Auch Wasser ist wichtiger Faktor
29.03.2019 MuriEnergie Forum stellte an der achten GV das neue Schwerpunktthema vor – es ist das Wasser
142 Liter Wasser braucht ein Schweizer pro Tag zum Trinken, zum Duschen, zum Waschen. Dass hierbei viel Sparpotenzial vorhanden ist, darauf will Muri Energie ...
Energie Forum stellte an der achten GV das neue Schwerpunktthema vor – es ist das Wasser
142 Liter Wasser braucht ein Schweizer pro Tag zum Trinken, zum Duschen, zum Waschen. Dass hierbei viel Sparpotenzial vorhanden ist, darauf will Muri Energie Forum in diesem Jahr aufmerksam machen. Auch mit einem speziellen Wassertag am 15. Juni.
Annemarie Keusch
Wasser aus dem Hahn oder Wasser aus der Flasche. Der Unterschied scheint auf den ersten Blick marginal. Beides stilles Wasser: gesund und braucht nicht viel Energie. Ein zweiter Blick zeigt aber, wie gross die Unterschiede sind. Quelle, Aufbereitung, Transport via Leitungen, Feinverteilung, Konsum – das ist der Weg des Trinkwassers. Quelle, Abfüllen, Transport, Detailhandel, Privattransport, Konsum, Entsorgung – alleine die Anzahl Stationen zeigt, dass der Weg des Mineralwassers mehr Energie braucht.
ARA und Badi besichtigen
Stefan Staubli, Präsident von Muri Energie Forum, sagt: «Das ist matchentscheidend.» Und meint damit die Zahlen, die aus dem Lebensweg der Wasser hervorgehen. Für einen Liter stilles Wasser in der Glasflasche – alles aus der Schweiz – werde 1,1 Deziliter Erdöl benötigt. Trinkwasser aus dem Hahn beansprucht pro Liter lediglich 0,003 Deziliter Erdöl. Hochgerechnet auf einen Jahresverbrauch von zwei Litern Wasser pro Tag zeigen die Zahlen ein deutliches Bild. Mineralwasser aus der Schweiz entspricht mit dem verbrauchten Energiewert einer Autofahrt von 880 Kilometern. Wasser aus dem Hahn einer solchen von 2,5 Kilometern.
Mit dem Schwerpunktthema Wasser will das Muri Energie Forum sensibilisieren. Ob das bei den beiden «regional-saisonal»-Anlässen ist, wo laut Präsident Staubli «Brot und Spiele» verbunden werden. Also kulinarische Köstlichkeiten serviert werden, aber gleichzeitig über energetische Themen gesprochen wird. Ein Ausflug ins Speicherkraftwerk Linth-Limmern steht auch im Jahresprogramm.
Das Highlight aber ist für den 15. Juni geplant. Muri Energie Forum plant einen Wassertag. Dabei können Interessierte die ARA, das Grundwasserpumpwerk und die Badi besichtigen. «Man erfährt auch, wie der Wasserverbrauch beispielsweise mit dem Nutzen von Regenwasser gesenkt werden kann», wirbt Vorstandsmitglied Peter Jäggi. Auch die Abwassergebühren der Gemeinde Muri seien ein aktuelles Thema, über das am Wassertag informiert werde. Verschiedene Aussteller nehmen die Besucher mit, beispielsweise in die Kanalreinigung.
Positives finanzielles Resultat
Das letzte Jahr stellte Muri Energie Forum unter den Titel Recycling. Mit der Sammelaktion von Velos für Afrika, wo 500 Fahrräder gesammelt werden konnten, der Besichtigung der Renergiea Zentralschweiz AG, dem Energiepreis für den Velo- und Moto-Club Muri und den 885 gesammelten Brillen blickt der Präsident auf ein erfolgreiches Jahr zurück.
Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. War ein ausgeglichenes Resultat budgetiert, kann der Verein ein Plus von fast 1950 Franken ausweisen. Total hat der Verein nun ein Vermögen von knapp 9850 Franken.
Ein Rücktritt aus dem Vorstand, aber keine Ersatzwahl
Lernende oder Studenten, Erwachsene und Firmen können Mitglied bei Muri Energie Forum sein. Aktuell sind es gesamthaft 162. Der Vorstand schlug an der GV vor, neu Familienmitgliedschaften zu ermöglichen. Heisst, zwei Personen, die im gleichen Haushalt leben, zahlen zusammen 80 Franken Jahresbeitrag anstatt je 80 Franken. Von den Anwesenden wurde dies ohne Kommentar genehmigt.
Anders sah es bei den Wahlen aus. Obwohl mit Lorenz Matter ein Mitglied seine Demission bekannt gab, fand keine Ersatzwahl in den Vorstand statt. Staubli erklärte: «Genau nach Statuten waren wir im letzten Jahr eine Person zu viel im Vorstand.» Er lobte Matter für seine gewissenhafte Arbeit im Bereich Muri-Solar. «Mit seinem Fachwissen in diesem Bereich hat er wertvolle Mitarbeit geleistet.» Alle anderen bisherigen Vorstandsmitglieder stellten sich zur Wiederwahl – Peter Flick, René Keusch, Julia Staubli und Stefan Staubli gar zum achten Mal, also seit der Gründung. Tagespräsident Alex Brander hatte zwar keine Kampfwahl durchzuführen. Unkommentiert liess er die klaren Wahlresultate aber nicht. «Ich finde es genial, was ihr macht. Es braucht viel Energie, um Energie zu sparen.»
Die Wasserkraft ist am Kämpfen
Vortrag über die Wasserkraft in der Schweiz
Roger Pfammatter ist Geschäftsführer des Schweizerischen Wasserwirtschaftsverbandes. Im Rahmen der GV von Muri Energie Forum berichtete er davon, dass die Zeiten für die Wasserkraft aktuell nicht einfach sind. «Es herrscht grosse Unsicherheit, allgemein in der Stromwelt», sagt er. Vieles sei im Umbruch, vieles sei unklar. «Für Investitionen ist das natürlich Gift, vor allem in der Höhe, wie sie die Wasserkraft bräuchte.»
Fehlende Anreize
59 Produzent der Stromproduktion in der Schweiz stammt von Wasserkraftwerken. Mit den Fakten, dass es viel Wasser gibt und dass das Gefälle in den Alpen gross ist, seien die Gegebenheiten ideal. Entsprechend wird Wasserkraft seit jeher gefördert, beispielsweise in Bremgarten seit dem 13. Jahrhundert, als sich die Menschen mit einer Wassermühle die Reuss zunutze machten. Total gibt es in der Schweiz über tausend Wasserkraftanlagen, 186 grosse, der Rest kleine. Rund 90 Prozent der Möglichkeiten, die die Wasserkraft in der Schweiz bietet, sind ausgeschöpft. «Viel mehr geht nicht», sagt auch Roger Pfammatter.
Bis 2050 soll die Wasserkraft um 7 Prozent ausgebaut werden. Was nach wenig tönt, bringt grosse Herausforderungen mit sich, speziell weil die bisherigen Anlagen erhalten werden sollen. «500 Millionen Franken brauchts dafür», betont Pfammatter. Aber auch sonst hat die Wasserkraft Herausforderungen zu meistern. Pfammatter spricht vom Klimawandel, der die Gletscher schmelzen lässt. In den Bergen entstehen dadurch neue Seen und mit ihnen neue Gefahren. «Diese dürfen keinesfalls unkontrolliert brechen.» Finanzielle Aufwände sind also zu leisten.
Auch die Schutzansprüche, die Wirtschaftlichkeit und die Heimfälle beeinflussen den Wasserwirtschaftsverband. Pfammatter erwähnt den tiefen Strompreis, der Ertragsüberschüsse verunmöglicht. Er spricht aber auch darüber, dass unter dem Begriff Heimfälle bis 2050 zwei Drittel der Produktionen neu konzessioniert werden müssen. «Wie das wird? Keine Ahnung. Wir haben keine Erfahrungswerte, weil dies nur alle achtzig Jahre passiert.» Das Fazit von Pfammatter: «Es herrscht ein Ungleichgewicht.» Die Erwartungen an die Wasserkraft gingen nicht mit den steigenden Anforderungen, den vielen Herausforderungen und den fehlenden Anreizen überein. --ake