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08.02.2019 KelleramtVor einem Jahr nahm die Drüüklang Bräu GmbH in Oberlunkhofen ihre neue Brauanlage in Betrieb. Stefan Stutz und Christoph Schiffer stellen zusammen mit zwei weiteren Personen ihr eigenes Bier her. Die Absatzmengen steigen dabei laufend. Trotz des grossen Aufwandes und der ...
Vor einem Jahr nahm die Drüüklang Bräu GmbH in Oberlunkhofen ihre neue Brauanlage in Betrieb. Stefan Stutz und Christoph Schiffer stellen zusammen mit zwei weiteren Personen ihr eigenes Bier her. Die Absatzmengen steigen dabei laufend. Trotz des grossen Aufwandes und der rechtlichen Form als Firma soll die Brauerei neben den regulären Jobs ein aufwendiges Hobby bleiben. --rwi
Brauer aus Leidenschaft
Oberlunkhofen: «Drüüklang Bräu» nahm vor einem Jahr seine neue Anlage in Betrieb
«Hobby oder Beruf?», diese Frage stellten sich die Bierliebhaber des «Drüüklang Bräus» vor einiger Zeit. Sie entschieden sich für einen Mittelweg.
Roger Wetli
Vertraut heimelig riecht es im Gebäude am Gehrenweg 1 in Oberlunkhofen. In einem Raum stehen grosse Braukessel und Tanks, ein anderer ist Verkaufslokal und Degustationsort zugleich. Im Kühlraum lagern die abgefüllten Flaschen. Christoph Schiffer überwacht den Brauvorgang, während Stefan Stutz dem Journalisten Auskunft gibt. Schiffer ist Mitgründer der Drüüklang Bräu GmbH und für die Lagerung und das Marketing zuständig.
Kapazität stark gesteigert
«Vor einem Jahr haben wir den ersten Sud mit der neuen Anlage gemacht», blickt Stefan Stutz zurück. «Seit dem offiziellen Start im Mai 2016 haben wir exakt 15 000 Liter gebraut, davon 10 500 Liter mit den neuen Tanks.» Abgekauft hatten Stutz und sein Team die Anlage der Brauerei Lindenberg Bräu, die den Betrieb aufgeben wollte. Seither können pro Brautag in Oberlunkhofen bis 600 Liter Bier hergestellt werden. Diese finden im Sommer einmal pro Woche, im Winter alle 14 Tage statt.
Begonnen hatten Stefan Stutz und Mitgründer Roger Reuteler mit zwei 50-Liter-Anlagen. «Obwohl wir keine Werbung für unser Bier gemacht haben, ist die Nachfrage derart gestiegen, dass wir uns fragen mussten, ob wir die Brauerei weiterhin als Hobby betreiben oder ausbauen möchten.» Da der Verkauf des Biers von Anfang an Ziel war, gründeten die beiden 2016 eine GmbH. Stutz braute zuvor privat mit kleinen Brausets, während Reuteler sein «Rüüsbier» bereits verkaufte.
An Postauto-Branche angelehnt
Logo und Etiketten des «Drüüklang Bräu» sind an die Postauto-Branche angelehnt. Stefan Stutz arbeitet im Familienbetrieb Rolf Stutz AG in Jonen, das mit 36 Fahrzeugen auf verschiedenen Postauto-Linien fährt. Gebraut wird in den Lagerräumen der ehemaligen Postauto-Garage in Oberlunkhofen. «Wir haben die Tradition, dass wir uns jeweils am Freitagabend zum gemeinsamen Austausch und Bier treffen», so Stutz und stellt klar: «Natürlich nur diejenigen Fahrer, die ab dann Feierabend haben.» Meistens sei da Feldschlösschen getrunken worden, bis die Idee aufkam, eigenes Bier auszuschenken. Das alles sei im Barbetrieb noch ohne Flaschen geschehen. «Wo Bier fliesst, kommen Interessen», stellt Stefan Stutz rückblickend fest. Denn das selbst gebraute Bier sprach sich herum, sodass sich plötzlich Restaurants und die Gemeinde Oberlunkhofen für den Ausschank an der Gemeindeversammlung dafür interessierten. «Die Nachfrage ist förmlich explodiert. Was wir brauten, konnten wir sofort unter der Hand verkaufen.»
Keine Konkurrenz zu anderen Brauereien
Mittlerweile gehören mit Christoph Schiffer und Hicham Rahhaoui noch zwei weitere Personen zum Team. Angeboten werden im Rampenverkauf fünf verschiedene Biersorten. «Wir brauen, was uns selber schmeckt», erklärt Stutz die Philosophie. «Immer wieder testen wir mit der alten kleinen Anlage neue Bierarten und geben sie guten Kunden zur Degustation ab.» Mehr als fünf Sorten möchten die Brauer nicht in ihr Stammsortiment aufnehmen. «Vielleicht werden wir aber in Zukunft zusätzlich einzelne Saisonbiere anbieten», schaut Stutz voraus. Gebraut wird mehrheitlich nach dem deutschen Reinheitsgebot, also mit Wasser, Malz, Hopfen und Hefe. «Das spielt aber keine übergeordnete Rolle. In einem Bier mischen wir zum Beispiel Mais bei.»
Stutz achtet darauf, dass er neben seinem Beruf sein Hobby auf einen Tag pro Woche konzentrieren kann. «Da ich in Oberlunkhofen wohne, bin ich aber täglich kurz hier, um die Gärprozesse zu kontrollieren.»
Nach einem Tief mit 32 Brauereien Anfang der 1990er-Jahre nähert sich deren Anzahl in der Schweiz zurzeit der 1000er-Marke. «Wir sehen uns nicht als Konkurrenten zu anderen, sondern pflegen Kontakte zu Einzelnen.» Die Ziele seien, das eigene Bier im Kelleramt zu etablieren und gute Qualität in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. «Es soll ein aufwendiges Hobby bleiben», versichert Stutz, der sich durch die vielen positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung bestätigt fühlt. «Es kommt definitiv etwas zurück.»




