«Top-Gemeinde übernommen»
14.02.2020 HilfikonDie Fusion von Villmergen und Hilfikon liegt zehn Jahre zurück – sind sie heute eins?
Vor zehn Jahren fusionierte Hilfikon mit Villmergen. «Wir haben eine Gemeinde in Top-Zustand übernehmen können», sagt der ehemalige Gemeindeammann Paul ...
Die Fusion von Villmergen und Hilfikon liegt zehn Jahre zurück – sind sie heute eins?
Vor zehn Jahren fusionierte Hilfikon mit Villmergen. «Wir haben eine Gemeinde in Top-Zustand übernehmen können», sagt der ehemalige Gemeindeammann Paul Meyer. Und bis auf die Sache mit dem gestohlenen Schild verlief alles bestens.
Chantal Gisler
Am 1. Januar 2010 wurden Hilfikon und Villmergen offiziell vereint. Ist dieses Gefühl mittlerweile bei den Einwohnern angekommen? Sind Villmergen und Hilfikon eins? Am Tisch im Zimmer des Gemeindeammanns von Villmergen sitzen Ueli Lütolf und Paul Meyer. Sie spielten bei der Fusion eine tragende Rolle. Ueli Lütolf als Gemeindeammann von Hilfikon und Paul Meyer als jener von Villmergen. «Ich denke schon», antwortet Lütolf nach kurzem Nachdenken. «Dem kann ich zustimmen», sagt Paul Meyer. Die beiden kennen sich schon lange, duzen sich, pflegen ein freundschaftliches Verhältnis. «In Villmergen ist das bestimmt so», sagt Meyer und wendet sich an Lütolf. «Aber du kannst das als Hilfiker besser einschätzen.»
Lütolf lehnt sich zurück. «Doch», sagt er. «Im Nachhinein gesehen, war es die beste Entscheidung für Hilfi- kon, mit Villmergen zu fusionieren.» In Hilfikon war die Pro-Kopf-Verschuldung deutlich höher und die Steuerkraft deutlich tiefer als jene von Villmergen. «Man muss aber auch sehen, wir hatten nur 237 Einwohner und die Weiterführung der Schule war mehr als infrage gestellt. Villmergen hatte schon 5384 Einwohner.» Heute hat Villmergen fast 8000 Einwohner. Gleichzeitig hatte Hilfi- kon damals einen Steuerfuss von 122 Prozent, Villmergen von 95. Aufgrund verschiedener Investitionen liegt der Steuerfuss heute auf 102 Prozent.
Gemeinde nicht an die Wand fahren
Die Ausgaben für Infrastruktur belasteten die kleine Gemeinde deutlich stärker. Ausschlaggebend war aber, dass die Hilfiker immer mehr Mühe hatten, geeignete Personen für Kommissionen und die verschiedenen Ämter zu finden. «Wir mussten handeln», sagt Ueli Lütolf. «Wir wollten die Gemeinde ja nicht an die Wand fahren.»
Opposition ohne Erfolg
Der Gemeinderat startete eine Umfrage bei den Einwohnern, um unter anderem herauszufinden, mit welcher Nachbarsgemeinde eine Fusion infrage käme. «Es gab vereinzelte Stimmen für Büttikon und Sarmenstorf, aber die grosse Mehrheit sprach sich für Villmergen aus.» Nicht verwunderlich, denn Hilfikon und Villmergen pflegten bereits in einigen Bereichen eine gute Zusammenarbeit. «In den Bereichen Schule, Kirche und unter den Vereinen gab es schon eine Zusammenarbeit», erinnert sich auch Paul Meyer. Aber wie war das für die Villmerger, als die Hilfiker mit ihrem Anliegen zu ihnen kamen? «Wir waren offen dafür», sagt Meyer. «Im Gemeinderat sowieso, wir kannten uns ja und wussten auch, mit welchen Schwierigkeiten die Hilfiker zu kämpfen hatten.» Auch die Villmerger Bevölkerung schien nichts gegen eine Fusion zu haben. «Der Kredit für die Machbarkeitsstudie wurde grossmehrheitlich angenommen.» Auch der Kanton fördert Fusionen. «Wir wurden von dieser Seite immer gut unterstützt», sind sich Meyer und Lütolf einig. «Und was ebenfalls schön war, wir konnten uns stets auf Augenhöhe begegnen», sagt Meyer.
Doch nicht allen gefiel der Gedanke einer Fusion – zumindest in Hilfikon. «Es gab einen Gemeinderat, der zurücktrat und versuchte, eine Opposition zu gründen», erinnert sich Lütolf. Doch die Geschichte hatte ein schönes Ende. «Er merkte, dass er damit keinen Erfolg hatte», erinnert er sich und lächelt beim nächsten Gedanken. «Zu dieser Zeit wurde ein anderer Gemeinderat leider krank und er trat an seiner Stelle wieder in den Gemeinderat ein, was ihm hoch anzurechnen war. Er hatte gemerkt, dass eine Fusion zustande kommen würde und wollte sie nun mit uns gemeinsam unterstützen. Das war ein sehr schöner Moment für uns und ein Zeichen, dass wir so weitermachen können.»
Geholfen habe da auch, dass Hilfi- kon als Ortsteil in Villmergen integriert wurde. Mit dem Namen wurde den Hilfikern die Identität gelassen. Paul Meyer lauscht den Worten von Lütolf interessiert. Diese Geschichte hatte er so wohl noch nicht gehört. Schliesslich meldet er sich zu Wort: «Aber eines muss man euch lassen», sagt er und wendet sich zu Lütolf, «wir konnten eine Top-Gemeinde übernehmen. Die Infrastruktur der Hilfiker war in hervorragendem Zustand, wir mussten kaum Investitionen tätigen.»
Grosse Erleichterung nach der «Gmeind»
Und wie erlebten die beiden den Moment, als die Gemeindeversammlungen einer Fusion zustimmten? «Für mich war es eine grosse Erleichterung. Es war klar, dass es geschehen würde und dass sich unsere Arbeit gelohnt hatte», sagt Lütolf und durchsucht seine Unterlagen. «Am 15. Juni 2007 war die Gemeindeversammlung in beiden Gemeinden», sagt er. Hilfi- kon stimmte der Vorlage grossmehrheitlich zu, Villmergen sogar einstimmig.
«Ich erinnere mich noch daran, dass ich dich nach der Versammlung angerufen habe», sagt Meyer. Um sich über die Resultate auszutauschen und zu gratulieren. «Für mich war aber schon im Vornherein klar, dass die Fusion zustande kommen würde», gibt Meyer zu. «Ich hatte das Gefühl, dass es gut kommen würde.» Er blickt zu Lütolf. «Es muss ja stimmen, schliesslich haben wir heute einen Hilfiker als Gemeindeammann, der seine Arbeit super macht.»
Die Sache mit dem gestohlenen Schild
Rückblickend sind sich Meyer und Lütolf einig: Die Fusion war das Beste, was den beiden Gemeinden passieren konnte. Doch es gibt jemanden, der damit wohl nicht einverstanden war. Lütolf lacht. «Am Tag vor der offiziellen Fusion haben wir die neuen Ortsschilder hinter den alten anbringen lassen, damit sie möglichst schnell gewechselt werden können. Und dann, als es so weit war, waren sie verschwunden.» Ein Dieb hatte die neuen Schilder gestohlen. «Vielleicht stellt sie ja jemand im Garten aus», witzelt Meyer. Lütolf lacht. «Ja, aber das ist offiziell eine Straftat, die nicht verjährt. Für den Verantwortlichen würde sich das nicht lohnen.» Beide lachen.
Zum Schluss noch einmal die Frage: Sind Hilfikon und Villmergen heute eins? «Ja», sagen Meyer und Lütolf, dieses Mal wie aus der Pistole geschossen.
Die 10-Jahr-Jubiläumsfeier zur Fusion von fikon und Villmergen findet am Freitag, 31. Juli, statt. Sie bildet einen idealen Übergang zu den 1.-August-Feierlichkei- ten.