100 Jahre und kein bisschen leise
05.11.2019 Hermetschwil-StaffelnJubiläum der Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln sah halb Bremgarten als Gratulanten
Das war definitiv das Wochenende der Leute von der herzlich willkommenen Fusionsschwester. Hermetschwil ist angekommen. Am Donnerstag wurde die hundertjährige Dorfmusik mit ...
Jubiläum der Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln sah halb Bremgarten als Gratulanten
Das war definitiv das Wochenende der Leute von der herzlich willkommenen Fusionsschwester. Hermetschwil ist angekommen. Am Donnerstag wurde die hundertjährige Dorfmusik mit dem «Bremgarter Leu» geehrt, am Samstag revanchierte sie sich mit einem prächtigen Konzertabend.
Hans Rechsteiner
Als laut Stadtammann Raymond Tellenbach «beste Botschafter ihres Ortsteils und Bremgartens, lebendige und junggebliebene Musik, die überall, wo sie auftritt, grosse Begeisterung erntet» ist das «Gefäss für freundschaftliches Musizieren» – so Vizeammann Doris Stöckli – schon am letzten Donnerstag geehrt worden. Die Ortsbürgerkommission verlieh der Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln im wunderbar hergerichteten Casino für ihr «Lebenswerk» den Förderpreis «Bremgarter Leu», eine weiterwandernde Holzskulptur, geschaffen vom Bremgarter Künstler Alex Schaufelbühl.
Der «Bremgarter Leu» ist mit 10 000 Franken Fördergeld ausgestattet, das die Musikgesellschaft gemäss einer Abstimmung in der Schuhschachtel, wie es Musikpräsident Gregor Keusch bezeichnete, zumeist in die Nachwuchsförderung investieren will.
Riesengrosse Freude produzieren
«Jung bleiben, um alt zu werden» ist das Motto des Musikpräsidenten Gregor Keusch. Und genau so präsentierte sich die jubilierende Hundertjährige am Samstagabend im festlich geschmückten überfüllten Casino mit dem, was sie am besten kann: mit hervorragender Blasmusik riesengrosse Freude produzieren. Ihr begeisternder Dirigent Markus Kohler führte mit sparsamer Gestik durchs brillante Konzert, von «Mutig voran» – das stand auf der ersten Vereinsfahne – bis zum Potpourri «Landi 39». Dazwischen fragte das Korps musikalisch von der Operettenbühne, auf der es ja spielte: «Kennen Sie Franz von Suppé?» Dass es zum Schluss für alle Besucherinnen und Besucher ein wunderbares Stück exklusive Hermetschwiler Schwarzwäldertorte gab, setzte einen zusätzlichen überraschenden Höhepunkt unter dieses «Hermetschwiler Wochenende».
100 Jahre jung geblieben
Die Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln präsentierte zu ihrem runden Geburtstag ein ausgezeichnetes Konzert
«Wer alt werden will, muss jung bleiben.» Diesen Slogan hat Gregor Keusch, Präsident der jubilierenden Musikgesellschaft, vor das fantastische Geburtstagskonzert im Casino Bremgarten gesetzt. Da stellte sich eine ausgezeichnete Dorfmusik vor.
Hans Rechsteiner
Das festlich geschmückte Casino platzte buchstäblich aus allen Nähten. Der Ortsteil Hermetschwil-Staffeln und seine hundertjährige Musikgesellschaft waren zu Gast, die Geburtstagsgäste kamen aus der weiteren Region. Prächtige Fanfaren vom hinteren Balkon läuteten mit dem Marsch «mutig voran» das Jubiläumskonzert voluminös ein. Unter diesem Motto war der Verein 1919 gegründet worden, es stand auf seiner ersten Fahne. Silvio Flory, der immer wieder historische Schmonzetten in seine Moderation einfügte, hielt fest, dass sich damals jedes Mitglied schriftlich für 40 Jahre verpflichten musste. Und dass es im Vereinsleben teilweise so turbulent zugegangen sei, dass auch schon vier Generalversammlungen in einem einzigen Jahr nötig waren. «Märchen der Liebe» beruhigte die Gemüter und erlaubte feines Schwelgen im langsamen Walzertakt.
«De Suppe-Franz»
Thomas Kohler zeigte sich als ein sparsamer, sehr präziser Dirigent, der die grosse Gestik nicht braucht. Er bewies das auch gleich in der gemütlichen böhmischen Polka «Wir Musikanten», die wunderbar das gepflegte Vereinsleben samt freudigem Umtrunk nach jeder Probe wiedergibt. Die Hermetschwiler sind eine flotte Musik, die führenden Instrumente sind gut getragen, da und dort brilliert das überraschende Schlagwerk, und die Klarinetten setzen immer wieder erfreulich frische melodiöse Akzente. Wer auf die Bühne schaute, hatte nicht den Eindruck einer 100-jährigen Band. Denn da dominierten viele jüngere Musikanten.
Franz von Suppé komponierte die «Banditenstreiche», und 1994 stand der heutige Moderator Silvio Flory als Kind oben auf dieser Operettenbühne. Nicht nur er freute sich also am Potpourri von der leichten Kavallerie über Dichter und Bauer und an der schönen Galathée, die herrlich melodiös vorgetragen wurde. Nette Klarinetten und als frisches Element die Querflöten folgten als «Gala-Abend», was der Anlass im Casino ja auch war. Erst 1951 hatte die Hermetschwiler Dorfmusig eine erste Uniform, eine gebrauchte aus Neuenkirch Luzern, 1961 die erste eigene, seit 1984 die heutige. Das nächste Stück «A Groovy Kind of Love», der fein groovende Pop-Ohrwurm, sollte aber den Frauen gelten. 1988 nämlich kamen die ersten weiblichen Musiker ins Korps. Es gab eine Abstimmung, ob sie Röcke tragen sollten. Die Damen selber wollten Hosen haben. Das Thema ist heute wieder aktuell, aber noch nicht entschieden.
Gute Durchmischung
«Was sagt man einer Hundertjährigen, die erst noch wunderbare Musik spielt, auf die Pauke haut, dass es kracht, die laut und leise spielt?», fragte sich Festredner und Stadtammann Raymond Tellenbach. «Ganz herzliche Gratulation.» Tellenbach rühmte die sympathische Musikgesellschaft für die Durchmischung aus Alt und Jung, Frauenquote erfüllt, tolles Ensemble mit breitem Repertoire: Big Band, klassisch bis Operette und Marschmusik, bereit, wenn man sie braucht. Sie sei ein sympathischer Botschafter, der wunderbare Brücken zu Bremgarten geschlagen habe. «Mir händ Eu gärn.»
Die derart gelobte Musikgesellschaft spielte «Marvin Gaye», den wunderbarsten Ohrwurm, der ihr auf den Leib geschrieben scheint, abwechslungsreich und schmeichelnd durch alle Register. Auf sicherem Sound wurden die allerschönsten Melodien entwickelt. Es folgte «s’Landidörfli», erweitert durch die beliebtesten Melodien jener Zeit: Auf den schönen Zürisee; Margritli, ich lieb Dich vo Härze mit Schmärze; bi Prunterut im Jura la petite Gilberte – passend in die unvergessene Zeit der Landesausstellung 1939. Selbstverständlich kamen die Musikanten aus dem Dorfteil Hermetschwil-Staffeln nicht ohne Zugaben davon. Sie gaben den orchestrierten «Cornfield Rock» brillant und auch den stimmigen Marsch «Larida» und waren sogar zu weiteren Zugaben herausgefordert.
Exklusive Geburtstagstorte
Dann kam die grosse Überraschung. Am Donnerstag zuvor hatte diese Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln am selben Ort im Casino den Förderpreis der Ortsbürgergemeinde Bremgarten, den «Bremgarter Leu», entgegennehmen dürfen. Nicht für den hundertsten Geburtstag, sondern für die ausgezeichnete Leistung für die Allgemeinheit im kulturellen Bereich. Revanchiert hat sie sich mit einem wunderbaren Stück Geburtstagskuchen für jeden Konzertbesucher, einer exklusiven Hermetschwiler Schwarzwäldertorte.