Auf russischem Viermaster
31.08.2018 KelleramtRottenschwil: Rolf Mathys half auf einem Schiff
Bald hundert Jahre zählt die russische Sedov. Es ist damit das älteste und zweitgrösste Segelschiff der Welt und benötigt eine Mannschaft von 200 Personen. Für zwei Wochen gehörte der ...
Rottenschwil: Rolf Mathys half auf einem Schiff
Bald hundert Jahre zählt die russische Sedov. Es ist damit das älteste und zweitgrösste Segelschiff der Welt und benötigt eine Mannschaft von 200 Personen. Für zwei Wochen gehörte der 69-jährige Rolf Mathys aus Eggenwil dazu. Seit über 40 Jahren segelt er auf viel kleineren Booten auf den Seen und den europäischen Meeren. Vor vier Jahren wagte er es zum ersten Mal auf ein grosses Schiff. Und Rolf Mathys hat nicht genug. Auch im nächsten Jahr wird er auf einem Segler anheuern. --rwi
Abenteuer auf hoher See
Rottenschwil: Rolf Mathys heuerte auf einem Viermaster an
Seit 1974 segelt Rolf Mathys regelmässig auf Seen und Meeren. Kürzlich arbeitete er für zwei Wochen auf dem ältesten und zweitgrössten Segelschiff der Welt.
Roger Wetli
Die russische Sedov lief 1921 vom Stapel. Sie misst 117 Meter. Drei der vier Masten sind stolze 56 Meter hoch. «Die Sedov hat in Russland einen exzellenten Ruf als Ausbildungsschiff», weiss der bald 70-jährige Rolf Mathys aus Rottenschwil. 14 Tage verbrachte er auf dem Schiff auf hoher See als «Deckhand», als Auszubildender.
Jeder wird gebraucht
In der ersten Woche fuhr die Sedov zusammen mit 120 anderen Schiffen ein Rennen vom norwegischen Stavanger ins niederländische Harlingen. Danach führte die Route über die Meerenge Öresund ins ostdeutsche Rostock. 200 Personen wirken auf dem russischen Schiff. Ein Wendemanöver dauert ab dem Befehl «Klar zur Wende» zirka 50 Minuten und benötigt die gesamte Crew. Mathys ist begeistert. «Es ist fantastisch. Es wirkte auf mich wie ein grosser kontrollierter Ameisenhaufen.» Jeder Mast hat einen Befehlshaber und eine Mannschaft, die nur für diesen zuständig ist. Der Rottenschwiler, wurde dem vordersten Masten, dem Fock mast, zugeteilt.
Mathys erhielt auf dem Schiff eine Ausbildung in verschiedenen Seemannsfertigkeiten wie Knotenlehre und Segelkunde. Geübt wurden auch «Mann über Bord»-Manöver und wie die Rettungsinseln, eine Art Rettungsboote, funktionieren. «Jeder auf dem Schiff ist einer solchen zugeteilt», weiss er. Klassische Matrosenarbeiten wie das Deckschruppen durfte Rolf Mathys ebenfalls übernehmen. «Ich wurde dafür zweimal eingeteilt. Diese Arbeit ist wichtig, weil durch die salzige Luft und das Meerwasser die Holzplanken aufgeraut werden. Ohne dieses Schruppen würden sie aufreissen und zu Verletzungen führen.» Auch das Steuer durfte der Freiämter mit drei anderen Matrosen-Anwärtern bedienen. Er verneinte gleich mögliche Kapitänsträume. «Man führt da einfach die Befehle aus, die man erhält», schmunzelt er. Später möchte er gerne die Kursangaben selber bestimmen und diese auch steuern. Auf diesem Törn erhielt er von der Besatzung den Namen «Seawolf».
Kein Alkohol an Bord
Da der Rottenschwiler auf einem russischen Schiff arbeitete, war auch die Befehlssprache russisch. In privaten Unterhaltungen konnte die Mannschaft aber auch englisch sprechen. «Ich spreche es eher schlecht, bin aber damit sehr gut durchgekommen.» Rund 20 Frauen sind auf dem Schiff anzutreffen. «Es sind meist zierliche Frauen in höheren Ämtern, die aber gleich stark zupacken wie die Männer», ist Mathys begeistert. Im Gegensatz zu den Matrosen durfte er auch mal eine Arbeit ablehnen.
Der Tag begann für den Rottenschwiler um 7.30 Uhr mit dem Frühstück. Mittagessen gab es um 11.30 Uhr, Nachtessen um 19 Uhr, eine kleine Zwischenverpflegung um 16 Uhr. Nach dem Nachtessen hatte Mathys frei. «Auf dem Schiff gab es nur nach dem Anlegen ein Bier, und dieses war erst noch alkoholfrei. Denn jeder muss nüchtern bleiben», weiss er. Auch in der Freizeit muss die Mannschaft jederzeit für Manöver bereit sein. «Das kam zwei- bis dreimal vor. Einmal sogar um 2 Uhr nachts», so Mathys. «Es war ein Abenteuer, auf dem ältesten Segelschiff der Welt mitzuwirken.»
Das Schiff richtig kennenlernen
Für den Freiämter war es nicht das erste Mal, dass er auf einem grossen Schiff anheuerte. «Neben den Schweizer Seen und denjenigen im nahen Ausland habe ich immer wieder das Mittelmeer, die Nord- und die Ostsee besegelt. Allerdings waren die Schiffe nur 13,5 Meter lang.» Bei diesen Törns hat ihn seine Frau zwischendurch begleitet, die selber in der Schweiz bei einigen Regatten mitsegelte. Nach 40 Jahren wollte Rolf Mathys etwas Neues erleben.
Im Juli 2014 wagte er sich das erste Mal auf einen grossen Segler. Auf dem 50 Meter langen Zweimaster «Roald Amundsen» verbrachte er zwei Wochen. Es folgten Aufenthalte auf dem etwas kleineren Zweimaster «Eye Of The Wind» und dem Dreimaster «Christian Radich». Satt ist Rolf Mathys auch nach seiner vierten Reise nicht. «Im nächsten Jahr werde ich in der Werft mitarbeiten, um die dreimastige ‹Grossherzogin Elisabeth› auf Vordermann zu bringen», blickt er voraus. «Denn in der Werft lernt man ein Schiff erst richtig kennen.» Im gleichen Jahr wird er auch auf See auf dem Schiff arbeiten. Wann und wohin es geht, ist noch unklar. «Ich liebe das Segeln, weil man mit der und nicht gegen die Natur arbeitet. Man ist sehr nahe an den Elementen Wasser und Wind. Auch kann sich die Wetterlage sehr schnell ändern und man muss auf alles vorbereitet sein.»