Lieber «Rio» statt «Dio»
02.10.2018 WohlenSchüwo Trinkkultur lud zum Wine & Dine mit Dieter Meier ein
Wenn Dieter Meier nach Wohlen kommt, dann hat er stets etwas zu erzählen. Diesmal erklärt er, warum er neu auch in Patagonien Wein anbaut und wie er auf den Geschmack der Schokolade ...
Schüwo Trinkkultur lud zum Wine & Dine mit Dieter Meier ein
Wenn Dieter Meier nach Wohlen kommt, dann hat er stets etwas zu erzählen. Diesmal erklärt er, warum er neu auch in Patagonien Wein anbaut und wie er auf den Geschmack der Schokolade gekommen ist. Wie immer sind die Zuhörer begeistert von seinen Ausführungen.
Chregi Hansen
Die Wine-&-Dine-Anlässe der Schüwo Trinkkultur sind immer beliebt. Aber wenn ein Abend mit Dieter Meier angekündigt wird, dann brechen alle Dämme. «Diesmal hatten wir 400 Anmeldungen», berichtet Urs Schürmann, der den bekannten Künstler und Weinproduzenten zum sechsten Mal nach Wohlen einlud. Und obwohl man für den Abend extra das grösste Lokal in Wohlen wählte, konnten nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden. 320 Gäste durften einen wunderbaren Abend im Restaurant «Hans & Heidi» geniessen.
Dieter Meier vermag die Menschen zu begeistern. Und was er anpackt, wird zum Erfolg. Egal, ob er früher als Konzeptkünstler «nahe am Nichts herumgetanzt ist», wie er selber sagt. Oder ob er zusammen mit Boris Blank unter dem Namen «Yello» Songs produzierte, die zu Welthits wurden. In den letzten Jahren aber hat er sich vor allem einen Namen gemacht als Wein- und Fleischproduzent, neu mischt er auch im Kaffeeund Kakao-Geschäft mit. «Alle denken, ich sei so clever», erklärt er bei seinem Auftritt in Wohlen. «Aber vieles entsteht aus Zufall. Ich liebe das Risiko und bin bereit, auch neue Wege zu gehen.»
Bewässerungssystem aufgebaut
Das gilt auch für die Weinproduktion, welche an diesem Abend im Zentrum stand. Schon lange produziert er im argentinischen Mendoza fantastische Weine. Neu ist er auch im Süden Argentiniens an der Grenze zu Patagonien tätig. Dass hier einer im vergleichsweise kühlen Klima im grossen Stil Wein anbaut, ist eher ungewöhnlich. Sein Trumpf ist der Rio Negro, ein enorm wasserreicher Fluss, der von den Anden her Richtung Atlantik fliesst. «Dieses Wasser wird kaum genutzt, da es in der Region fast nirgends Strom gibt. Wir haben viel investiert in ein cleveres Bewässerungssystem», erzählt Meier. Vor sieben Jahren hat er dort mit dem Rebbau begonnen, jetzt kommen die ersten Jahrgänge auf den Markt. «Und die Bewertungen sind erfreulich positiv. Besser, als ich selber erwartet hätte», freut er sich. Und mit ihm freuen sich die Gäste, welche die feinen Tropfen degustieren können.
Nüsse und Schokolade – das Angebot wird immer grösser
Meier ist dabei wichtig, dass er ausschliesslich Bioweine produziert. Die Bewässerung erfolgt beispielsweise durch Solarenergie und Windkraft. Auf Chemie wird verzichtet, auch wenn ihm in Argentinien vor allem die Ameisen zu schaffen machen. Doch nicht nur Wein produziert er hier im Süden Argentiniens, er hat auch eine Nussplantage aufgebaut. Auch hierfür benötigt er viel Wasser, und mangels genügend Niederschlägen ist auch da der Rio Negro zuständig. «Ich will nicht von Dio, also von Gott, abhängig sein, sondern lieber vom Rio», sagt Meier. Bis er aber Nüsse im grossen Stil auf den Markt bringen kann, wird es noch dauern, dafür benötige man rund 12 Jahre. Vorerst wird die ganze Ernte in Argentinien selber verkauft.
Der Zürcher entdeckt immer neue landwirtschaftliche Produkte. Neben Wein, Rindfleisch, Nüssen und Kaffee ist es vor allem der Kakao, der ihn in den letzten Jahren sehr beschäftigt hat. Auch hier half wieder der Zufall mit. Die Zürcher Hochschule hatte ein Verfahren entwickelt für eine Kalt-Extraktion der Kakaobohne. Im Gegensatz zum herkömmlichen Verfahren mit Hitze bleiben so alle Aromen erhalten. «Sie haben bei mir angeklopft, weil sie wissen, dass mir bei meinen Produkten die natürlichen Aromen und die Qualität sehr wichtig sind», erzählt er. Inzwischen hat Meier das Verfahren patentieren lassen und seine Schokolade gibt es auf dem Markt, in Kürze will er mit der Grossproduktion starten. Die Gäste des Wine & Dine durften natürlich schon davon kosten.
Bald wieder Neues von «Yello»
All diese verschiedenen Projekte brachten es mit sich, dass die künstlerischen Arbeiten in letzter Zeit eher liegen blieben. Aber das soll sich jetzt ändern. So wird es schon bald Neues von «Yello» geben, kündigt er an, die ersten Live-Auftritte haben bei ihm und Boris Blank die Lust auf mehr geweckt. Auch mit seiner zweiten Band «Out of Chaos» hat Meier Pläne. Und in der Schublade liegt bereits ein Drehbuch für einen weiteren Film. Nach wie vor pendelt der Pionier und Visionär zwischen der Schweiz und Argentinien, wo er rund vier Monate im Jahr lebt. Und neu ist er auch auf Ibiza aktiv, wo er ein Ferienhaus besitzt und nun ebenfalls Wein anbaut.
Befragt von Urs Schürmann erzählt der prominente Gast viele Anekdoten aus seinem Leben. Und die Zuhörer hängen an seinen Lippen. Meier nimmt sich auch viel Zeit, um allen Autogramm- und Fotowünsche nachzukommen. Dazwischen serviert das Personal des «Hans & Heidi» Köstlichkeiten aus der Küche. «Wir freuen uns, dass wir unseren Anlass hier durchführen können. Und dass auch einige Klienten der Integra zum Service-Personal gehören, macht den Anlass zu etwas Besonderem», sagt Schürmann. Und sowohl für ihn wie auch für Meier ist klar, dass es spätestens in zwei Jahren ein Wiedersehen gibt. Geschichten hat Dieter Meier schliesslich noch genug auf Lager. Und feinen Wein sowieso.



