Cooles Schwingfest, starke Freiämter
30.04.2019 SchwingenDie Freiämter mit starker Leistung am Guggibad-Schwinget – Reto Leuthard verliert Schlussgang gegen Nick Alpiger
Reto Leuthard steht im Schlussgang. Vorjahressieger Joel Strebel landet auf dem 2. Rang und beweist, dass er in Topform ist. Es sind die zwei Glanzlicher in ...
Die Freiämter mit starker Leistung am Guggibad-Schwinget – Reto Leuthard verliert Schlussgang gegen Nick Alpiger
Reto Leuthard steht im Schlussgang. Vorjahressieger Joel Strebel landet auf dem 2. Rang und beweist, dass er in Topform ist. Es sind die zwei Glanzlicher in einer starken Leistung der Freiämter Schwinger.
Stefan Sprenger
«Ich wollte ihn überraschen», sagt Reto Leuthard. Doch die Überraschung gelang nicht. Sein Angriff im Schlussgang wurde von Nick Alpiger gekontert. Nach sechs Sekunden liegt der Freiämter schon mit dem Rücken im Sägemehl. «Ich hatte eine Idee, die ging nicht auf», so der 22-jährige Merenschwander. Für ihn war die Teilnahme am Schlussgang aber schon ein Highlight. Es war erst die zweite Teilnahme an einem finalen Duell. War er nervös? «Nein», meint er und fügt trocken an: «Ich bin nicht so der emotionale Typ.»
Reto Leuthard: «Von hinten anschleichen»
Reto Leuthard, er zählt zwar zu den Freiämter Topschwingern, doch wird er meist im Hintergrund gehandelt. Zuerst kommen Namen wie Joel Strebel, Andreas und Lukas Döbeli oder Yannick Klausner. «Mir ist das recht, wenn von den anderen geredet wird», meint Leuthard. Er lächelt und sagt: «Dann kann ich mich wie heute am Guggibad von hinten anschleichen und zuschlagen.» Dies hat er getan. Auf seinem Weg in den Schlussgang (und auf den 4. Rang) hatte er alles «Kranzer» und dazu zwei Eidgenossen als Gegner. Die Bilanz: drei Siege, zwei «Gestellte» – und die Blitz-Niederlage gegen den überlegenen Alpiger im Schlussgang. Jener Alpiger zollt seinem Gegner grossen Respekt. «Leuthard war heute stark.» Und doch war er chancenlos gegen Alpiger. Der einzige Freiämter, der dem Guggibad-Sieger wirklich gefährlich wurde, hiess aber nicht Leuthard, sondern Joel Strebel. Das Duell Alpiger gegen Strebel erlebten die Guggibad-Fans schon im fünften Gang. Es gab einen «Gestellten». Der Aristauer Joel Strebel, mit vier Siegen und zwei «Gestellten» am Ende der beste Freiämter auf dem 2. Rang, sagt: «Schade, reichte es gegen Alpiger nicht zu mehr. Aber er ist schwer, steht tief, gegen ihn zu gewinnen ist sehr schwierig. Und wenn man ein zu grosses Risiko eingeht, läuft man Gefahr, in einen seiner gefürchteten und heftigen Konter zu laufen.» Strebel war am Ende «sehr zufrieden» mit seiner Leistung.
Döbeli kann mehr
Ebenfalls anwesend beim Guggibad-Schwinget war Stefan Strebel, der technische Leiter des Nordwestschweizer Schwingverbandes (und 2004 letzter Freiämter Kranzgewinner an einem Eidgenössischen). Er findet den Start der Freiämter in die Schwingsaison gut – doch er ist eben auch ein kritischer Zeitgeist. «Joel Strebel macht einen sehr starken Eindruck. Er hat eine dynamische Technik. Reto Leuthard hat mich positiv überrascht. Seine ruhige und abgeklärte Art zu schwingen ist stark.» Der Sarmenstorfer Lukas Döbeli kommt aus einer Verletzungspause und braucht noch Trainingseinheiten, um in Topform zu kommen. Bruder Andreas kann mehr, als er am Guggibad-Schwinget gezeigt hat. Yanick Klausner hat gute Ansätze. «Doch er ist nach seiner Verletzung noch weit weg von seiner Bestform», so Strebel weiter. Es brauche noch härtere Trainingseinheiten – doch es bleibt Zeit bis zum Eidgenössischen im August.
Überrascht hat ihn besonders Lukas Schwenkfelder. «Wenn ich ihn schwingen sehe, dann habe ich innerlich immer eine überraschte Haltung. Ich frage mich immer, wie ein Handballer so gut schwingen kann», sagt Stefan Strebel, der von eben jenem Handballer des TV Muri in dieser Schwingsaison «zwei bis drei Kränze» erwartet. Und er ist auch ein Kandidat für das Ticket ans Eidgenössische in Zug.
«April macht, was er will»
Von einigen Seiten gab es leise Kritik an der Einteilung beim Guggibad-Schwinget. Einige meinten, dass der richtige Schlussgang Nick Alpiger gegen Joel Strebel hätte heissen müssen. Stefan Strebel, seinerseits erfahrener Einteiler bei Schwingfesten, sagt klar und deutlich: «Die Einteilung war sehr gut aus meiner Sicht. Reto Leuthard in den Schlussgang zu nehmen, war die richtige Entscheidung.»
Jener Leuthard verlor dann innert sechs Sekunden gegen den Schwinger aus Staufen. Nick Alpiger jubelt danach den Guggibad-Schwingfans entgegen und wird emporgehoben. Unter anderem von Martin Buchmann, Präsident des Schwingklubs Lenzburg und in der Region kein Unbekannter. Buchmann war Anfang der 2000er-Jahre ein gefürchteter Handball-Torwart beim TV Wohlen. Er schwärmte vom Sieg seines Schützlings Alpiger und auch vom Guggibad. «Die Organisation war top. Das durchzogene Wetter war nur ein kleiner Dämpfer. Der April macht eben, was er will. Aber die Freiämter machen es jedes Jahr sackstark – die Schwinger und die Organisatoren.» Es ist am Ende ein cooles Schwingfest – trotz – oder dank – dem kühlen Aprilwetter.