Grenze nach Asien überquert
13.07.2018 WohlenTrans-Russland 2018: Der Wohler Philipp Schmid berichtet von seiner Velotour
10 000 Kilometer sind sein Ziel. Ein Drittel hat er nun hinter sich. Seit dem 8. Juni pedalt der Wohler Philipp Schmid quer durch Russland. Und jeder Tag bietet neue ...
Trans-Russland 2018: Der Wohler Philipp Schmid berichtet von seiner Velotour
10 000 Kilometer sind sein Ziel. Ein Drittel hat er nun hinter sich. Seit dem 8. Juni pedalt der Wohler Philipp Schmid quer durch Russland. Und jeder Tag bietet neue Erlebnisse
Die dritte Etappe von Perm nach Astana war mit etwas über 1400 Kilometern, verteilt auf 12 Tagesetappen, die bisher längste. Insgesamt ist die Gruppe inzwischen rund 3300 Kilometer gefahren. Perm, den Startort der dritten Etappe, erlebte Schmid als aufstrebende, lebensfrohe und bunte Stadt. Das war nicht immer so: Zur Zeit der Sowjetunion war dies eine für Auswärtige gesperrte, graue Stadt, weil sich in Perm die Flugzeugindustrie angesiedelt hatte.
Perm liegt am Kama-Fluss. Dieser ist ein Nebenfluss der Wolga, ist aber einer der grössten Flüsse Europas. Eine Flugzeugindustrie gibt es heute noch, auch Erdgas wird rund um die Stadt gefördert. Als die Teilnehmer der Trans-Russland von hier losfuhren, wurden sie von der Polizei begleitet. «Dies zu unserer Sicherheit, aber auch, damit wir schnellstmöglich auf unsere geplante Route kommen», berichtet Schmid. Diese führte über die südlichen Ausläufer des Ural-Gebirges nach Jekaterinenburg, dann zur kasachischen Grenze nach Astana. Der höchste Punkt des Urals auf der Strecke betrug lediglich 440 Meter. «Trotzdem haben wir uns auf dieser Strecke abgemüht, weil es die Hauptverbindungsstrasse zwischen zwei Grossstädten ist und deswegen extrem viel Lkw-Verkehr hatte und zudem schlechte Strassenbeläge», so der Wohler Velofahrer.
Am 30. Juni passierte die Gruppe den Ural und damit den Grenzpunkt zwischen Europa und Asien. Ein schlichtes, schönes Monument zeichnet den Grenzverlauf ab. Dieser Punkt gibt das ideale Fotosujet und so haben sich dort alle einzeln und in Gruppen fotografiert. Auch ein Hochzeitspaar hat diesen Ort für seine Hochzeitsfotos gewählt. Ab jetzt befand man sich also in Asien. Kurz zuvor waren die Teilnehmer mit einem defekten Pneu konfrontiert. «Wie gut, dass unser Koch Michel nur kurz danach mit seiner fahrenden Küche vorbeifuhr. Denn jedes Fahrzeug hat ein Ersatzrad dabei. So können wir stets auf unseren betriebseigenen TCS zählen», berichtet der Freiämter.
WM-Stadion wenigstens von aussen gesehen
Jekaterinenburg ist in seinen Augen eine fantastisch schöne Stadt. Die Teilnehmer haben mit ihren Velos die Stadtrundfahrten rollend abgefahren. Auch das ultramoderne Fussball-WM-Stadion haben sie gesehen. Die verkehrsfreie Innenstadt, die historischen, wunderschönen Gebäude können sich mit jeder westlichen Trend-City messen. «Grandios», meint Schmid.
Zwei Tage später wurde die kasachische Grenze überquert. Dieser Grenzübertritt verlief zwar problemlos, dauerte aber deutlich länger als in Westeuropa. Denn hier werden auch noch Spiegel unter die Fahrzeuge geschoben. «Von nun an haben sich Land und Leute merklich verändert», berichtet der Wohler Teilnehmer, «den Gesichtern sieht man den asiatischen Touch an, das Land ist jetzt flach und offen. Die ewigen Birkenwälder sind vorbei. Tagelang geht es jetzt geradeaus.»
Es gibt jetzt Tagesetappen, in denen die Gruppe nur an einer Siedlung vorbeikommt. Das wundert nicht. Kasachstan ist zwar flächenmässig das neuntgrösste Land der Erde, ist aber gleichzeitig eine der schwachstbesiedelten Gegend der Welt. Die Gruppe passierte Regionen mit einer Bevölkerungsdichte von 2,6 Einwohnern pro Quadratkilometer. Die Strasse ist mehr oder weniger schnurgerade, mehr als drei bis vier Kurven pro Tag tragen nicht zur Abwechslung bei. Eindrucksvoll sind hingegen die gigantischen Felder. Ein Rapsfeld war etwa sechs Kilometer lang, andere Felder über 10 Kilometer. «Meistens sehen wir links und rechts nur Steppe, so weit das Auge reicht. Vergleichbar mit dem Meer, nur grün statt blau», erzählt Schmid.
Grosser Empfang
500 Meter rechts der Strasse führt eine Eisenbahnstrecke entlang, auf welcher nur Güterzüge verkehren, nur wenige pro Tag. Ein Lokführer, der den Velofahrern zum Gruss mehrmals hupte, kann in einer solch einsamen Gegend schon mal ein Höhepunkt sein. Die Kasachen selber erleben die Fahrer als sehr freundlich. Was bleibt, ist der Eindruck der Weite. «Dieses Bild der endlos geraden Strassen mit 150 Höhenmetern auf 135 Kilometern erlebten wir mehrere Tage lang», so Schmid.
Nach langen 12 Tagesetappen von stets über 130 Kilometern sind die Teilnehmer am Montag in Astana angekommen. Zwei Polizeifahrzeuge, je eins vorne und hinten, haben den Peloton ins Stadtzentrum zum Wahrzeichen gelotst und dafür alle Ampeln auf Grün geschaltet. «Ein bisschen Stolz ist da schon aufgekommen», gibt der Wohler zu. Dort wurden sie von TV- und Presseleuten empfangen, gefilmt und interviewt. «Am Abend sah ich in der Hotellobby unsere Ankunft am TV. Mit stolzgeschwellter Brust habe ich den Lift zu meiner Etage genommen und freute mich, wieder einmal in einem grossen Bett zu liegen», berichtet Schmid.



