Nicht nur eitel Freude
10.03.2020 RudolfstettenWiderstand gegen Werkhof
Drei Mehrfamilienhäuser, einen Gemeindesaal, einen neuen Werkhof und zusätzliche Verwaltungsräume möchte die Gemeinde Rudolfstetten auf dem eigenen Land zwischen der Buechholzstrasse und der Strasse Am Mühlebach bauen. Dank den ...
Widerstand gegen Werkhof
Drei Mehrfamilienhäuser, einen Gemeindesaal, einen neuen Werkhof und zusätzliche Verwaltungsräume möchte die Gemeinde Rudolfstetten auf dem eigenen Land zwischen der Buechholzstrasse und der Strasse Am Mühlebach bauen. Dank den Mieteinnahmen lasse sich das Vorhaben finanzieren, versicherte der Gemeinderat an einem Infoanlass. Nicht allen gefielen die Pläne. Der Werkhof müsse an einem anderen Ort gebaut werden, war zu hören, für den Kultursaal fehle das Geld. --eob
Werkhofstandort ist umstritten
Lebhafte Diskussion zur Entwicklung des Gemeindehausareals
Mehr Platz für die Verwaltung, drei Mehrfamilienhäuser, ein Kultursaal und den Werkhof mit Entsorgung erneuern: Nicht allen gefielen die Pläne des Gemeinderats zur Entwicklung des eigenen Landes oberhalb des Bahnhofs.
Erika Obrist
Die Gemeindeverwaltung braucht mehr Platz. Nicht zuletzt sollen das Archiv, das heute an verschiedenen Standorten im Dorf untergebracht ist, sowie das regionale Betreibungsamt Mutschellen-Kelleramt integriert werden in die Verwaltungsräume. Kommt hinzu, dass sich ab Anfang April auch die Postagentur im Gemeindehaus befinden wird.
Die Schule braucht mehr Platz. Es ist absehbar, dass die Aula den singenden Vereinen in naher Zukunft nicht mehr als Probelokal zur Verfügung stehen wird.
Der Werkhof mit der Entsorgungsstelle, die heute in der Scheune neben dem Gemeindehaus untergebracht ist, soll zeitgemäss ausgestattet werden. Unter anderem auch mit beheizten Arbeitsplätzen sowie Umkleideräumen samt Trocknungsraum.
Legislaturziele umsetzen
Zwischen der Strasse Am Mühlebach und der Buechholzstrasse besitzt die Gemeinde Land, auf dem die Platzbedürfnisse befriedigt werden könnten (siehe Ausgabe vom 6. März). Hier könnte die Gemeinde auch ihre Legislaturziele umsetzen: Erneuerung Werkhof, Reorganisation und Erweiterung Verwaltung sowie stabile Gemeindefinanzen. Und statt eines Bühnenanbaus an die Mehrzweckhalle ein Gemeinde- und Kultursaal.
Am letzten Donnerstag stellte der Gemeinderat das 18-Millionen-Franken-Vorhaben den rund 70 Interessierten vor. «Nebst den Bedürfnissen von Gemeinde und Schule wünscht sich die Bevölkerung auch noch Wohnraum fürs Alter und für alle Altersgruppen», so Gemeindeammann Josef Brem.
Adrian Duss vom Büro KIP Siedlungsplanung in Wohlen stellte die Überbauungsstudie vor. Die Lage oberhalb des Bahnhofs sei interessant, die elf Meter Höhenunterschied gelte es auszunutzen. Mit der geplanten Überbauung könnten zudem Parkplätze für Bahnkunden geschaffen werden.
Finanzierung ist möglich
Gemeinderat Reto Bissig, zuständig für die Finanzen, zeigte die mögliche Finanzierung des Bauvorhabens auf. Derzeit hat die Gemeinde 10,2 Millionen Franken Schulden. Mit den Ausgaben für den Anschluss der Kläranlage nach Dietikon und den 10,8 Millionen im Finanzplan für noch nicht bewilligte Vorhaben (Schule, Strassen, Hochwasserschutz) und den geplanten Bauten für Verwaltung, Werkhof, Kultursaal und Mehrfamilienhäuser steige die Verschuldung auf 42 Millionen Franken an. Mit den Mieteinnahmen aus den beiden Mehrfamilienhäusern – ein drittes wollen die Ortsbürger bauen – liessen sich die Betriebskosten von Verwaltung, Werkhof und Kultursaal mehr als nur decken. «Der Steuerfuss bleibt daher bis ins Jahr 2029 unverändert bei 95 Prozent», versprach Bissig.
Land für Genossenschaft?
«Mit Mietwohnungen kann man Geld verdienen», sagte Beatrice Koller Bichsel. Die «IG Älter werden in Rudolfstetten», gegründet vor vier Jahren, habe ebenfalls Interesse, Mietwohnungen zu realisieren auf dem Areal. Dafür soll eine Genossenschaft ins Leben gerufen werden; die Wohnungen sollen zum Kostenpreis vermietet werden. «Wir haben ein Konzept erarbeitet und dieses dem Gemeinderat vorgestellt», so Beatrice Koller weiter. Sie bat den Gemeinderat, für den Genossenschaftsgedanken Hand zu bieten. «Dieser Aspekt muss in die weitere Planung einfliessen», forderte sie.
Die IG Alter sei eine gute Sache, so Gemeinderat Sascha Käppeli. «Doch auch die Gemeinde muss auf die Finanzen schauen.» Er verneine die Idee der IG nicht, «doch zu diesem Zeitpunkt kann ich auch nichts versprechen», so Käppeli. Ursi Arpagaus von der IG bat um die Zusage, dass die Idee von Genossenschaftswohnungen in die weitere Planung einfliessen wird. «Das würde dem ganzen Projekt zum Durchbruch verhelfen.» Eine Zusage erhielt sie nicht.
Werkhof und Entsorgung in der Kläranlage?
Mehrere Versammlungsteilnehmer waren der Ansicht, der Werkhof mit Entsorgungsstelle gehöre nicht in die Kernzone Dorf. Also nicht dahin, wo er sich heute befindet. Ein möglicher anderer Standort sei die Kläranlage, deren Betriebsgebäude bald nicht mehr gebraucht wird. Oder man solle Bauamt und Entsorgung regional lösen. «Regional tut sich diesbezüglich derzeit gar nichts», so Ammann Josef Brem. Und so günstig wie am jetzigen und für die Zukunft geplanten Standort komme die Gemeinde nicht wieder zu einem Werkhof samt gedeckter Entsorgungsstelle.
Weiter wurde vorgebracht, das Werkhofmagazin lasse sich im heutigen Feuerwehrmagazin unterbringen. «Eine Fusion der Ortsfeuerwehr mit derjenigen vom Mutschellen muss nochmals angedacht werden», sagte ein Teilnehmer. Das lässt sich aber nicht von heute auf morgen regeln. Auch die Notwendigkeit eines Kultur- und Gemeindesaals wurde bezweifelt. Weiter gefragt wurde, weshalb die Gemeinde die geplanten Bauten nicht durch den Verkauf von Bauland in der «Isleren» bezahle. Andere zeigten sich besorgt, falls die Schuldzinsen in Zukunft steigen sollten. «Wir haben uns all diese Fragen auch gestellt», so Ammann Josef Brem. Der Gemeinderat sei zum Schluss gekommen, dass der nun vorliegende Bebauungsplan der bestmögliche sei.
Projektierungskredit im Juni
Wie Josef Brem weiter informierte, soll an der «Gmeind» Anfang Juni der Projektierungskredit eingeholt werden für das Gesamtprojekt mit Varianten und Möglichkeiten. Sagt der Souverän Ja dazu, so werde danach das Bauprojekt ausgearbeitet. Im Juni oder November 2021 soll der Baukredit dem Souverän unterbreitet werden. Stimmt er zu, so erfolgt der Baustart im Jahr 2022 oder 2023. Es ist mit rund zwei Jahren Bauzeit zu rechnen. Brem warb dafür, «diese Chance zu packen und etwas zu realisieren auf dem Areal».