Noch fehlen genug Kinder
12.10.2018 BenzenschwilIn Benzenschwil soll ab dem Schuljahr 2019/2020 an einer Tagesschule unterrichtet werden
Die erste bis dritte Klasse können die Benzenschwiler Kinder in ihrem Schulhaus absolvieren. Nachher müssen sie nach Merenschwand. Ein Verein will nun dafür sorgen, ...
In Benzenschwil soll ab dem Schuljahr 2019/2020 an einer Tagesschule unterrichtet werden
Die erste bis dritte Klasse können die Benzenschwiler Kinder in ihrem Schulhaus absolvieren. Nachher müssen sie nach Merenschwand. Ein Verein will nun dafür sorgen, dass die Schulzeit in Benzenschwil um mindestens ein Jahr verlängert wird. Eine Tagesschule ist in Planung.
Annemarie Keusch
Es ist ein langer Weg, den die beiden Initianten der Tagesschule Benzenschwil hinter sich haben. Vor drei Jahren starteten Kevin Vaes und Martin Thomann das Projekt. Mittlerweile ist ein siebenköpfiger Vorstand im Einsatz. Mit dabei sind auch Beatrice Schaub und Daniela Reding. Sie sind diesen Frühling dazugestossen, als die entscheidenden Schritte bevorstanden. Im Juni wurde der Verein offiziell gegründet, im Juli kam das Okay von Schulpflege, Gemeinderat und Kanton. Das Ziel: Im Schulhaus Benzenschwil sollen ab dem Schuljahr 2019/2020 die Kinder in einer Tagesschule unterrichtet werden.
Gegen hundert Leute nahmen am Infoanlass im April teil, wo es darum ging, über die Zukunft der Schule in Benzenschwil zu diskutieren. Seit der Fusion mit Merenschwand sind im Benzenschwiler Schulhaus nur noch die erste bis dritte Klasse untergebracht. Weil es aktuell 17 Kinder sind, werden diese in einer Gemeinschaftsklasse unterrichtet. Viele Räume stehen also frei, werden nicht genutzt. Der Verein Tagesschule Benzenschwil plant dies zu ändern.
Keine Privatschule
Und die Initianten stossen nicht nur in Benzenschwil auf Unterstützung. Daniela Reding beispielsweise lebt in Merenschwand, als einziges der Vorstandsmitglieder. Warum engagiert sie sich für die Tagesschule? «Ich komme aus dem pädagogischen Bereich, kenne mich also rund um Schulen aus. Es ist wichtig, dass ein Vorstand breit abgestützt ist, darum helfe ich mit. Zudem finde ich es gut, wenn das Benzenschwiler Schulhaus weiter genutzt wird», sagt sie.
Die beiden stellen klar, dass die geplante Tagesschule keine Privatschule ist. «Die Lehrer werden von der Gemeinde gestellt und bezahlt», betont Beatrice Schaub. Der Verein ist für die Betreuung der Randstunden zuständig. Und dieses Angebot ist in Benzenschwil gefragt, wie eine Bedarfsabklärung vom damaligen Benzenschwiler Elternnetzwerk zeigte. Genau das ist es, was die Tagesschule von «normalen» Schulen unterscheidet: die Betreuung neben dem Schulalltag.
Grosser Aussenbereich
Von 7 bis 18 Uhr werden die Kinder auch ausserhalb des Stundenplanes betreut, wenn die Eltern dies wünschen. Das Ganze samt Aufgabenhilfe. «Wenn die Kinder um 18 Uhr abgeholt werden, können sie nur noch das Familienleben geniessen», sagt Beatrice Schaub. Auch ein Mittagstisch gehört zum Angebot. «Klar, diesen gibt es schon in Merenschwand. Aber wenn Erstklässler in gut eineinhalb Stunden nach Merenschwand und zurück fahren müssen und auch noch genug Zeit zum Essen bleiben soll, wird es eng», weiss Daniela Reding.
Ein grosser Aussenbereich, verschiedene kleine Räume zum Lesen, zum Spielen oder eben zum Hausaufgaben machen. «Die Betreuung ist sehr vielseitig», betonen Reding und Schaub. Gib es dafür Nachfrage, kommt ein Angebot für während den Schulferien dazu.
Kein gewinnorientierter Verein
Bevor die Betreuung aber aufgegleist werden kann, braucht es mehr Schüler. 17 sind es aktuell – von der ersten bis zur dritten Klasse. Will der Verein seine Ziele erreichen und ab dem Schuljahr 2019/2020 zwei Klassen führen, eine mit Erst- und Zweitklässlern und eine mit Dritt- und Viertklässlern, braucht es mehr Kinder. 15 pro Klasse müssen es laut Kanton mindestens sein. «Wir brauchen auch Kinder von den Nachbargemeinden», sind sich die beiden bewusst. Auch wenn immer mehr Familien mit Kindern in Benzenschwil selber leben.
Immer wieder betonen sie, dass weder Eltern potenzieller Schüler noch die Gemeinde Merenschwand das Schulgeld für die auswärtigen Schüler bezahlen müssen. «Das muss die Gemeinde übernehmen, in der die Schüler wohnhaft sind.» Und immer wieder unterstreichen sie auch, kein gewinnorientierter Verein zu sein. «Wir wollen, dass die Benzenschwiler Kinder länger hier zur Schule gehen können. Dadurch werden die Räumlichkeiten des Schulhauses besser genutzt, was sowieso rentabler ist.»
Infotag am 20. Oktober
Rund 30 Mitglieder zählt der Verein Tagesschule Benzenschwil. Dass sie mit ihrem Projekt auch einige Fragen, vor allem bei den Eltern von potenziellen Schülern, aufwerfen, ist allen klar. Darum findet am Samstag, 20. Oktober, ein Infotag statt. Von 10 bis 16 Uhr stehen die Türen des Schulhauses in Benzenschwil weit offen. Fast alle Vorstandsmitglieder sind vor Ort, um allfällige Fragen zu beantworten. Zudem können die Räumlichkeiten besichtigt werden. Für Kinder winken Glitzer-Tattoos und eine spezielle Lego-Ecke, damit sich die Eltern ungestört die allfällig neue Schule ihrer Kinder anschauen können. --ake
NACHGEFRAGT
«Mehr Stabilität»
Der Verein Tagesschule Benzenschwil spricht davon, dass die Gemeinde Merenschwand, zu der Benzenschwil seit der Fusion gehört, nicht von Anfang an begeistert war von der Idee der Tagesschule. Gemeinderätin Karin Brauchli nimmt Stellung.
Wie steht der Gemeinderat zum Projekt der Tagesschule?
Karin Brauchli: Seit der Fusion gehört Benzenschwil zur Schulgemeinde Merenschwand. Die variierenden Schülerzahlen sind jedes Jahr eine Herausforderung, ob die vom Kanton geforderte Klassengrösse erreicht werden kann. Die Tagesschule soll zur Stabilität der Schülerzahlen beitragen und somit einer Schliessung des Schulstandorts Benzenschwil entgegenwirken.
Wo sehen Sie weitere Vorteile?
Den Eltern wird eine optimalere Teilnahme am Arbeitsmarkt ermöglicht. Mit dem Angebot einer Tagesschule wird die Attraktivität des Dorfes gesteigert, auch für Neuzuzüger.
Hilft der Gemeinderat mit, damit die Schülerzahlen erreicht werden können?
Nein, der Gemeinderat hat keinen direkten Einfluss auf die Schülerzahlen. In Benzenschwil ist jedoch ein Bauvorhaben vorgesehen, das Wohnraum für Familien bietet.
Wie sind die finanziellen Auswirkungen, wenn die Tagesschule eröffnet wird?
Die Tagesschule ist gemäss eigenen Angaben selbsttragend. Werden im Zuge der Tagesschule neue Klassenzüge eröffnet, bezahlt die Gemeinde die üblichen 35 Prozent der Lehrerbesoldung. Die Infrastruktur sowie die personellen Ressourcen der Schulgemeinde werden von der Tagesschule mitgenutzt. Ob dadurch eine Erhöhung der Pensen, beispielsweise im Sekretariat, erfolgen muss, bleibt abzuwarten.
Was wäre ohne Tagesschule mit dem Schulgebäude passiert?
Gehen die Schülerzahlen zurück und wird kein Klassenzug mehr bewilligt, müsste sich der Gemeinderat mit einer Schliessung oder Umnutzung befassen. --ake