Zwischen Mikrofon und Schöpflöffel
20.06.2025 BremgartenAnja Guevarra vor einem ungewöhnlichen Doppelauftritt am Reussfoodfestival
Die Leiterin des neuen Bremgarter Restaurants «Papa Oro’s» ist am Reussfoodfestival gesanglich und kulinarisch gefordert. Ein Spagat zwischen zwei ...
Anja Guevarra vor einem ungewöhnlichen Doppelauftritt am Reussfoodfestival
Die Leiterin des neuen Bremgarter Restaurants «Papa Oro’s» ist am Reussfoodfestival gesanglich und kulinarisch gefordert. Ein Spagat zwischen zwei Leidenschaften, der sie schon durchs ganz Leben begleitet.
Marco Huwyler
Anja Guevarra hat sich bestens eingelebt in Bremgarten. «Wir fühlten uns von Anfang an sehr willkommen», lächelt die 31-Jährige. Am 1. März hat sie gemeinsam mit ihrer Familie im ehemaligen «Limalimòn» ein neues Restaurant in Bremgarten eröffnet. Bereits das dritte Standbein der philippinischen Erfolgsgeschichte «Papa Oro’s» nach Lokalen in Baden und Brugg (vgl. auch Berichterstattung dieser Zeitung vom 10. Januar). Die ältere der beiden Töchter übernahm den Lead in Bremgarten und ist das Gesicht des hiesigen «Papa Oro’s» – wobei ihr Vater derzeit auch meistens im Städtli weilt und sich hier um die Küche kümmert. «Es ist interessant, wie es überall ein bisschen anders ist. Ein anderes Gefühl, eine andere Kundschaft», sagt Anja Guevarra. So habe sie den Eindruck in Bremgarten sei im Vergleich zu Brugg und Baden alles nochmals eine Prise entschleunigt. «Es sind viele Familien, die hier zu uns kommen. Viele ältere Menschen auch. Menschen mit Zeit», sagt sie. «Das finde ich sehr schön.» Gleich wie in Baden und Brugg ist indes auch im Städtli der Erfolg des Restaurants. Auch in Bremgarten ist das «Papa Oro’s» vorzüglich angelaufen. Die philippinische Küche, gepaart mit Atmosphäre und Herzlichkeit, kommt offenbar überall an.
Die doppelte Anfrage
Zumal sich die Filipinos auch grösste Mühe geben, sich zu adaptieren und mit den heimischen Gepflogenheiten vertraut zu werden. So musste Anja Guevarra keine Sekunde zögern, als sie kurz nach der Eröffnung eine E-Mail von Stephan Troxler erhielt – nicht als Stadtrat, sondern in dessen Funktion als OK-Mitglied des «Reussfoodfestivals». «Er fragte uns, ob wir dort mitmachen wollen, weil die philippinische Küche ‹made in Bremgarten› das Angebot an Foodständen super ergänzen würde», erzählt Guevarra. «Darüber haben wir uns sehr gefreut – eine super Gelegenheit auch für uns, bei den Einheimischen noch bekannter zu werden.»
Was Guevarra aber fast noch mehr freute: Im gleichen Mail fragte Troxler die Gastronomin, ob sie auch noch Interesse an einem Gesangsauftritt hätte. Troxler hatte Guevarra nämlich gegoogelt – und war dabei auf das zweite Standbein der 31-Jährigen gestossen. «Ein bereits länger schlafendes Standbein allerdings, wenn man so will», lächelt Guevarra. Besagte Homepage aber, die war und ist immer noch in Betrieb. Und so hatte Troxler erfahren, dass es sich bei Guevarra auch um eine ziemlich guten Sängerin handelt.
Einst 50 Auftritte pro Jahr
Während ihrer Studienzeit war die junge Philippinerin, die in der Schweiz aufwuchs, nämlich einst gefragte Unterhaltungsmusikerin gewesen. Vorzugsweise an Hochzeiten und anderen privaten Anlässen. «Zeitweise hatten wir bis zu 50 Auftritte pro Jahr», berichtet sie. Guevarra trat dort immer mit dem gleichen Gitarristen auf, Daniel Mainviel. «Wir kennen uns, seit wir 16 sind», erzählt sie. «Er ist auch gleichzeitig mein bester Freund.» Manchmal wurde das Duo zum Trio – ergänzt von Tatjana, der keinen Schwester Anjas, die ebenfalls musikalisch unterwegs ist.
Irgendwann erfolgte jedoch für Anja und Tatjana der Durchbruch mit dem Familienunternehmen «Papa Oro’s», was mit viel Arbeit einherging – und worauf später für Anja auch noch die Gründung einer eigenen Familie folgte. Musikauftritte rückten so in den Hintergrund. «Ich habe zwar immer noch regelmässig mit Daniel gespielt, doch dabei gings nur noch um Spass und Selbstverwirklichung», erzählt Guevarra.
Irgendwo im Hinterkopf schwebte jedoch stets die Absicht mit, die Musikkarriere irgendwann wieder aufzunehmen. Und so kam die Anfrage des Reussfoodfestivals gerade recht. «Innerlich habe ich wohl schon lange genau auf so was gewartet», lächelt sie.
Fröhlicher, bunter Musikmix
Begeistert sagte Guevarra deshalb zu und fiebert seither dem grossen Auftritt auf dem Casino-Areal entgegen. Seit Monaten probt sie dafür gemeinsam mit Gitarrist Mainviel und Schwester Tatjana, welche die beiden am Reussfoodfestival wieder einmal ergänzen wird. «Ein Mix aus Interpretationen und Eigenkreationen», werde es werden, sagt Guevarra. «Wir versuchen dabei auch eine musikalische Geschichte zu erzählen.» Vielfältig, wie auch der Musikstil, den die drei praktizieren und den sie mit einer Mischung aus Soul, Jazz und Pop beschreiben – vorgetragen zumeist auf Englisch, aber zuweilen auch auf Philippinisch. Am Mittwochabend von 18 bis 19 Uhr wird die Bühne den Filipinos von «Papa Oro’s» gehören. «Wir freuen uns riesig darauf», sagt Guevarra.
An den darauf folgenden Festivaltagen wird Anja Guevarra ebenfalls zugegen sein – dann aber wieder mit Schöpflöffel statt Mikrofon. Gemeinsam mit der Familie um Vater Oro, dem Namensgeber des Restaurants, verkauft sie am Reussufer Leckerbissen aus der hauseigenen Bremgarter Küche. «Ich freue mich auch auf diesen Teil des Festivals sehr. Auf all die Begegnungen und die tolle Atmosphäre, von der ich schon viel gehört habe», sagt die Gastronomin lächelnd. Ein Festival, das zu ihr passt, wie wohl zu kaum jemandem sonst. Weil es ihre beiden Leidenschaften nahezu perfekt vereint.
Reussfoodfestival in Bremgarten vom 25. bis 28. Juni auf dem Casino-Areal. Konzert des Trios um Anja Guevarra am Mittwoch, 25. Juni, 18 Uhr.


