Begehrter Kämpfer
29.03.2019 FussballFussball, 2. Liga interregional: Muri – Schöftland (Samstag, 17 Uhr, Stadion Brühl)
Luigj Milicaj ist punkto Einsatzbereitschaft ein Musterfussballer. Wie er sich trotz neun Punkten Rückstand auf den Leader für die Spiele motiviert ...
Fussball, 2. Liga interregional: Muri – Schöftland (Samstag, 17 Uhr, Stadion Brühl)
Luigj Milicaj ist punkto Einsatzbereitschaft ein Musterfussballer. Wie er sich trotz neun Punkten Rückstand auf den Leader für die Spiele motiviert – und warum er im Sommer ein Angebot des FC Wohlen ablehnte.
Luigj Milicaj prescht über die linke Seite nach vorne. Den ersten Gegenspieler hat er bereits abgeschüttelt. Im Strafraum angelangt, kann er vom Verteidiger nur noch durch ein Foul gestoppt werden. Der Schiedsrichter zeigt direkt auf den Punkt. Die Szene ereignet sich in der 80. Minute im Spiel vom vergangenen Samstag zwischen dem FC Muri und den Eagles Aarau. 30 Minuten zuvor hatte Muri eine Rote Karte kassiert, 20 Minuten zuvor das 0:1. Den Elfmeter tritt Milicaj selbst. Er ist nicht platziert geschossen, doch irgendwie drückt er ihn über die Linie. Das 1:1 im letzten Spiel: eine pure Willensleistung von Milicaj.
Der Glaube an den Spitzenplatz
Die Szene ist nur ein Beispiel für Milicajs Verständnis von Fussball. Er spielt schnell, zielstrebig – vor allem aber mit viel Einsatz und Leidenschaft. Für Defensivarbeit ist sich der Offensivspieler nicht zu schade, erobert häufig Bälle in der eigenen Platzhälfte. Ab und an hat man das Gefühl, dass dieser Spieler einfach nicht müde wird. Doch der Schein trügt: «Ich bin manchmal richtig tot auf dem Platz. Aber ich lasse es mir nicht gerne anmerken. Wenn mein Gegenspieler sieht, dass ich müde bin, dann pusht ihn das. Das darf ich nicht zulassen», sagt er.
An allen drei Toren, die der FC Muri in den zwei Spielen der Rückrunde erzielt hat, war Milicaj direkt beteiligt. Er zeigt bislang gute Leistungen. Doch mit seiner Mannschaft steckt er in einer schwierigen Situation. Nach hinten ist der FC Muri abgesichert, nach vorne ist der Rückstand beträchtlich. Bei elf verbleibenden Spielen hat Leader Dietikon neun Punkte Vorsprung. Wie schafft man es also, sich für jedes Spiel aufs Neue zu motivieren, auch wenn man weiss, dass am Ende womöglich alles umsonst war? «Ich bin mir sicher, dass Dietikon irgendwann Punkte liegen lassen wird. Und es gibt noch das Direktduell. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Bis es rechnerisch nicht mehr möglich ist, musst du einfach dranbleiben», sagt Milicaj. «Wir müssen weitermachen. Auch diejenigen, die nicht viel Einsatzzeit kriegen. In jedem Spiel gibst du eine Visitenkarte ab.»
«Es sind nun neue Leute beim FC Wohlen»
Milicajs Visitenkarte wurde in der Rückrunde um zwei gute Spiele erweitert. Trainer Miodrag Dedic sagte nach dem letzten Spiel: «Man muss alles daransetzen, dass man so einen Spieler halten kann.» Denn Muris Offensivmann ist begehrt. Letzten Sommer lag bei ihm ein Angebot vom FC Wohlen vor. Milicaj lehnte ab. «Einerseits herrschte nach dem grossen Umbruch bei Wohlen keine Klarheit darüber, wie es weitergehen würde. Andererseits sehe ich auch keinen Grund, den FC Muri zu verlassen. Mir gefällt es hier», sagt er.
Und welche Rolle spielte die Vorgeschichte? Milicaj war schon einmal beim FC Wohlen engagiert, schaffte damals aber den Sprung in die Challenge League nicht. «Das spielt keine Rolle. Es sind nun ganz andere Leute beim FC Wohlen. Und damals hat es halt einfach nicht gereicht.» Milicaj und der FC Wohlen trennten sich im Sommer 2016. Der FC Muri wurde sein neuer Verein. «Ich habe damals den Schlussstrich gezogen, weil ich nicht mehr Zeit vergeuden wollte und weil ich den Anschluss im Berufsleben nicht verlieren wollte», sagt Milicaj, der bei der Heggli und Gubler AG in Muri als Polymechaniker arbeitet.
Schenkt man den Worten von Milicaj Glauben, dann muss sich sein Trainer keine Sorgen darüber machen, ob der Stürmer auch nächste Saison noch für den FC Muri zur Verfügung steht. «Ich habe in Muri alles, was ich mir wünsche. Es müsste etwas wirklich Schlimmes passieren, dass ich diesen Verein im Sommer verlasse», sagt Milicaj. «Ich plane langfristig mit dem FC Muri. Ich will mit diesem Team Erfolge feiern.» Ob das diese Saison noch gelingt und Milicaj mit dem FC Muri die neun Punkte auf Dietikon noch wettmacht, ist fraglich. Doch Aufgeben wird er nicht. Nicht ohne Kampf.
Auch nicht gegen den SC Schöftland, den nächsten Gegner Kicker aus dem Klosterdorf. Ähnlich wie die Freiämter, sind auch die Westaargauer nach hinten in der Tabelle abgesichert – und nach vorne zu weit entfernt, um etwas auszurichten. Schöftland liegt nur einen Tabellenrang und fünf Punkte hinter Muri. Logisch, dass die Murianer nur ein Sieg zufriedenstellt. --yf