Digitalisierung beim Braunvieh
20.03.2020 KelleramtHugo Abt blickt auf 16 Jahre als Präsident von Braunvieh Aargau zurück.
52 Jahre alt ist Landwirt Hugo Abt. Im Februar trat er nach 24 Jahren aus dem Vorstand von Braunvieh Aargau zurück, wo er die letzten 16 Jahre als Präsident amtete. Er hat dabei ...
Hugo Abt blickt auf 16 Jahre als Präsident von Braunvieh Aargau zurück.
52 Jahre alt ist Landwirt Hugo Abt. Im Februar trat er nach 24 Jahren aus dem Vorstand von Braunvieh Aargau zurück, wo er die letzten 16 Jahre als Präsident amtete. Er hat dabei viele Veränderungen erlebt.
Roger Wetli
«Das Freiamt ist für die Haltung von Braunvieh sehr gut geeignet», weiss Hugo Abt. Bereits sein Vater hielt diese Kuhrasse. «Sie ist sehr robust, gibt eine gute Milchleistung und hat einen idealen Fett- und Eiweissgehalt.» Die Milch sei früher in den zahlreichen Käsereien der Region zu hervorragenden Produkten verarbeitet worden. Zudem verfüge das Freiamt über Böden und die nötigen Niederschläge, die den Grasanbau für die Kühe begünstigen. «Für den Ackerbau sind diese nur teilweise geeignet.»
Auch in anderen Kantonsteilen wird Braunvieh gehalten. «Dass mein Nachfolger, Cyrill Gauch aus Bettwil, ebenfalls aus dem Freiamt kommt, ist Zufall. Wichtiger als die Herkunft ist die Fähigkeit der Person. Im Vorstand sind auch andere Regionen vertreten», betont Abt.
Kein reiner Vergnügungsanlass
Die Zeit für einen Wechsel sei reif gewesen, erklärt der Landwirt. «Ein neuer Präsident kann frische Ideen in den Verband bringen. Ich habe gerne Platz für neue Kräfte gemacht. Zumal ich während meiner Amtszeit viel bewegen konnte.» Hugo Abt engagierte sich zuerst im Vorstand der Schweizer Braunvieh Jungzüchter Vereinigung. «Im Aargauer Verband wollten sie junge Leute einbeziehen. So bin ich hier hineingerutscht», erinnert sich Abt. Es sei eine Zeit des Aufbruchs gewesen. «Man konnte viel bewegen. So steigerten wir die Qualität der Kühe und deren Milchleistung.»
Neu im Vorstand organisierte er die Kontakte zu den Jungzüchtern. Daneben half er mit, die Viehauktionen auf dem Horben zu optimieren. Die angebotenen Tiere wurden attraktiver, womit der Anlass einen hervorragenden Ruf erhielt. «Man hat die Kühe zunehmend professioneller präsentiert.» Die Auktion findet jährlich im April statt. «Der Zeitpunkt ist ideal, da das Vieh einen Monat später auf die Alpen getrieben wird. Allerdings macht uns zunehmend das Internet Konkurrenz.» Abt ist es wichtig, dass sich die Teilnahme der Landwirte an der Auktion weiterhin rentiert. Sie solle nicht zum reinen Vergnügungsevent werden. «Gleichzeitig ist es ein Anlass, der die Vereinsmitglieder vereint, da dort alle tatkräftig mithelfen.» Auch die alle zehn Jahre stattfindende Viehausstellung habe immer einen Ruck durch Braunvieh Aargau gebracht.
Persönlicher Austausch ist wichtig
Als Verband werde es zunehmend schwieriger, Aktivitäten zu finden, welche die eigenen Leute ansprechen. «An Weiterbildungen hörten die Züchter früher die Neuigkeit zum ersten Mal. Heute kommen sie oft mit einem Wissen, das das der eingeladenen Experten teilweise sogar überflügelt.» Der persönliche Austausch würde deshalb an den Anlässen an Bedeutung zusätzlich gewinnen.
Weniger Betriebe
Hugo Abt hat in den letzten 24 Jahren erlebt, wie die Anzahl der Betriebe mit Braunvieh zurückging. Gleichzeitig haben die Landwirte heute mehr Tiere als früher. «Man wurde generell effizienter in allen Belangen. Wir wissen heute viel mehr Details über die richtige Fütterung der Tiere.»
Geändert haben sich auch die Zuchtziele. «Vor ein paar Jahren züchtete man noch fast ausschliesslich auf die Steigerung der Milchleistung. Heute soll diese gehalten werden. Gleichzeitig setzen wir vermehrt auf Langlebigkeit, Milchqualität und Gesundheit der Euter.» Mit DNA-Analysen könne man schauen, welcher Muni die besten Leistungen erbringen wird. «Natürlich will jeder Landwirt für seine Tiere die optimalen Gene. Das führt zur Herausforderung, dass die Genbasis trotzdem breit bleiben kann.» Etwas Entlastung gibt die Tatsache, dass das Vieh je nach Ort andere Eigenschaften haben sollte. «In den Bergen auf den Alpweiden ist eine mittelgrosse Kuh besser geeignet. Im Flachland darf sie dagegen grösser sein.»
Trotz seines Austritts aus dem Vorstand von Braunvieh Aargau wird sich der 52-Jährige weiterhin verbandsmässig für seine Tiere einsetzen. Er vertritt seit vier Jahren den Aargau im Vorstand von Braunvieh Schweiz. «Dieses Amt werde ich weiterhin mit vollem Engagement wahrnehmen. Wir beschäftigen uns da mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen, der zunehmenden Digitalisierung und Kostenoptimierungen im Dienstleistungsbereich.» Grossen Einfluss auf die Zucht hatten in den letzten Jahren die Genomisierung, also die DNA-Analyse der Tiere, sowie das «Samensexing». Bei diesem können weibliche und männliche Spermien getrennt werden. Hugo Abt wird es also auch weiterhin nicht langweilig werden.
Landwirt mit Tradition
Hugo Abt wuchs in Rottenschwil auf, wo er noch heute wohnt. Er übernahm den Betrieb seiner Eltern. Dort betreibt seine Familie seit vielen Generationen Landwirtschaft. Auf dem Steghof hält er zurzeit 65 Kühe. Der Vater von vier Kindern ist neben seiner Verbandstätigkeit im Verwaltungsrat der Freiämter Käserei AG. Mit Lukas Abt absolviert zurzeit die nächste Generation die landwirtschaftliche Ausbildung. Dieser engagiert sich im Vorstand der Jungzüchtervereinigung AG/ZG. --rwi