Zwischen Praxis und Eishalle
09.05.2025 Sport, EishockeyDer Aristauer Fabio Rampa ist Physiotherapeut des Schweizer Nationalteams, das heute Freitag in die WM startet
Heute Freitag startet die Schweiz mit dem Spiel gegen Tschechien in die Eishockey-WM 2025. Der Aristauer Fabio Rampa gehört als Physiotherapeut zum Staff ...
Der Aristauer Fabio Rampa ist Physiotherapeut des Schweizer Nationalteams, das heute Freitag in die WM startet
Heute Freitag startet die Schweiz mit dem Spiel gegen Tschechien in die Eishockey-WM 2025. Der Aristauer Fabio Rampa gehört als Physiotherapeut zum Staff des Nationalteams. Für ihn ist die Weltmeisterschaft in Schweden und Dänemark bereits die achte im Umfeld der Nationalmannschaft.
Josip Lasic
Vor dem Hotel der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft in Kloten herrscht grosser Andrang. Während die Spieler drinnen gemütlich zu Mittag essen, warten die ersten Fans auf ein Autogramm ihrer Helden. Am Mittagstisch sitzen neben den Spielern weitere Personen. Ihre Autogramme sind weniger begehrt. Sie leisten aber ebenfalls einen wichtigen Beitrag zum Erfolg der Mannschaft. Der gesamte Staff mit Trainerstab, Medienchef, Masseur, Mannschaftsarzt oder Physiotherapeut.
Die Rolle des Physiotherapeuten hat seit der Weltmeisterschaft 2017 der Aristauer Fabio Rampa inne. «Das gehört zur Philosophie von Nationaltrainer Patrick Fischer. Er will möglichst die gleichen Leute um sich haben. Der Staff kennt sich seit vielen Jahren und funktioniert blind zusammen. Die Spieler kennen uns und wissen, was sie von uns bekommen.» Der Bündner Dialekt, in dem er erzählt, täuscht darüber hinweg, dass der 48-Jährige seit 14 Jahren mit seiner Frau in Aristau lebt. «Uns war Lebensqualität sehr wichtig. Wir wollten nicht in einer Stadt wohnen, sondern etwas ausserhalb. Und doch ist das Freiamt sehr zentral gelegen. Zug ist nicht weit, Luzern ist nicht weit, und auch Zürich nicht. Uns passt die Region sehr gut. Wir bereuen es nicht, nach Aristau gezogen zu sein.»
Rampa führt seit sechs Jahren eine eigene Physiotherapie-Praxis in Obfelden. Während er mit dem Nationalteam unterwegs ist, ruht seine Arbeit dort. Obwohl Aristau nicht weit von Kloten entfernt ist, wohnt er während der WM-Vorbereitung im Mannschaftshotel. «Wenn ein Spieler abends etwas von mir braucht, ist es nicht sinnvoll, wenn ich erst ins Hotel fahren muss.» Und die Spieler kommen mit diversen Bedürfnissen zu ihm. Massagen, Dry Needling, Mobilisation – der muskuläre Bereich ist sein Revier. Die Arbeit in der Eishockey-Nationalmannschaft kann zeitintensiv sein. «Ich habe zwar weniger Arbeitszeit, als wenn ich den ganzen Tag in der Praxis bin. Aber die Präsenzzeit ist bei der Nationalmannschaft grösser.» Am vergangenen Freitag trainierte die Nati beispielsweise am Abend noch in Kloten. Danach fuhr Rampa mit anderen Staffmitgliedern ins tschechische Brünn und richtete die Garderobe ein, damit sie bereit war, als das Team am nächsten Tag für das Spiel gegen Finnland eintraf. «Und am Sonntag hiess es wieder alles zusammenpacken und nach Dänemark reisen.»
Ein grosses Privileg
Der sportbegeisterte Aristauer geniesst es, Teil der Nati zu sein. Obwohl er Bündner Wurzeln hat, ist er in Lugano aufgewachsen. Dort spielte er bis zur U21 für den FC Lugano. Verletzungen bremsten seine Karriere aus. Sport blieb ihm wichtig. Deshalb liess er sich zum Sportphysiotherapeuten ausbilden. Sein Cousin war früher Spieler beim HC Davos, wodurch Verbindungen zum Eishockey vorhanden waren.
Fuss gefasst in der Sportwelt hat er aber in mehreren Bereichen. Er betreute die Unihockey-NLA-Mannschaft des UHC Uster, das Schweizer Rudernationalteam und den EHC Kloten. 2010 stiess er zum Eishockeyverband. «Dort begleitete ich zunächst das U20-Nationalteam und kam dann 2017 zum A-Nationalteam.»
Für ihn ist es ein grosses Privileg, diese Rolle auszuüben. «Es gibt Eishockey-Fans, die viel Geld bezahlen würden, um Zeit mit Spielern wie Nino Niederreiter oder Roman Josi zu verbringen. Sie sind Stars aus der NHL. Ich darf sie in einem sehr privaten und kollegialen Rahmen erleben.» Dreimal war er an den Olympischen Spielen. 2012 in London war er noch Physiotherapeut des Rudernationalteams. In Pyeongchang 2018 und Peking 2022 begleitete er das Eishockey-Nationalteam. «Man sieht Orte, die man sonst nicht besuchen würde, sammelt besondere Eindrücke und lernt das Leben in der Schweiz wieder mehr zu schätzen. Zudem ist es auf eine Art auch Werbung für meine Praxis.»
Teil des Teams, Teil des Erfolgs, Teil der Niederlagen
Letztes Jahr gewann das Schweizer Eishockey-Nationalteam Silber an der WM. Auf der Homepage des Verbandes wird Fabio Rampa in der Rubrik «Silver Heroes 2024» ebenfalls geführt. Wie die Spieler erhielten er und andere Staffmitglieder eine Medaille. Rampa ordnet seine Rolle ein: «Ich weiss, dass ich bei solchen sportlichen Erfolgen nicht im Vordergrund stehe. Ich bin ohnehin nicht der Typ dafür. Mir ist aber bewusst, dass ich einen Beitrag geleistet habe. Wir Staffmitglieder spüren im Team, dass unsere Arbeit ein Bestandteil des grossen Ganzen ist.» Ausserdem hört man heraus, wie enttäuscht der Aristauer immer noch über den verlorenen WM-Final des Vorjahres ist. Nach 2018 war es für ihn die zweite Finalteilnahme mit dem Nationalteam und die zweite Silbermedaille. Er sagt: «2018 rutschten wir gegen die Schweden ein bisschen in den Final und machten uns nicht so grosse Hoffnungen. Letztes Jahr gegen Tschechien dachten wir, es könnte jetzt so weit sein. Die Niederlage schmerzt. In dem Moment fühlt es sich nicht so an, als hätte man Silber gewonnen, sondern Gold verloren.»
Fabio Rampa und das Schweizer Eishockey-Nationalteam sind mittlerweile in Dänemark für die Vorrundenspiele angekommen. Das Team startet heute Freitag um 16.20 Uhr mit dem Spiel gegen Tschechien, der Neuauflage des letztjährigen Finals. Danach folgen Partien gegen Dänemark, die USA, Deutschland, Ungarn und Kasachstan. Rampa traut der Schweiz einen Platz unter den ersten vier der Vorrundengruppe zu. «Der Viertelfinal ist das erste Ziel. Danach bleiben acht Teams, die alle den Titel wollen. Ein weiterer Sieg bedeutet aber schon den Halbfinal. Es kann schnell gehen.»
Olympia in Italien auf dem Radar
Nach der Weltmeisterschaft wird es dann vorerst wieder etwas ruhiger in Rampas Alltag. Die Arbeit als Physiotherapeut des Nationalteams verteilt sich auf mehrere Blöcke über das ganze Jahr. Im Anschluss an die WM gibt es bis zum Prospect Camp im Sommer keine Zusammenzüge der Nationalmannschaft. Langweilig wird ihm aber definitiv nicht. Neben seiner Praxis ist er auch Physiotherapeut des FC Muri. Und ansonsten verbringt er Zeit mit seiner Familie. «Meine Töchter sind leidenschaftliche Turnerinnen. Sie sind sehr engagiert im Turnverein Merenschwand und profitieren auch gern zwischendurch von meinem Wissen», sagt er lachend.
Er blickt einem weiteren Höhepunkt entgegen. Nächstes Jahr finden die Olympischen Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo statt. Rampa hofft, wieder dabei zu sein. «Es sind endlich wieder Olympische Spiele in Europa. Das wird von der Stimmung noch einmal intensiver sein.»