Viel Stress – auch ohne Trump
18.01.2019 Region UnterfreiamtVillmergen: Die Richnerstutz AG spielt am WEF in Davos (22. bis 25. Januar) im Spiel der Grossen mit
Die Mächtigen der Welt kommen nach Davos – und sie werden in Räume gehen, die von der Firma Richnerstutz AG in Villmergen umgebaut wurden. ...
Villmergen: Die Richnerstutz AG spielt am WEF in Davos (22. bis 25. Januar) im Spiel der Grossen mit
Die Mächtigen der Welt kommen nach Davos – und sie werden in Räume gehen, die von der Firma Richnerstutz AG in Villmergen umgebaut wurden. Für die Werbefirma ist der Auftrag am World Economic Forum ein Riesendeal, der fast 15 Prozent des Jahresumsatzes ausmacht.
Stefan Sprenger, Daniel Marti
Das Café Schneider in Davos. Es liegt direkt an der Promenade, der Hauptschlagader des Dorfes auf über 1500 Meter über Meer. Sonst wird dort Kaffee getrunken und getratscht, doch während des World Economic Forums ändert sich das. Die indische Firma Indian Industries nimmt dann Einsitz im Lokal. Aus dem berühmten Café werden dann Sitzungszimmer, Presseräume und Büros. Die Umnutzung übernimmt die Firma Richnerstutz AG aus Villmergen.
Dieses «Kunststück» macht die Villmerger Firma mit total acht Läden und Restaurants in Davos. «Die Firmen an der Promenade haben erkannt, dass sich viel Geld verdienen lässt, wenn sie während des WEF ihr Ladenlokal vermieten», sagt André Richner, Geschäftsleiter der Richnerstutz AG.
60 Mitarbeiter in Davos
Vor 13 Jahren war die Freiämter Firma erstmals am World Economic Forum (WEF) dabei, das vom 22. bis 25. Januar in Davos stattfindet. An diesem Anlass kommen die international führenden Wirtschaftsexperten, Politiker, Intellektuellen und Journalisten zusammen und diskutieren über aktuelle globale Fragen. Diese umfassen neben der Wirtschaftsauch die Gesundheits- und Umweltpolitik. Was klein anfing, ist mittlerweile riesig. Und für die Richner stutz wichtig. 15 Prozent des Jahresumsatzes wird am WEF erzielt.
Alles raus, alles rein – und das innert Tagen. Unter Dauerdruck. «Nach dem WEF sind unsere Mitarbeiter müde und brauchen Ferien», sagt André Richner. Bis zu 60 Mitarbeiter sind momentan in Davos. Sie schlafen in Hotels. Acht Umnutzungen von Shops und Läden, 14 Grossreklamen, dazu 30 «laufende» Umbauten, viele Zeltbauten. Also Lokale, die während des WEF «ihr Gesicht» verändern. Zwei Wochen lang herrscht Ausnahmezustand. Für die Villmerger Firma, die vom Drei-Mann-Betrieb zum führenden Werbeumsetzer der Schweiz wurde, ein gigantischer Aufwand. Momentan läuft die Druckerei 24 Stunden am Tag und sieben Tage pro Woche. Total 4500 m² bedruckte Stoffe werden in Davos von der Richnerstutz AG zu sehen sein.
«Dann haben wir ein Problem»
André Richner lobt seine Mitarbeiter. Und bringt den Projektleiter zum Gespräch mit. Sein Name ist Hubert Lüscher, er ist Architekt. Er ist die linke und die rechte Hand der Geschäftsleitung der Richnerstutz AG. «Er ist das Hirn, er hat die Kontrolle über alles, was am WEF geschieht», sagt Richner. Der 53-Jährige ist gelassen, ja fast schon zynisch ruhig. «Wenn ich gestresst bin, dann haben wir ein Problem», sagt er lachend.
Er hätte allerdings allen Grund, um unter Druck zu sein. Die Herausforderung: «Innert kürzester Zeit eine riesige Ladung an Infrastruktur zu verbauen», sagt Lüscher. 30 Anhängerzüge und 30 kleine Laster fahren vollbepackt nach Davos – und werden innert Tagen verarbeitet. «Die vielen verschiedenen Baustellen müssen funktionieren», sagt «Gehirn» Lüscher weiter. Bislang sei alles reibungslos gelaufen.
Als James Bond kam
Donald Trump, der Präsident der USA, war wie vor einem Jahr am WEF angekündigt. Er hätte sich 100-prozentig in einem von der Richnerstutz AG umgebauten Lokal aufgehalten. Jetzt tun dies andere Mächtige dieser Welt. «Ob Donald Trump oder nicht, Hauptsache, die Menschen sind zufrieden», sagt Lüscher, und fügt lachend an: «Trump ist mir eh egal.»
Dies gilt auch für André Richner. Er kann Vergleiche zum letzten Jahr ziehen. «Wenn Trump in Davos ist, ist der ganze Stress noch viel schlimmer und alles noch viel hektischer.» Die amerikanischen Sicherheitsleute verunmöglichen ein geordnetes Arbeiten für etliche Unternehmen.
Die Richnerstutz AG spielt mit oder ohne Trump gerne am alljährlichen Mega-Anlass mit, und muss dafür vor allem eines sein: handlungsfähig. Ende Dezember gab es zwei grosse Aufträge am WEF. Nun sind es acht. «In Davos ist es immer stressig, das lässt sich gar nicht vermeiden. In der Werbebranche ist das normal», so Geschäftsleiter André Richner. Er macht auch gleich ein Beispiel: Vor einigen Jahren, bei der Premiere eines James-Bond-Filmes, war die Richnerstutz AG im Einsatz. «Der rote Teppich wurde damals dem James-Bond-Darsteller Daniel Craig quasi vor den Füssen ausgerollt», erzählt Richner. Man ist immer im Stress, «aber bislang haben wir es noch immer geschafft, rechtzeitig fertig zu sein».
«Ein Segen»
Die Richnerstutz AG in Villmergen, sie wird es auch am World Economic Forum in Davos schaffen. Und Richner wird vielleicht – wie vor 13 Jahren beim ersten Auftritt am WEF – vom indischen Industrieminister umarmt, weil dieser so begeistert war von der Arbeit des Freiämter Unternehmens. «Für uns ist dieser Anlass ein Segen. In unserer schwierigen Branche gibt er uns Sicherheit», erklärt Richner. Und das WEF garantiert einen guten Start ins neue Jahr. «Das ist wie im Fussball», sagt Richner, der auch Verwaltungsratspräsident der FC Wohlen AG ist. «Wenn du mit drei Siegen aus drei Spielen in die Saison starten kannst, dann macht das vieles einfacher.» Darum sei für ihn und die Firma das WEF «sehr, sehr wichtig. Auch für unsere Mitarbeiter, die am WEF viel Moral tanken können und eine gute Bestätigung ihres Könnens erhalten. Wir hoffen natürlich, dass dieser Top-Event noch lange in Davos bleiben wird.»
Was dagegen ganz sicher ist: Einen Tag nach dem WEF wird im Café Schneider keine indische Firma mehr drin sein, sondern es wird wieder Kaffee getrunken.






