Riesige logistische Herausforderung
07.06.2019 MuriDie Wartezeit auf das um- und angebaute Roth-Haus wird in der Pflegi Muri überbrückt
Wenn keine Verzögerungen auftreten, können die vier Wohngruppen mit rund 28 Bewohnerinnen und Bewohnern in anderthalb Jahren ihr neues Heim beziehen. Das Team des ...
Die Wartezeit auf das um- und angebaute Roth-Haus wird in der Pflegi Muri überbrückt
Wenn keine Verzögerungen auftreten, können die vier Wohngruppen mit rund 28 Bewohnerinnen und Bewohnern in anderthalb Jahren ihr neues Heim beziehen. Das Team des Roth-Hauses setzt sich dafür ein, dass sich dabei alle wohlfühlen und niemand überfordert wird.
Therry Landis
Innert drei Tagen ein grosses Haus mit den Habseligkeiten von 28 Bewohnerinnen und Bewohnern, Hausrat von vier Küchen, Ess- und Nebenräumen sowie Büromaterial von zehn Mitarbeitenden zu zügeln, ist ein Mammutprojekt. Beteiligt sind neben den Angestellten zwei Zivilschützer, eine Umzugsfirma sowie viele Eltern, die sich freiwillig gemeldet haben. «Uns waren ursprünglich genügend Zivilschützer zugesichert worden, doch sie wurden kurzfristig für den Aufbau des Eidgenössischen Turnfestes abgezogen», erklärt Uwe Tischer. Der Geschäftsleiter wischt sich den Schweiss von der Stirn, es herrschen bereits vormittags sommerliche Temperaturen. Nötig wurde dieser Umzug, weil das Roth-Haus Muri umund angebaut wird. «Den öffentlichen Wettbewerb dazu hat ein junges Architektenteam gewonnen. Dessen Vorschlag, der unter insgesamt 70 Projekten eingereicht wurde, hat die Jury von A bis Z überzeugt», blickt Uwe Tischer zurück. Im Juli wird die Baustelle eingerichtet, in etwa anderthalb Jahren sollen das komplett umgebaute Roth-Haus sowie der Anbau bezugsbereit sein.
Statt wie bisher in Zweier-, werden die Schwerstbehinderten dann in Einzelzimmern untergebracht. «Das ist zeitgemäss und erfüllt das Richtraumprogramm der IV.»
Das bestehende Roth-Haus wird komplett ausgehöhlt und saniert, darin werden sämtliche Schlaf- und Nasszellen eingerichtet. In den Anbau kommen Küchen, Wohn- und Esszimmer für die vier Wohngruppen, Räume für die Teamleitung sowie Büros.
Die Profis von der Zügelfirma müssen die Pflegebetten demontieren. «Die passen leider nicht in den Lift», stellt Tischer fest. Ein Umzug fordert Flexibilität und ein Miteinander. «Das funktioniert hervorragend. Bevor ich überhaupt merkte, wie durstig ich bin, hat unser Technischer Leiter Roger Wyss bereits zusätzliche Wasserflaschen angekarrt.»
«Wollen angenehme Gäste sein»
Uwe Tischer unterbricht das Gespräch und begrüsst Franz Hold, den Präsidenten der Pflegi Muri, der spontan vorbeischaut und sich erkundigt, wies denn so laufe. «Die Zusammenarbeit klappt hervorragend und unkompliziert. Es sind viele Absprachen nötig. Wo werden die Mahlzeiten eingenommen, wo kann die Schmutzwäsche deponiert werden, gibt es genügend Pflegebadewannen, wie verhalten wir uns bei einem Feueralarm, welche Anlässe werden gemeinsam durchgeführt – die Liste ist endlos», erklärt Tischer. Die Pflegi Muri wolle ein guter Gastgeber sein, «und wir wollen angenehme Gäste sein.»
Die am Vortag in den Container eingezogene Wohngruppe hat die erste Nacht gut überstanden. «Es herrscht Lagerstimmung. Alle müssen sich am neuen Ort orientieren und alles erkunden. Wo ist mein Zimmer, wo kann ich essen, wo ist die Toi lette?», sagt Heidi Dommisch. Sie hilft mit, die Zimmer ihrer Schützlinge wohnlich einzurichten, und freut sich, dass die Räume so hell sind. «Das gefällt allen und macht das Heimisch-Werden einfacher.» Auch Renate Bretti zieht ein positives Fazit: «Natürlich sind einige Bewohner etwas verunsichert und verängstigt. Sie haben zum Teil schon vieles erlebt, die Älteren wohnten vor ihrem Umzug ins Roth-Haus vor zwanzig Jahren sogar schon in der Pflegi.» Wer in der Lage ist und Lust hat, hilft aktiv beim Einrichten mit. Die meisten Klienten werden jedoch in der Beschäftigungsstätte betreut. Dass der Weg dorthin nun etwas länger ist, findet Dommisch kein Problem: «Der Weg führt durch den Pflegipark und ist richtig paradiesisch mit den mächtigen Bäumen und dem Vogelgezwitscher.»
Das Roth-Haus
Laut Jahresbericht 2018 verfügt die Stiftung Roth-Haus Muri per 31. Dezember über rund 3,2 Mio. Franken Eigenkapital. Der Nettoertrag betrug im vergangenen Jahr knapp 4,7 Mio., der Gewinn 387.93 Franken. Die Stiftung beschäftigte sich 2018 vorwiegend mit dem An- und Umbauprojekt. Nachdem Ende 2017 das Ergebnis des Projektwettbewerbs feststand, konnten die Planungsarbeiten am Siegerprojekt der «camponovo baumgartner architekten» Zürich durch die Baukommission vorangetrieben werden. Am 20. November wurde das Baugesuch bei der Bauverwaltung in Muri deponiert. Die Stiftungsratssitzungen wurden wesentlich durch die Bauplanungen geprägt. Daneben wurde jedoch auch das Personalreglement überarbeitet und den neuesten Entwicklungen angepasst. Auch für die Geschäftsleitung stand das Bauprojekt im Zentrum der Tätigkeit. Viele Details für den befristeten Umzug aller Wohngruppen in das Provisorium in der Pflegi Muri mussten geklärt werden. --tla




