Das Glück in den vier Wänden
29.03.2019 MuriPro Senectute Aargau organisierte in Muri einen Anlass zum Thema «Wohneigentum im Alter»
Das Haus wird zu gross, der Umschwung braucht zu viel Kraft. Das Haus verkaufen? Es den Kindern vererben? Oder doch bleiben? Es ist ein Thema, das ...
Pro Senectute Aargau organisierte in Muri einen Anlass zum Thema «Wohneigentum im Alter»
Das Haus wird zu gross, der Umschwung braucht zu viel Kraft. Das Haus verkaufen? Es den Kindern vererben? Oder doch bleiben? Es ist ein Thema, das beschäftigt. Robert Guthauser, als Vermögensberater bei der Raffeisenbank tätig, gab wertvolle Tipps.
Annemarie Keusch
Im dritten Lebensabschnitt sind die meisten. Der Titel «Wohneigentum im Alter» stösst auf grosses Interesse. Auf die Frage, wer selber Wohneigentum besitze, schnellen fast alle Hände in die Höhe. «Es ist ein Thema, das betrifft», weiss auch Robert Guthauser. Im Kanton Zürich ist er als Notar und Vermögensberater tätig. Fragen, beispielsweise rund um den Verkauf des Eigenheims, kennt er zuhauf. Gelöchert wurde er auch von den Zuschauern im Saal Gerold des neuen «Löwen»-Gebäudes der Pflegi Muri.
Sich vor Verkauf emotional lösen
Der dritte Lebensabschnitt. Mit der Tatsache, dass die Menschen immer älter werden, ist er nicht mehr der letzte. «Sie stehen quasi noch mitten im Leben», weiss auch Guthauser. Dennoch, mit zunehmenden gesundheitlichen Schwierigkeiten, mit den Kindern, die längst aus dem Haus sind, mit dem Umschwung, der viel Arbeit benötigt – vielen wird das Eigenheim im Alter zu viel. Wie damit umgehen? «Vor allem in Familien birgt dieses Thema Konfliktpotenzial», weiss Guthauser aus eigener Erfahrung. Das Haus vererben oder verschenken? Wie ist es fair den anderen Geschwistern gegenüber? «Das macht den meisten Sorgen, weil sie es allen Beteiligten recht machen wollen», weiss Guthauser.
Tipps für die interessierten Anwesenden hat er einige auf Lager. Der wichtigste sei, Experten beizuziehen. Und ebenso wichtig: immer das Gespräch zu suchen und das Abgemachte vertraglich festzuhalten. «So ersparen Sie sich einiges an Ärger.» Guthauser nennt vier Fehler, die es im Umgang mit Wohneigentum im Alter zu vermeiden gilt. Mangelnde Planung ist einer davon. Dies treffe nicht nur beim Verkauf einer Liegenschaft zu. «Geplant muss auch werden, ob Sie es sich überhaupt leisten können, im Alter die Hypothek zu zahlen», sagt er. Dies im Bewusstsein, dass dies für viele ältere Leute zunehmend zur Schwierigkeit wird. «Stirbt zusätzlich der Ehepartner oder die Ehepartnerin und das Einkommen aus AHV und Pensionskasse halbiert sich, wird es noch schwieriger.»
Ein weiterer wichtiger Punkt sei es, sich vom Eigenheim emotional zu lösen. «Ob die eigenen vier Wände ein grosses Haus oder eine Wohnung sind, ist dabei nicht entscheidend», weiss der Vermögensberater Robert Guthauser. Dass einige Verkäufer bei Wohnungsbesichtigungen mit potenziellen Käufern weinten, hat er mehrere Male erlebt. «Besonders, wenn jemand lange am gleichen Ort gelebt hat, vielleicht noch selber Umbauten vornahm, ist der Trennungsschmerz gross», zeigt er sich verständnisvoll. Weil die gefragten Wohnarten aber schnell ändern, könne es sein, dass jemand die schwere, schöne Eichenküche beim Renovieren als Erstes abbrechen würde.
Fehlende Unterlagen und unrealistische Preisschätzungen seien weitere Fehler, die vermieden werden können. «Zu hohes Pokern bringt nichts.» Und man müsse sich bewusst sein, dass Renovationen vor dem Verkauf nötig seien, wenn ein maximaler Preis verlangt werden soll. «Behalten Sie die alten Wände und lassen sie nicht neu streichen, müssen Sie mit finanziellen Einbussen rechnen.» Im Gegenzug könne Geld für Renovationsarbeiten gespart werden. «Klar ist, beim Haus- oder Wohnungskauf isst zwar das Auge nicht mit, aber es entscheidet mit.»