Schülerin schlägt Lehrer
15.01.2019 WohlenGelungener Poetry Slam in der Kanti Wohlen
Die Entscheidung fiel dem Publikum schwer. Sowohl Schülerin Alana Brown wie auch Lehrer Fabian Schambron wussten im Final zu überzeugen. Schliesslich musste die Jury den Ausschlag geben.
Chregi ...
Gelungener Poetry Slam in der Kanti Wohlen
Die Entscheidung fiel dem Publikum schwer. Sowohl Schülerin Alana Brown wie auch Lehrer Fabian Schambron wussten im Final zu überzeugen. Schliesslich musste die Jury den Ausschlag geben.
Chregi Hansen
Unterschiedlicher hätten die beiden Texte nicht sein können. Auch wenn sie thematisch recht ähnlich waren. Die junge Kantischülerin Alana Brown übte in ihren schön geformten Sätzen Kritik daran, dass der Mensch gern zweierlei Mass anwendet – und bei sich selber immer wieder Gründe findet, dass der Vorsatz nun doch nicht gilt. Englischlehrer Fabian Schambron schlüpfte hingegen in die Rolle eines «Füdlibürgers», der holzhammerartig über die Menschenwürde philosophiert. Die vor allem dann wichtig ist, wenn sie einem selber nützt.
Zoobesuch und Liebeserklärung an Wohlen
Da also die junge Poetin mit ihren feinen Reimen, da der bereits gestandene Satiriker mit seinen Zoten. Das Publikum, welches den Sieger küren sollte, konnte sich nicht entscheiden. Mehrfach liess Moderatorin Patty Basler die Zuhörer für ihren Favoriten applaudieren, so ganz eindeutig war es nie. So mussten fünf zufällig ausgewählte Juroren den Entscheid fällen – und kürten mit 3 zu 2 die Schülerin zur Siegerin des diesjährigen Kanti-Slams. Angesichts des teilweise jungen Alters der Teilnehmenden wurde auf den obligaten Whisky verzichtet, als Preis gab es eine Flasche Prosecco.
Alana Brown, die an der Kanti das Akzentfach Wirtschaft belegt, hatte sich in der ersten Runde mit einem Text über einen Zoobesuch für den Final qualifiziert. Schon in diesem hatte sie ihr Faible für schön gebaute Sätze und Wortspiele unter Beweis gestellt. Lehrer Schambron hingegen hatte in der Qualirunde für die meisten Lacher gesorgt. Seine im Stil eines Pseudo-Gangster-Raps in «Bure-Mundart» gehaltene Liebeserklärung an 5610 Wohlen war ganz grosse Comedy.
Die Regeln des Slams teilweise etwas weit gedehnt
Chancenlos waren die beiden anderen Finalteilnehmer. Das ebenfalls aus der Region stammende Duo Ben & Jerrys strapazierte mit seinen temporeichen Slapstick-Einlagen die sehr wenigen Regeln eines Poetry Slams, ihr dadaistisch-anarchistischer Vortrag war aber nur schwer verständlich. Und Jessica Brunner aus Fischbach-Göslikon hatte zwar für die berührendsten Momente des Slams gesorgt, als sie im ersten Text von ihrer eigenen Krankheit und der Unerträglichkeit ihrer Spitalaufenthalte berichtete – ein Auftritt, der das Publikum verstummen liess. Ihr Finaltext über die Faszination des Zirkus vermochte die Zuhörer aber nicht mehr ganz so stark zu begeistern.
Arrivierte Slammer chancenlos
Insgesamt acht Teilnehmer nahmen am traditionellen Poetry Slam des Kantiforums teil. Und in diesem Jahr kam für einmal der Heimvorteil voll zum Tragen. Keiner der drei arrivierten, extra für diesen Abend angereisten Profis schaffte es in den Final. Nicht einmal der bestens bekannte Slampoet und Kabarettist Simon Chen. Sein Beitrag über das Verhältnis der Deutschschweizer zur französischen Sprache hat die Zuschauer zwar begeistert, aber er hatte das Pech, in der Vorrunde auf Fabian Schambron zu treffen. «Als wohl einzige Schule der Welt wollt ihr eure Lehrer auch noch in der Freizeit erleben», kommentierte Chen sein Ausscheiden humorvoll.
Ebenfalls bereits in der Vorrunde scheiterten Milva Stark, die ihren Text zum Grossteil singend präsentierte, Rhea Seleger, die über ihre gescheiterten Kochversuche philosophierte, und die junge Sarmenstorferin Ramona Erismann, welche ihr schwieriges Verhältnis zur Mathematik mit lauter mathematischen Begriffen beschrieb. Zur guten Stimmung an diesem Abend beigetragen hat auch Patti Basler, die zum Auftakt einen Text über das Jassen präsentierte, wo ein Schwuler bei all den Eicheln und Schellen schon mal auf falsche Gedanken kommen kann.
Alles in allem also einmal mehr ein gelungener Abend, das Publikum jedenfalls hatte seine Freude an den vielfältigen Auftritten. Der Poetry Slam gehört längst fix zum Programm des Kantiforums. Und er behält den Platz hoffentlich noch lange.




