Zeit für eine erste Bilanz
30.06.2023 BremgartenLeuefäscht: Was lief gut – was weniger?
Das Gesamt-OK und die einzelnen Festinseln geben Auskunft und ziehen ein erstes Fazit.
Das Leuefäscht beschäftigt die Involvierten auch in der Woche nach dem grossen Happening weiter. Denn nach dem Abbau ...
Leuefäscht: Was lief gut – was weniger?
Das Gesamt-OK und die einzelnen Festinseln geben Auskunft und ziehen ein erstes Fazit.
Das Leuefäscht beschäftigt die Involvierten auch in der Woche nach dem grossen Happening weiter. Denn nach dem Abbau folgen nun die Analyse und die Auswertung der Zahlen. Dass noch keine detaillierten Abrechnungen vorliegen so kurz nach dem Spektakel, ist klar. Dennoch können bereits einige Fakten genannt und Schlüsse für künftige Ausgaben gezogen werden. --huy
Wie ist es gelaufen?
Leuefäscht: Erste Zahlen, Fakten und Feedbacks der einzelnen Festteile
Welche Erwartungen hat das grosse Bremgarter Jahreshighlight erfüllt? Welche übertroffen? Und wo gab es Enttäuschungen? Zeit für eine erste Bilanz.
Marco Huwyler
100 000 Besucher – eine gewaltige Zahl. Mit so vielen wurde im Vorfeld des Leuefäschts im Idealfall gerechnet. Und zumindest annähernd ist dieser auch eingetreten. «Ich gehe davon aus, dass es ungefähr so viele waren», sagt Stephan Troxler vom Organisationskomitee. «Vor allem am Samstag waren über den ganzen Tag gesehen unglaublich viele Menschen auf dem Festareal.» Viele davon zeigten sich solidarisch und kauften einen Festbändel. Man kann davon ausgehen, dass zwischen 35 000 und 40 000 abgesetzt wurden. Die genaue Zahl wird aber erst in den kommenden Tagen bekannt gegeben.
Ein absoluter Renner am Leuefäscht war die Zipline. «Es hatte eigentlich vier Tage lang permanent eine Schlange», berichtet Troxler. 29 Stunden lang – eine länger als geplant – war der Rutschspass im Betrieb. 1500 Abenteuerfreudige sind dabei im Eiltempo über die Reuss geschwebt und bescherten damit Bremgarten Tourismus einen schönen kleinen Gewinn.
Einiges schlechter als erwartet schnitt dagegen das Virtual-Reality-Erlebnis von Yullbe in der alten Post ab. Mit über 1000 Besuchern wurde gerechnet – letztlich tauchten bloss 135 in eine der digitalen Welten ein. «Der Standort hinter dem Lunapark war wohl nicht ideal», mutmassen die Veranstalter. Überhaupt würde er den Lunapark mit dem Wissen von heute etwas kleiner halten, sagt Troxler. «Eine Bahn plus Riesenrad hätte gereicht. Dann wäre auch die Festmeile zur hinteren Oberstadt hinauf weniger verdeckt gewesen» (siehe auch Fazit der dortigen Festinseln).
Mit dem Besucheraufmarsch an den Konzerten der Hauptacts auf der Leuebühni ist man grosso modo zufrieden. «Vor allem bei der ‹Stubete Gäng› und ‹Megawatt› hatte es sehr viele Leute», sagt OK-Präsident Raymond Tellenbach, der die Zahl auf gut 3500 schätzt. Leicht enttäuschend sei dagegen mit knapp 3000 der Aufmarsch bei Marc Sway gewesen. «Da hätten wir mehr erwartet – gerade auch mehr Kinder.» Sehr zufrieden dagegen ist der Stadtammann, der auch die Leuefäscht-Homepage betreute, mit den Aufrufen dort. «Sowohl am Freitag als auch am Samstag wurden rund 100 000 Aufrufe von Leuten registriert, die sich durch die Fotos klickten oder über das Programm informierten.» Auch die Auktion der Festbänkli lief bislang erfreulich. 17 der 21 Bänke wurden Stand jetzt bereits verkauft. Was das Leuefäscht auf die Stadt für finanzielle Auswirkungen hat, wird sich in den nächsten Wochen weisen, wenn die Abrechnungen sämtlicher Festinseln vorliegen.
Baradiesli
«Einfach nur wundervoll», fasst Cornelia Holliger das Erlebnis Leuefäscht auf der «Baradiesli»-Insel neben dem Schulhausplatz zusammen. «Wir sind mehr als happy mit den Besucherzahlen. Viele haben sich entschieden, das Leuefäscht fast ganz bei uns zu verbringen, weil es ihnen ausserhalb ein wenig zu viel war.» Nach einem grossen Helferfest bleibe wohl finanziell noch ein Batzen für die Vereinskassen übrig. Holliger würde vieles nochmal genauso machen. Bloss würde sie sich noch mehr dafür einsetzen, dass jeder sein eigenes Sortiment anbieten kann. «Also in unserem Fall: Bio, nachhaltig, fair und regional.» Noch mehr Autonomie für die Inseln und weniger Vorschriften. «Das wünschen wir uns für das Leuefäscht 2030.» Ein Fest, an dem in sieben Jahren das Baradiesli-Team gerne nochmal mit demselben Spirit, an selber Lage dabei wäre.
Schlagerinsel
Für die Beteiligten des Schlagerwahnsinns war das Leuefäscht im Vergleich zu anderen Jahren weniger stressig. Schliesslich stellt man sonst ein Fest alleine auf die Beine – 2023 hatte man die Unterstützung vom Gesamt-OK. Die Verantwortlichen um Esther Lattmann (Bild rechts) ziehen eine überaus positive Bilanz. «Wir haben es super gefunden. Alles hat funktioniert und geklappt und wir hatten die Hütten auf dem Isenlaufparkplatz voll.» Auch finanziell habe sich die Teilnahme gelohnt. «Vor allem der Samstag übertraf die Erwartungen. Da bleibt auch etwas übrig für die Vereinskasse.» Lattmann kann es sich nicht nur deshalb gut vorstellen, 2030 wieder im selben Rahmen Teil des Leuefäschts zu sein. Zumal auch die Schlagerrallye heuer besonders viele Besucher anzog.
Plage Politique
Auf dem Schellenhausplatz betrieben die lokalen Politiker gemeinsam eine Insel. «Eine derart fröhliche, unkomplizierte und entspannte Zusammenarbeit über die Parteiengrenzen hinaus war absolut einmalig und für alle Beteiligten eine sehr grosse persönliche Bereicherung», sagt Karin Koch Wick, die alleine deshalb schon findet, dass sich das Ganze gelohnt hat. Die Lage quasi am Ende der Festmeile sei allerdings spürbar gewesen. «Die Mehrheit der Besucher strömte durch die Marktgasse und den Bogen hinunter Richtung Holzbrücke und Hauptbühne. Bis sie dann wieder bei uns oben waren – wenn sie überhaupt kamen –, hatten alle bereits gegessen und getrunken.» Ein grosser Gewinn resultiere deshalb sicher nicht. Dennoch können sich die Politiker gut vorstellen, 2030 wieder gemeinsame Sache zu machen.
Caribbean Feeling
Auf dem Areal rund um das Isenlauf-Schulhaus wurde eine Insel betrieben, die sich vor allem an Familien und Jugendliche richtete. Und das Konzept ging auf. «Wir haben bewiesen, dass wir als Lehrerschaft zusammen mit dem Tischtennisclub und dem Elternkreis in der Lage waren, mit unserer Festinsel einen substanziellen Beitrag zu einem tollen Fest zu leisten», bilanziert OK-Präsident Andy Aus der Au stolz. Aus den Begegnungen mit zahlreichen Besuchern, die sich am vielfältigen Angebot auf den beiden Ebenen erfreuten, resultiert wohl auch ein Gewinn. Aus der Au ist bei der nächsten Auflage des Leuefäschts ein Rentner, wie er lachend bemerkt. «Aber aufgrund des Erfolgs kann ich mir gut vorstellen, dass sich dann die Schule Bremgarten offiziell dazu entschliesst, eine eigene Festinsel zu betreiben.»
Dolce Vita
Die «Isola Dolce Vita», betrieben von den Kirchen und kirchnahen Vereinen, lockte viele Besucher in die Unterstadt bei der Stadtkirche. «Der Besucheraufmarsch und die wunderbare Atmosphäre waren toll und haben unsere Erwartungen noch übertroffen», sagt Cäcilia Stutz vom Pastoralraum. «Viele schöne Begegnungen haben bleibende Erinnerungen und Beziehungen geschaffen. Auch unter uns aus den beteiligten Gruppen und Vereinen.» Für die Verantwortlichen ist daher klar, dass sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt hat und man in einer nächsten Ausgabe des Leuefäschts unbedingt wieder dabei sein möchte. «Und zwar im selben Rahmen», wie Stutz betont. Die Isola Dolce Vita sei eine Erfolgsgeschichte gewesen und das Leuefäscht in jeder Hinsicht bereichernd.
Pirateninsel
Gemeinsam mit den Badi-Betreibern betrieb der Verein Hømzgø die «Pirates of the Caribbean»-Insel in der Badi Isenlauf. «Der Aufwand war gross, hat sich aber gelohnt, auch wenn wir noch nicht sicher sind, ob auch finanziell», sagt Walter Stierli vom OK. «Unsere Insel war ziemlich an der Peripherie des Leuefäschts. Das hat sich vor allem am Donnerstag gezeigt, als es geregnet hat und die Besucher nicht bis zu uns hinaus spazieren wollten.» Ansonsten sei es aber toll gewesen. «Auf unserer Insel herrschte eine wirklich coole Open-Air-Stimmung.» Ob sie in sieben Jahren nochmals ein vergleichbares Engagement auf sich nehmen, weiss Stierli aber noch nicht. «Wir sind dann nicht mehr die Jüngsten», sagt er lachend. «Aber das Leuefäscht muss es in 7 Jahren unbedingt wieder geben.»
Bullinger-Dörfli
Das Bullinger-Dörfli auf der Wiese neben dem Bijou war eine der aufwendigsten Festinseln – schliesslich wurde hier ein ganzes Dörfli geschreinert. «Letztlich hat es sich auf jeden Fall gelohnt», sagt OK-Chef Reinhard Egger. «Wir hatten vier Tage lang ein tolles Fest.» Unglücklich war für die Verantwortlichen der Entscheid des Gesamt-OKs, während des Planungsprozesses die Leuebühni vom Schulhausplatz zum Casino-Areal zu verlegen. «Für uns aus fadenscheinigen Gründen», wie Egger sagt. «Schliesslich wählten wir den Standort auch wegen der Nähe zur Bühne.» Dies habe wohl einige Besucher gekostet. Dennoch hofft man, dass genügend Gewinn für ein tolles Helferfest übrig bleibt. Ob die Truppe 2030 wieder dabei ist, ist noch ungewiss. «Wenn ja, dann aber nicht mehr mit diesem Aufwand.»
Caramba Brasil
«Caramba Brasil» beim Oberen Zoll war die Exotin unter den Festinseln. Als einzige wurde sie nicht von lokalen Vereinen und Gruppierungen betrieben, sondern von einer Firma, die sich auf solche Feste in der ganzen Schweiz spezialisiert hat. So war denn für die Truppe um Cesar Martins nach dem Leuefäscht auch längst nicht Schluss mit Feiern. Bereits ab heute betreibt man an Festivals in Biel und Zürich seine brasilianische Fete. Der Bremgarter Auftritt wird dennoch in Erinnerung bleiben. «Schon nur wegen der Kulisse.» Vollkommen glücklich mit dem Standort war man aber nicht. «Am Donnerstag und Freitag hatten wir nicht viele Gäste. Und unsere Trommel-Workshops waren leider nicht so gut besucht.» Dennoch wäre man 2030 gerne wieder dabei. «Unbedingt!», sogar, wie Martins sagt. «Aber gerne etwas mehr mittendrin.»
Bäreinsel
Auf der Bäreinsel spannten die Sportvereine zusammen, welche die Sportanlage Bärenmatte ihre gemeinsame Heimat nennen. Und TCB, FCB und STVB fühlten sich auch im «Exil» auf dem Casinovorplatz pudelwohl. «Aus unserer Sicht hat sich das enorme Engagement vollumfänglich gelohnt», sagt OK-Chef Ruedi Koch. «Das Teamwork zwischen den Vereinen funktionierte hervorragend und der Besucheraufmarsch lag über den Erwartungen.» So bleibt den Sportvereinen vom Leuefäscht auch ein willkommener Betrag für die Vereinskassen übrig. «Wir würden vieles wieder genauso machen und ich kann mir gut vorstellen, dass wir uns am nächsten Leuefäscht wieder beteiligen.» Bloss der Name wird allenfalls zu überdenken sein. «Denn wer weiss, ob die neue Sportanlage noch Bärenmatt heissen wird», sagt Koch schmunzelnd.
Tanzinsel
Sarah Heldners Tanzfabrik veranstaltete auf dem Kornhausplatz mit der Partyinsel einen Festteil, der den Besuchern hochklassige Tanz-Action bot. Gemäss Heldner ein voller Erfolg. «Wir bekamen wirklich schöne Rückmeldungen über das hohe Niveau unserer Künstler. Und mir persönlich geht sowieso immer das Herz auf, wenn ich die Shows unserer Schüler sehe, die strahlenden Gesichter, die Aufregung aller und den Stolz der Eltern.» Dass der Besucheraufmarsch dennoch an manchen Tagen nicht so gross wie erwartet war, lag vor allem daran, dass die benachbarte Ibiza-Beach-Club-Insel mitten im Weg zur Tanzinsel lag und damit potenzielle Besucher abfing bzw. den Durchgang erschwerte. Für Heldner unglücklich, aber nicht matchentscheidend. Deshalb steht für sie bereits jetzt fest: «Klar, wir sind 2030 wieder dabei.»
Ibiza-Beach-Club
Bei den Betreibern des Ibiza-Beach-Clubs auf dem Kreuzplatz eingangs zur Unterstadt hatte man früh den Anspruch, zu den schönsten und spektakulärsten Inseln zu gehören, «da wir – zum Glück im Nachhinein zu Unrecht – befürchteten, dass nur 2, 3 Festinseln wirklich gut besucht werden», wie OK-Mitglied Florian Keusch erklärt. Deshalb entschied man sich (neben dem Highlight Wasserrutsche) auch für eine aufwendige Stahlkonstruktion statt einem Festzelt. Und wurde dafür belohnt. «Es waren fantastische Tage, wir sind immer noch gef lasht vom Ansturm und vom überwältigenden Feedback», sagt Keusch. Wenn es nach ihm ginge, könnte das nächste Leuefäscht bald kommen. «Wer kann schon bis 2030 warten?! Wir hätten bereits jetzt wieder Lust auf die nächste Ausgabe!»