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07.05.2019 WohlenDas Schiffsmodell-Schaufahren im Schüwo-Park trotzte dem schlechten Wetter
Der Anlass hat längst Tradition. Bevor die Badi Wohlen gestern ihre Tore ganz offiziell öffnete, gehörten die Becken für ein Wochenende den Mitgliedern des Aargauer ...
Das Schiffsmodell-Schaufahren im Schüwo-Park trotzte dem schlechten Wetter
Der Anlass hat längst Tradition. Bevor die Badi Wohlen gestern ihre Tore ganz offiziell öffnete, gehörten die Becken für ein Wochenende den Mitgliedern des Aargauer Schiffsmodellbau-Klubs. Sie demonstrierten die Vielseitigkeit ihres Hobbys.
Chregi Hansen
Die Mitglieder des Vereins sind so unterschiedlich wie ihre Modelle. «Die einen wollen ein Schiff so originalgetreu wir nur möglich nachbauen und recherchieren dafür ganz viel. Andere lassen sich rein von Fotos zu eigenen Bauten animieren. Und wieder andere sind in erster Linie an der Technik interessiert», weiss Frank Fehlmann, der Präsident des Aargauer Schiffsmodellbau-Klubs.
Die Boote, die an diesem Wochenende in der Halle und in den Becken zu sehen waren, sind denn auch ganz unterschiedlich. Da gibt es riesige Flugzeugträger, alte Fischerboote, die das Netz hinter sich herziehen, schnelle Jachten, Autofähren oder auch schnittige Segelboote. Anwesend waren nicht nur die Aargauer Modellbauer. «Es ist Usus, dass die Mitglieder der anderen Schweizer Verbände sich gegenseitig besuchen», erklärt Fehlmann. Er schätzt, dass zwischen 80 und 100 Modellbauer in Wohlen dabei waren.
Nur noch wenig Gelegenheiten zum Herumkurven
«Der Aargauer Anlass ist der grösste in der Schweiz. Mit der gedeckten Halle und den zwei grossen Becken haben wir tolle Voraussetzungen», sagt der Präsident. Einziges Manko: Im neuen Schüwo-Park kann der Verein kein eigenes Restaurant führen, diese Einnahmen fehlen. Dafür wird die Anlage gratis zur Verfügung gestellt. «Unter dem Strich stimmt es für uns noch. Vermutlich werden wir mit dem Anlass in Wohlen bleiben», sagt Fehlmann.
Er freut sich, dass in diesem Jahr auch viele junge Teilnehmer dabei sind. Das ist nicht selbstverständlich. Zwar steht für die meisten der Modellbau im Zentrum, aber natürlich lässt man die eigene Schiffe als Kapitän auch gern zu Wasser. Und das ist immer schwieriger geworden. «Es gibt kaum noch Orte im Freien, wo wir unsere Boote fahren lassen können», berichtet Fehlmann. Viele Weiher und kleine Seen seien heute Naturschutzgebiete, andere können nicht mit dem Auto erreicht werden. Und seine filigranen und teilweise sehr schweren Schiffe will man nicht über weite Distanzen tragen.
Schiffe aus dem Drucker
Dass sich auch immer mehr Junge an den Modellbau wagen, hat sicher auch mit der Entwicklung zu tun. Dank des 3D-Druckes gibt es inzwischen recht einfache Bausätze, die trotzdem einen ungeheuren Detailreichtum aufweisen. «Der 3D-Druck wird die Modelllandschaft verändern», ist Fehlmann überzeugt. Er selber hat schon eines dieser neuen Modelle gebaut. Im Gegenzug dazu hat er dafür an einem anderen seiner Schiffe vier bis fünf Jahre gebaut. «Allein die Recherchen dazu haben mehrere Monate gedauert», sagt er.
Einfach ein «Fan» von Jachten
Nicht jeder ist daran interessiert, die Schiffe komplett selber zu konstruieren. Udo Schindler beispielsweise benutzt Bausätze von Jachten. «Mein Ziel ist es, dass sie möglichst detailgetreu sind. Nicht nur äusserlich, sondern auch von den Fahreigenschaften her», erklärt er. Sein erstes Modell hat er mit 14 gebaut, 37 Jahre später ist er immer noch dabei. «Und ich besitze alle meine Schiffe noch. Ich bringe es nicht übers Herz, eines wegzugeben.»
Auch wenn er als Grundlage Bausätze benutzt, sind alle seine Schiffe Unikate. «Ich gebe ihnen immer einen individuelle Touch. Es ist dabei mein Ziel, möglichst vieles selber zu machen», sagt er. Dank seiner mechanischen Ausbildung gelingt ihm das auch. Doch warum baut er nur Jachten? «Weil mir dieser Bootstyp einfach am besten gefällt», lacht Schindler, der auch einen Führerschein für diese Bootsklasse hat, aber kein eigenes Schiff besitzt.
Geduld ist die wichtigste Tugend
Und was ist die wichtigste Voraussetzung für einen Modellbauer? «Es braucht Geduld. Sobald man sich selber unter Druck setzt und sich beeilt, passieren Fehler», weiss Präsident Frank Fehlmann. So sind an der Ausstellung in der Eishalle auch Schiffe zu sehen, an denen teilweise bis zu 20 Jahre herumgewerkelt wurde, bis jedes Detail stimmte. Und was die Kosten betrifft, so bekommt man nur selten eine klare Antwort. «Wie viel jeder in sein Hobby investiert, ist sehr unterschiedlich. Letztlich ist es eben im grossen Mass Zeit», so Fehlmann. Ein grosses, detailreiches Schiff hat aber schnell mal einige 1000 Franken gekostet. «Wichtig ist in erster Linie, dass man Freude hat. Und die Mitglieder unterstützen sich auch gegenseitig bei Problemen», sagt der Präsident. Und tatsächlich: Für die Aussteller gibt es fast nichts Schöneres, als interessierten Besuchern ihre Modelle zu zeigen und zu erklären und dabei auch das Innenleben freizulegen. Höchstens das Fahren der Modelle im Wasser macht noch etwas mehr Spass.



