Der Ensemblegeist zählt
06.03.2020 MuriProbebesuch bei «Amerika», dem kommenden Theaterspektakel von Muritheater
Fleissig wird bereits für das Freilichttheater «Amerika» geprobt. Dazu gehören Choreografie, Gesang und natürlich Schauspiel. Im Dachsaal der Pflegi ...
Probebesuch bei «Amerika», dem kommenden Theaterspektakel von Muritheater
Fleissig wird bereits für das Freilichttheater «Amerika» geprobt. Dazu gehören Choreografie, Gesang und natürlich Schauspiel. Im Dachsaal der Pflegi Muri wird am Stück geübt, das am 29. Juli im malerischen Hof des Klosters Muri Premiere feiert.
Sabrina Salm
«Im Weschte ischs am Beschte», singen die Laienschauspieler aus voller Inbrunst. Es ist eines der Lieder, die im Theaterstück «Amerika» vorkommen. Es ertönt an jenem Probesamstag immer und immer wieder. Begleitet wird der Chor von Christov Rolla. Er ist für die Musik und die Komposition verantwortlich. Er gibt wortwörtlich den Ton an. Konzentriert hören die Freiämter ihm zu und versuchen umzusetzen, was von Christov Rolla verlangt wird. Neben ihm am Klavier spielt Philipp Galizia auf dem Kontrabass. Der Murianer Entertainer wird in «Amerika» den etwas schmierigen Wirt Lonzi verkörpern. Philipp Galizia passe prima in das Ensemble, sagt Regisseur Adrian Meyer. «Er ist eine sehr integrierende Persönlichkeit. Es wäre verschenkt, wenn wir ihn nicht dabei hätten.» Philipp Galizia ist bekannt für sein Spiel auf dem Kontrabass. «Aber wir wollten für ihn im Stück bewusst keine Figur mit Bass», erklärt Meyer. Er sieht zu Galizia hinüber und lacht: «Aber ganz ohne geht auch nicht.»
Eingespieltes Team
Gegen 60 Laiendarstellerinnen und -darsteller aus der ganzen Region zählt das Ensemble. Viele kennen sich schon aus anderen Theaterproduktionen, wie von «Mit Chrüz und Fahne» in Hilfikon, «Emmetfeld» in Hägglingen oder den Osterspielen in Muri. «Ja, seit Hilfikon hat sich ein regelrechter Freiämter Theaterspieler-Pool gebildet», freut sich der gebürtige Wohler Adrian Meyer. Die Freiämter Theaterleute helfen sich gegenseitig aus und unterstützen sich. Ähnlich sieht es beim Team der künstlerischen Leitung aus. Mit Adrian Meyer (Regie), Christov Rolla (Musik), Stefan Hegi (Bühnenbild), Bernadette Meier (Kostüme) und Mariana Coviello (Choreografie) steht ein Team bereit, das schon viele Male für Freiämter Produktionen zusammengearbeitet hat. «Das bietet grosse Vorteile, da wir uns kennen», erklärt Meyer. «Wir spielen einander in die Hände.» Auch zur Crew von «Amerika» gehören Alina Schwitter (Regieassistenz) und Edith Szabò (Lichtkonzept). Die Produktionsleitung teilen sich Nicole Laubacher und Paula Loher.
Geprobt wird seit Anfang Jahr im Dachsaal der Pflegi Muri. «Der ideale Ort, um zu proben», wie der Regisseur sagt. «Wir können hier die 25x10-Meter-Bühne 1:1 nachbauen. Das hilft schon für die Orientierung.» Erst später geht es nach draussen auf den Klosterhof.
Die Mischung machts
Inzwischen ist Bewegung in die Probe gekommen. Choreografin Mariana Coviello verlangt von den Laienschauspielern, dass sie sich in drei Gruppen, vermischt nach Stimmlagen, im Raum bewegen. Dabei sollen die jeweiligen Gruppen wie durch Magnete beieinander bleiben. «Es muss noch nicht perfekt sein», sagt Coviello. «Wir probieren einfach. Nur kein Stress.» Motiviert folgen die Frauen und Männer den Anweisungen. An diesem Probetag sind die meisten gekommen. Ausser der Kindergruppe. «Mit den Kindern proben wir erst später. Sonst wäre für sie die Probezeit zu lange und die Lust aufs Theater könnte vergehen», sagt Adrian Meyer.
Der Regisseur verrät, dass es viele Szenen in «Amerika» gibt, die mit einer kleinen Besetzung gespielt werden. Für ihn sei es ein Balanceakt, die richtige Mischung zwischen Szenen mit vielen und wenigen Leuten hinzubekommen. Es gebe nicht viele Hauptrollen, dafür viele kleine. «Die Schauspieler müssen vielfach der Sache dienen. Dafür braucht es einen enormen Ensemblegeist», ist sich Meyer bewusst.
Unvorstellbare Kargheit und Armut
Gegen 400 000 Schweizerinnen und Schweizer verliessen im 19. Jahrhundert ihre Heimat. Die meisten aus schierer Not. «Amerika» zeigt das Klosterdorf im Jahr 1854: Die zweite Auswanderungswelle nach Übersee erreicht ihren Höhepunkt. 81 Murianer wandern in diesem Jahr aus. Von ihrem Schicksal erzählt das Stück, das Muritheater in diesem Sommer im Klosterhof präsentiert. «Die berührende Situation der Menschen gefällt mir besonders am Stück», sagt Adrian Meyer über «Amerika», das von Christoph Zurfluh geschrieben wurde. «Diese Kargheit und Armut, die damals herrschte, ist für uns unvorstellbar und total fremd.» Das Schwierigste ist, sich in die Situation zu versetzen. Von den Laienschauspielern verlangt er persönliche Gedankengänge und Auseinandersetzung mit dem Thema. «Seelentraurig» sei der Boden der Geschichte. «Aber das heisst nicht, dass beim Stück der Humor und eine gewisse Leichtigkeit fehlt.»
Der Einblick in die Proben verspricht, dass es ein spannender Theatersommer wird für das Freiamt. Und besonders für Muri.
Die Spieldaten
Geplant sind 18 Aufführungen und zwei mögliche Zusatzaufführungen. Gerechnet wird mit rund 37 000 Zuschauern. Die Premiere findet am Mittwoch, 29. Juli, statt. Am Samstag, 5. September, ist die Dernière. Vorverkauf bei Muri Info, Telefon 056 664 70 11. Offizieller Start des Online-Verkaufs ist der 5. Mai.
Weitere Informationen unter www.murikultur.ch.



