Auf das richtige Pferd gesetzt
28.12.2018 Region OberfreiamtMuri: Ramon Staubli wurde vom Bauernverband als Jungunternehmer des Jahres ausgezeichnet
Seit rund zwei Jahren ist Ramon Staubli ein Stück weit sein eigener Chef. Er pflanzt Erdbeeren, Himbeeren, Dörrbohnen, Lauch und Rhabarber an – alles ...
Muri: Ramon Staubli wurde vom Bauernverband als Jungunternehmer des Jahres ausgezeichnet
Seit rund zwei Jahren ist Ramon Staubli ein Stück weit sein eigener Chef. Er pflanzt Erdbeeren, Himbeeren, Dörrbohnen, Lauch und Rhabarber an – alles bio. Der Murianer ist Landwirt aus Leidenschaft, auch wenn das im Sommer kaum Freizeit mit sich bringt.
Annemarie Keusch
Ramon Staubli, 23-jährig und Landwirt. Er führt einen eigenen Betrieb, nicht den des Vaters etwa, sondern hat einen neuen aufgebaut – von Grund auf. Heisst, eigener Standort, eigenes, gepachtetes Land, eigene Produkte. Erdbeeren, Himbeeren, Dörrbohnen, Rhabarber und Lauch sind es in seinem Fall. Und alles baut er biologisch an. Von seinen Eltern hat er einiges mitbekommen, er pflanzt, jätet, erntet, verpackt, verkauft – und arbeitet nun aber an seiner eigenen Zukunft.
Rüstzeug aus Lehre und Betriebsleiterschule
Dass Ramon Staubli Landwirt werden will, stand ausser Frage. Auf dem elterlichen Hof aufgewachsen, hat er viel gelernt. «Oft war es unbewusst und man merkt es erst später», sagt der Jungunternehmer. Es ist die Freude an der Natur, an den Produkten und es ist die Selbstständigkeit, die es für ihn ausmachen. Überzeugt vom biologischen Anbau war er aber nicht immer. Etwa erzählt er, dass die Zweifel, ob der Beerenanbau in Bioqualität klappt, anfangs durchaus da gewesen seien. «Bei anderen Landwirten habe ich gesehen, dass es klappt und dass die Nachfrage da ist. Also habe ich das Projekt gestartet.»
Ganz alleine ist Ramon Staubli nicht. Der Vater steht beratend zur Seite, wenn der Sohn das wünscht. Zudem hilft während der Erntezeit, also von April bis September, ein Saisonangestellter. Dennoch, den Schritt Richtung biologischer Anbau zu wagen, war Ramon Staublis Idee. Und diese setzt er seit zwei Jahren um. Das nötige Rüstzeug dafür hat er sich in der Ausbildung als Obstfachmann und an der Betriebsleiterschule geholt. Aktuell ist er daran, die Meisterprüfung zu absolvieren.
Starkes Wachstum geplant
Mit Erdbeeren hat Ramon Staubli angefangen. «Diese Beere gefällt mir am besten», sagt er. Sie biologisch anzupflanzen sei nicht einfach gewesen. «Auch Bio-Beeren werden gedüngt und gegen Ungeziefer und Krankheiten gespritzt. Nur sind die Spritzmittel nicht chemisch aufbereitet, wie sie es in der konventionellen Landwirtschaft sind, obwohl in der konventionellen Landwirtschaft auch oft biologische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden», erzählt er. Der Aufwand, die Beeren gesund zu erhalten, sei entsprechend grösser. Der junge Landwirt probiert viel, um eine höhere Wertschöpfung zu erreichen. 60 Prozent eines Vollzeitpensums füllt er aktuell mit seinem Betrieb. Diese Zahl wird sich auf nächsten Sommer erhöhen. Die Anbaufläche wird grösser, mehr Erdbeeren, mehr Himbeeren und folglich auch mehr Gemüse ist geplant. Dies, weil Lauch und Bohnen auf den gleichen Flächen angebaut werden, auf denen im Sommer Erd- und Himbeeren geerntet werden. «Diese beiden Produkte ergänzen sich perfekt.»
Flächen vom Murimoos gepachtet
Seine Produkte verpackt und vertreibt Ramon Staubli selber. Rund 60 Prozent davon kann er der Migros liefern. Der Rest wird ab Hof, in anderen Hofläden oder beim Murimoos verkauft. Mit dieser Institution pflegt der Jungbauer eine Zusammenarbeit, auch in Bezug auf Landflächen. Biologische Beeren und biologisches Gemüse dürfen nicht auf dem gleichen Feld angebaut werden, auf dem für konventionelle Landwirtschaft gedüngt wird. Also kann Ramon Staubli seine Früchte nicht auf dem Land seines Vaters anbauen. Eigene Flächen hat er keine, dafür gepachtete – unter anderem vom Murimoos, das auch biologische Landwirtschaft betreibt.
Vor rund einem Monat wurde Ramon Staubli vom Bauernverband Aargau als Jungunternehmer des Jahres ausgezeichnet. «Das bedeutet mir viel», sagt der 23-Jährige, der in seiner vor allem im Sommer spärlichen Freizeit gerne im Hallwilersee schwimmt und im Winter Ski fährt. «Es zeigt, dass ich einiges richtig gemacht habe, auf gutem Weg bin und auf das richtige Pferd gesetzt habe.» Und das nur mit Beeren und Gemüse und ganz ohne Tierhaltung.