«Spass ist wichtiger als Ruhm»
20.03.2020 WohlenLevin Deger lebt und liebt die Musik
Levin Deger spielt fünf Instrumente, produziert Songs und Texte. Er ist ein Vollblutmusiker, der so auch seinen Lebensunterhalt verdient. Er feierte schon einige Erfolge, sein grösstes Glück hat er aber in Wohlen ...
Levin Deger lebt und liebt die Musik
Levin Deger spielt fünf Instrumente, produziert Songs und Texte. Er ist ein Vollblutmusiker, der so auch seinen Lebensunterhalt verdient. Er feierte schon einige Erfolge, sein grösstes Glück hat er aber in Wohlen gefunden.
Stefan Sprenger
Immer nach dem Dessert gab es eine Zugabe. Wenn im Hause der Familie Deger Besuch war, dann holte Levin Deger seine Gitarre nach dem Essen hervor und spielte etwas vor. Aus dem Jungen mit dem kleinen Dessert-Konzert wurde ein Profi, der seinen Lebensunterhalt mit der Musik verdient.
Levin Deger ist ein besonderer Typ. Aufgestellt, grundehrlich, positiv. Sein Vater stammt ursprünglich aus der Türkei, seine Mutter hat italienische Wurzeln. Und seine Eltern sind am Ursprung seines heutigen Könnens. «Ich – wie auch meine zwei älteren Brüder – durften in jungen Jahren alle ein Instrument auswählen», erzählt Deger. Die Musik liegt also in der Familie. Kein Wunder, studierte er zuerst Jazz in Basel und schloss danach das Pop-Masterstudium an der Hochschule der Künste ab. Fragt man ihn nach seiner Lieblingsmusik, dann braucht man Zeit. Von Pop bis World Music, von griechisch bis italienisch, da ist alles dabei.
Ein Jahr in Kalifornien verbracht
Im Jahr 2009 lebte Deger ein Jahr in Los Angeles und San Francisco. Dort machte er nochmals einen riesigen Sprung und verfeinerte sein Talent. Und Levin Deger arbeitete mit spannenden Musikern zusammen. Er trat beispielweise mit Whitney Houstons langjährigem Pianisten Wayne Linsey auf. Oder er lernte den Grammy-Gewinner Ruslan Sirota kennen, der auf seinem Album «Between the Lights» dann Piano spielte. Er studierte Gesang an der L. A. Music Academy und schnupperte Hollywood-Studio-Luft.
Seine Karriere nahm Fahrt auf. Nach den Alben «Divan» (2008) und «Between the Lights» (2013) folgte im Jahr 2015 «All in». Und Levin Deger setzte im wahsten Sinne des Poker-Fachjargons auf «All in». Er setz te alles auf eine Karte. «Ich hörte auf mein Herz und scheute keine Kosten, um die Musik so umzusetzen, wie ich es wollte.» So flog er auch nach New York, um mit einem professionellen Filmteam ein Video zu drehen. «Vielleicht suchte ich den Erfolg etwas zu verkrampft», blickt er heute zurück. Doch damals schien es zu klappen. Im Juni 2015 kürt ihn «SRF 3» zum «Best Talent». Kurz darauf wird sein Album vor 550 Fans im Volkshaus getauft. Im Herbst 2016 war Levin als Künstler auf der «Seat Music Session» dabei, wo auch Seven einst mitwirkte.
Sein privates Glück gefunden
Der Funke um eine ganz grosse Karriere zu starten, er war da, doch er hat sich nie zu einer Flamme entzündet. Deger, der morgen Samstag seinen 35. Geburtstag feiert, nimmt dies gelassen. «Die Freude an der Musik ist wichtiger als der Ruhm.» Und sowieso: Sein riesiges privates Glück hat er gefunden. Bei seiner Freundin Samira, mit der er jetzt gemeinsam in einem Haus in Wohlen lebt. «Mein Leben stimmt so, wie es ist». Deger ist Singer-Songwriter, Multi-Instrumentalist und Musikproduzent. Er spielt Gitarre, Schlagzeug, Klavier und E-Bass. Er kann es auch mit dem «Loop»-Pedal als Alleinunterhalter. Er produziert Songs – auch für andere Künstler. Er war mit dem Zürich Jazz-Orchestra an 30 Frank-Sinatra-Shows dabei. Und auch bei der bekannten Bühnenproduktion «The Beatles» des Theaters Rigiblick wirkte er mit. Dafür gab es 2019 den «Prix Walo» für die Beteiligten. Levin Deger legt grossen Wert auf stilvolle Musikvideos. Den Clip zu «If a Song» wurde beispielsweise in New York gedreht. Sein letztes Werk ist ein Schwarz-Weiss-Musikfilm namens «Rapperswiler Ufer». Eine Hommage an seine Heimat, der Clip soll an die Zeit in den 1940er-Jahren erinnern. Und man machte dies gleich richtig. «Wir haben den Clip mit einer 16-mm-Filmrolle gedreht. Zum Wechseln der Rolle mussten wir in eine Dunkelkammer», erzählt er. Levin Deger ist einer, der die Musik mit Leidenschaft macht, mit Mut, Kreativität und viel Freude. Er lebt heute grösstenteils von privaten Auftritten. Zwei Hochzeiten sind in etwa ein Monatslohn.
Kontakte ins Freiamt waren bereits vorhanden
Auch wenn er frisch nach Wohlen zügelte, so hatte er schon zuvor Kontakte ins Freiamt. Er trat 2019 am Boswiler Sommer auf. Er kennt Sevens Bruder Micha Dettwyler. «Er wohnt nicht weit weg von mir, ich gehe bald zu ihm in den Schlagzeug-Unterricht. Ich muss dies etwas auffrischen», so Deger lachend. Und er kennt Stephan Diethelm von «Musig im Ochsen». Da fällt ihm gleich eine Anekdote ein. «Ich ging an ein Konzert von Becca Stevens in Muri und lernte sie kennen. Später hat sie mit mir gemeinsam auf einer CD gesungen.»
Momentan ist bei Levin Deger musikalisch nicht viel los. Private Anlässe gibt es nur wenige. Deshalb tut ihm das Coronavirus – zumindest beruflich – nicht besonders weh. «Es gab schon Verschiebungen von Anlässen. Aber sie wurden immerhin nicht abgesagt.»
Für die Zukunft hat er Pläne und Träume. «Ich möchte Konzerte spielen und die Menschen begeistern, am liebsten vor ausverkauften Rängen, das ist aber in der Schweiz nicht einfach», so Deger. Ein grosser Traum wäre es auch, einmal in einem Hollywood-Film einen Song zu platzieren. «Ich bin ein Romantiker und liebe Schnulzen», wie er sagt. Er will weiterhin von der Musik leben. Und er will mit seiner Freundin Samira in Wohlen glücklich sein – und glücklich bleiben.