Wenn in Abtwil der Wald brennt
28.08.2018 AbtwilInfoveranstaltung des regionalen Führungsorganes (RFO) und der Zivilschutzorganisation (ZSO)
Die RFO und ZSO Oberfreiamt luden die Behörden und Feuerwehrkommandos des Oberen Freiamts zu einer Übung nach Auw ein. Ziel war es, einen Einblick in das ...
Infoveranstaltung des regionalen Führungsorganes (RFO) und der Zivilschutzorganisation (ZSO)
Die RFO und ZSO Oberfreiamt luden die Behörden und Feuerwehrkommandos des Oberen Freiamts zu einer Übung nach Auw ein. Ziel war es, einen Einblick in das Gefährdungspotenzial und die Arbeitsweise der Zivilschutzorganisation zu gewähren.
Vor den Augen der versammelten Gäste wurde der Fall eines Waldbrandes oberhalb von Abtwil durchgespielt. Eine Thematik, die zum Hitzesommer mit grosser Trockenheit passt. Der Wortlaut: «Dreieinhalb Monate extreme Trockenheit und viele Hitzetage. Im Oberfreiamt sind bereits Restriktionen für die Entnahme von Wasser aus dem Trinkwassernetz und aus Fliessgewässern ausgesprochen worden. Die Landwirtschaft leidet mittlerweile stark unter der Trockenheit und im ganzen Einzugsgebiet herrscht ein Futterengpass.»
Dann wurden ein Brandausbruch im Wald oberhalb des Dötschenhofes an der Grenze zum Kanton Luzern, dazu ein Stromausfall von längerer Dauer für die Dörfer Mühlau und Merenschwand vorgegeben. Stabschef Roger Stephan übernahm die sofortige Führung und erteilte den Fachgruppenchefs die nötigen Aufträge und gab die Führungsschritte bekannt. Die angesprochenen Personen nahmen zu den Problemen Stellung und zeigten mögliche Massnahmen auf.
Schnell wurde die Variante geprüft, ob der Einsatz von Löschhelikoptern in Erwägung gezogen werden soll, da in unmittelbarer Nähe mit dem Baldeggersee ein genügend grosses Löschwasser-Reservoir vorhanden ist. Ausserdem wurde eine weitere Massnahme für die Trinkwasserversorgung für Mühlau und Merenschwand vorbereitet, denn mit dem Stromausfall ist die Wasserversorgung, die zu 90 Prozent über Pumpwerke läuft, auf lange Sicht nicht gewährleistet.
Ausstellung des Zivilschutzes und der Einsatzmittel
In der Pause konnten sich die Behördenvertreter über Ausrüstung und die Hilfsmittel des Zivilschutzes informieren. Hier war der Stand des «Kulturgüterschutzes» eindrücklich. Dies betrifft im Oberfreiamt fast ausschliesslich Kirchen mit den sakralen Kunstgegenständen. Für jede Dorfkirche besteht eine genaue Karte der zu rettenden Objekte, wo die Leiter angestellt werden darf und wie die Statuen oder Bilder von der Wand gelöst werden müssen, ohne dass Schaden entsteht.
In jeder Gemeinde ein Notfalltreffpunkt
Auch Fabriken mit gefährlichem Produktionsgut sind bekannt, die Rettungsvorgänge schon mehrfach geübt worden. Ist damit für das Oberfreiamt bestens vorgesorgt? «Nicht ganz, denn die Güter-Bahnlinie, auf der gefährliches Material transportiert wird, macht uns Kopfzerbrechen», sagt Romuald Brem, Kommandant der ZSO Oberes Freiamt. Sollte es zu einer Entgleisung kommen und gefährliches Transportgut entweicht, dann müssen die Rettungskräfte spontan entscheiden und situativ richtig handeln. Ausserdem ist ein Zugang zur Unfallstelle schwierig, da die Bahngleise mitten durch bewohntes Gebiet, durch den Wald und über Wiesen führen, was den Rettungszugriff erschwert. Die wichtigste Aufgabe ist der Schutz, die Alarmierung und Rettung der Bevölkerung. Sollten bei einem Grossereignis mit Stromausfall die heutigen Alarmierungsmittel ausfallen, vorab das Handynetz, wird ab nächstem Jahr in allen Gemeinden ein Notfalltreffpunkt mittels einer grossen Tafel signalisiert, wo man sich informieren und die nötige Hilfe einholen kann.
RFO im Hintergrund
In der Zwischenzeit hatte der Führungsstab Ablaufpläne für den Einsatz der Zivilschützer und des Materials erstellt. Jeder Fachgruppenchef hatte zu rapportieren und wurde vom Stabschef hart gefordert, der eine Art «Wadenbeisserfunktion» ausübte. Das regionale Führungsorgan arbeitet im Hintergrund, nicht wie beispielsweise die Feuerwehr oder die Polizei. «Wir sind einsatzbereit, wir haben viel geübt, zum Glück blieben wir bisher von Schlimmerem verschont. Es kam also in der Realität noch nie zu einem grösseren Ernstfall», meinte Pius Wiss, Chef der RFO. Und hofft, dass es dabei bleibt. --hka