchen fünf Heizungen rund 8500 Schüttraummeter pro Jahr: «Ich habe schon immer davon geträumt, dort als Förster tätig zu sein, wo Heizungen in der Region beliefert werden können.» Ökologisch ist das die beste und nachhaltigste Lösung zur Wärmegewinnung. Am 1. November 2019 kam Eichenberger zum Forstbetrieb Muri, wo er durch seinen Vorgänger Beat Bossert eingearbeitet wurde. Als neuer Revierförster steht für ihn die Erhaltung eines artenreichen und vitalen Waldes im Fokus. Keine leichte Aufgabe, denn der Forstbetrieb Muri sieht sich wie viele andere Betriebe mit einigen Herausforderungen konfrontiert. «Einerseits gilt es, die Sturmschäden von Anfang des Jahres fertig aufzurüsten», so Eichenberger. Erfreulich sei, dass die Sturmflächen von den vergangenen Stürmen wieder aufgeforstet und auch die Lothar- Sturmflächen wieder zu schönen und artenreichen Wäldern herangewachsen seien. Andererseits ist der Borkenkäfer schon wieder sehr aktiv – eine Folge des sehr trockenen und warmen Frühlings.
Vieles ist ungewiss
Bezüglich der Borkenkäfer gilt es, wachsam zu bleiben und zu beobachten, wie sich die Käferpopulation entwickelt. Die letzten zwei «Käferjahre», in welchen dieser stark gewütet hat, haben dem Wald ziemlich zugesetzt. Ist ein Baum vom Borkenkäfer befallen, wird dieser gefällt bzw. aufgerüstet und nach Aristau auf einen Zwischenlagerplatz gebracht. So versucht man, der Ausbreitung des Käfers vorzubeugen. «Die Bäume auf Käferbefall zu untersuchen, ist eine Sisyphosarbeit», so der Revierförster. Weiter kommt die seit Jahren zu beobachtende Eschenwelke: «Es gibt viel Ungewisses, was den einheimischen Baumarten und somit unseren Wäldern zukünftig noch bevorsteht.» Auch bereitet das sich verändernde Klima Sorgen. «Über Monate hat es nicht mehr ausreichend geregnet. Das bedeutet viel Stress für die Bäume», weiss er. Deshalb setzt er einen grossen Schwerpunkt darauf, den Wald «klimafit» zu machen. Man hoffe, dass sich durch die natürliche Verjüngung die Baumarten an das wärmere Klima anpassen. Auch wird nach Alternativen gesucht. So beispielsweise durch das Experimentieren mit exotischen Bäumen, welche mit dem veränderten Klima klarkommen sollten: «Wir arbeiten mit der Baumhasel. Das ist eine Baumart aus der Türkei, welche sich im trockenen Klima wohlfühlt und bewährt hat.»
Das Schöne überwiegt
Ob und wie sich die Baumhasel in den heimischen Wäldern macht, wird sich zeigen. Dafür wurden bereits vereinzelt Bäume im Wald gepflanzt. Im Vorfeld hat Eichenberger an seinem früheren Arbeitsort eine Versuchsfläche mit der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) eingerichtet. «Ich bin ehrlich gesagt Fan von der Baumhasel», lacht er. Er sieht in dieser Baumart eine Alternative für die neuen klimatischen Verhältnisse. Trotz der vielen Herausforderungen überwiegt für Eichenberger nach wie vor das Schöne im Wald: «Jedes Jahr können im Wald alle vier Jahreszeiten beobachtet werden. Vor allem wenn der Frühling kommt und der Wald zum Leben erwacht», schwärmt er.
Durch und durch ein Natur-Fan
Oliver Eichenberger ist Förster aus Leidenschaft. Ihm gefällt die Abwechslung in seinem Beruf. «Ich darf mich handwerklich betätigen und bei Wind und Wetter draussen sein und Entscheidungen treffen, von denen erst meine Nachfolger profitieren», freut er sich. Auch in seiner Freizeit ist Eichenberger gerne in der Natur. Seine freien Stunden verbringt er nebst dem Werken in seinem Privatwald am liebsten beim Fischen auf dem Hallwilersee. Über sich selbst sagt er lachend: «Ich bin halt durch und durch ein Natur-Fan.»