«Unbedingt darüber sprechen»
18.02.2020 MuriDie Reformierte Kirche Muri Sins organisierte einen Themennachmittag zu Demenz
Wie erkennt man Demenz? Und wie geht man als Betroffener oder Angehöriger damit um? In Muri wurden diese und viele weitere wichtige Fragen im Rahmen des Seniorennachmittags besprochen. ...
Die Reformierte Kirche Muri Sins organisierte einen Themennachmittag zu Demenz
Wie erkennt man Demenz? Und wie geht man als Betroffener oder Angehöriger damit um? In Muri wurden diese und viele weitere wichtige Fragen im Rahmen des Seniorennachmittags besprochen.
«Viele ältere Menschen haben Angst vor einer Demenz», weiss Thomas Wernli, Direktor der Pflegi Muri. Vorurteile, das Nichtwissen und das negativ geprägte Bild in der Gesellschaft schüren diese Angst. «Unnütz oder verrückt sein», «man wolle nicht dahinsiechen» sind dabei nur zwei von unzähligen Bedenken. Doch Wernli erklärt: «Die Demenz ist eine Krankheit, und es gibt Strategien, damit umzugehen.» Zusammen mit Sabine Meier, Wohngruppenleiterin der geschützten Demenzgruppe, klärt er mit Fachwissen und vielen Erfahrungen über die Krankheit auf.
Dass das Thema vor allem ältere Menschen bewegt, zeigt sich auch an diesem Nachmittag. Für 36 Leute waren die Tische gedeckt, doch kurz vor Beginn musste nachgedeckt werden. Rund 50 Anwesende kamen zusammen. «Wichtig ist: Vergesslichkeit ist nicht gleich Demenz», versichert Wernli. Die Gefahr der Demenz im Alter ist hoch, doch auch die Vergesslichkeit gehöre zum Altwerden dazu. Wernli gibt dazu Einblick in die verschiedenen Formen der Demenzerkrankung und die wichtigsten Fakten.
Hilfe anfordern und annehmen
Besteht der Verdacht einer Demenzerkrankung, stehen Angehörige oft vor einer grossen Herausforderung: Wie unterstütze oder helfe ich richtig? Bei diesen Fragen sei es unabdingbar, Hilfe anzufordern. «Man muss darüber sprechen, selbst wenn eine Erkrankung nur vermutet wird», legt Wernli nahe. Oft teilen sich die Betroffenen aber nicht offen mit – zu gross sei immer noch die Scham über eine demenzielle Erkrankung. Man dürfe sich aber auf keinen Fall schämen, so Wernli. «Man schämt sich ja auch nicht, wenn man Herzkreislaufprobleme hat.»
Für Sabine Meier ist das Allerwichtigste im Umgang mit Demenzkranken, dass die Identität der Betroffenen gewahrt wird. «Sie sind trotz Krankheit immer noch Menschen», erzählt sie. Um möglichst viel über die Persönlichkeit der Betroffenen zu erfahren, rede man mit deren Partnern und Kindern. «So wollen wir dem Menschen auf Augenhöhe begegnen», erklärt sie. Sie erzählt von einer Erfahrung mit einer Patientin, die selbst jahrelang als Pflegefachfrau gearbeitet hat. «Ich rede viel mit ihr über den Beruf und beziehe sie manchmal in meine Arbeit mit ein», erklärt sie. Auf diese Art sieht man, wie viel die Betroffenen doch noch an Wissen abrufen können, denn die Patientin steht ihr gerne mit Rat und Tat zur Seite.
Singen und Lachen als gute Medizin
Durch einen solchen Umgang öffnen sich die Betroffenen. Allgemein werde auf der Wohngruppe viel gemeinsam gelacht und gesungen, denn Humor ist die beste Medizin, so Meier. Ein weiteres wichtiges Instrument sei die Validation. «Dabei gehen wir voll und ganz auf die momentanen Gefühle der Betroffenen ein und nehmen ihre Launen an», erklärt Meier. Das Wichtigste sei, trotz Krankheit immer den Menschen zu sehen. So bringe ihr die Arbeit mit Demenzerkrankten oftmals schöne Begegnungen, weil es grundehrliche Kontakte ohne Barrieren sind.
Ihre Devise ist es, ihnen mit Liebe, Nähe und Geborgenheit zu begegnen. «Denn das Herz und die Seele eines Menschen kennen keine Demenz», so Meier. --cbl
Verschiedene Anlaufstellen
Erkrankt ein Mensch an Demenz, sind oftmals mindestens drei Menschen aus dem engeren Umfeld stark betroffen. Die Krankheit kann die Angehörigen von Betroffenen an ihre Grenzen bringen, weshalb sie auch als «Krankheit der Angehörigen» bezeichnet wird. Es wird daher geraten, sich bei einem Verdachtsfall rechtzeitig Unterstützung zu suchen.
Folgende Anlaufstellen können bei einem solchen Schicksalsschlag weiterhelfen: die Alzheimervereinigung Aargau (Aarau), die Pro-Senectute-Beratungsstelle Muri, die «Drehscheibe» wie aber auch die Sozialberatungen in Pflegeheimen, beispielsweise in der Pfiegi Muri. --cbl