«Wünsche mir vor allem Normalität»
01.12.2023 BremgartenVorfreude auf den Christchindli-Märt
In knapp einer Woche ist es wieder so weit. Die Bremgarter Altstadt wird vom 7. bis zum 10. Dezember für vier Tage zur Winterwunder-Märtlandschaft. Die Verantwortlichen sind seit Wochen im Dauereinsatz und guten Mutes, ...
Vorfreude auf den Christchindli-Märt
In knapp einer Woche ist es wieder so weit. Die Bremgarter Altstadt wird vom 7. bis zum 10. Dezember für vier Tage zur Winterwunder-Märtlandschaft. Die Verantwortlichen sind seit Wochen im Dauereinsatz und guten Mutes, dass dieses Jahr alles so rund und normal läuft wie schon lange nicht mehr. Vereinspräsidentin Sabina Glarner und Marktchef Reto Lorenzi schauen auf die 28. Ausgabe voraus. --huy
Der Christchindli-Märt geht vom 7. bis 10. Dezember in seine 28. Ausgabe
In Bremgarten steigt langsam die Vorfreude. Der grösste und schönste Weihnachtsmarkt der Schweiz wird in knapp einer Woche feierlich eröffnet. Für die Verantwortlichen eine ereignisreiche Zeit. Aber eine, auf die sie sich mit ganzem Herzen freuen.
Marco Huwyler
Es ist bereits die vierte Ausgabe eines Christchindli-Märts, die Sabina Glarner als Präsidentin des Vereins nun aufgleisen darf. Da hat sich sicher schon einigermassen viel Routine angesammelt. Pläne, die man nur noch aus der Schublade zu ziehen braucht. Könnte man jedenfalls meinen. Doch seit ihrem Amtsantritt war Glarner vor allem als Improvisationskünstlerin gefragt.
In der Hochzeit von Corona angetreten, folgte auf eine Mini-Ausgabe 2020 eine unter scharfen Masken- und 4G-Auflagen 2021. Und als das Virus endlich aufhörte, den Alltag zu prägen, schlug man sich im vergangenen Jahr mit der Strommangellage herum (die etwa eine reduzierte Weihnachtsbeleuchtung zur Folge hatte). Hinzu kamen auch positive Ausnahmezustände – so begleitete das SRF im vergangenen Jahr den Bremgarter Christchindli-Märt engmaschig von der Vorbereitung bis zur Durchführung. Schön – aber alles andere als Normalität. Nicht verwunderlich, dass Glarner deshalb heute sagt: «Für dieses Jahr wünsche ich mir vor allem einmal einen ganz normalen, besinnlichen Christchindli-Märt.»
Bitte nicht mehr wachsen
Wobei «Normalität» im Falle des Bremgarter Christchindli-Märts natürlich relativ zu sehen ist. Schliesslich handelt es sich hierbei nicht um irgendeinen normalen Markt, sondern um nichts Geringeres als das grösste und schönste Weihnachtswunderland, das die Adventszeit weit und breit zu bieten hat. Rund 260 Stände werden auch dieses Jahr wieder die Gässli vom Schulhausplatz quer durch die Altstadt, über die Holzbrücke bis um das Casinoareal säumen. «Wir sind mal wieder ausgebucht», sagt Marktchef Reto Lorenzi lächelnd.
Fehlendes Interesse – ob von Marktfahrern oder Besuchern – ist bereits seit vielen Jahren kein Problem mehr, mit dem sich der Weihnachtsmarkt hierzustadt herumschlagen muss. Im Gegenteil. Im Vorjahr kam es gar zuweilen zu kritischen Situationen, weil sich zu viele Menschen rund um den Altstadteingang und die Marktgasse tummelten. Zeitweise musste man die Menschen im Radio auffordern, auf einen Besuch zu verzichten.
Dieses Jahr haben die Verantwortlichen Massnahmen getroffen, sodass dies hoffentlich eine einmalige Ausnahme gewesen sein wird. «Wir haben bei den Markteingängen beim Obertor und Spittelturm versucht durch ein, zwei Stände weniger etwas mehr Platz zu schaffen», sagt Lorenzi. Hinzu kommt eine leicht angepasste Kanalisierung der Besucherströme. Darüber hinaus fällt dieses Jahr die schweizweite Publicity durch die sehr umfassende Radioberichterstattung des SRF wieder weg. «Alles in allem hoffen wir, dass sich die Besucherzahlen so wieder auf einem normalen Niveau einpendeln», sagt Glarner. Dieses liegt beim Christchindli-Märt, verteilt über die vier Tage, bei maximal 100 000 Besucherinnen und Besuchern. «Damit ist unsere Kapazitätsgrenze in Bremgarten erreicht. Noch grösser wollen wir auf keinen Fall werden.»
Warenzauber statt Food-Überdruss
Qualität statt Quantität lautet das Credo. Auch was die Marktfahrer anbelangt. «Nicht die Grösse, sondern die Schönheit und Weihnachtlichkeit sind entscheidend», sagt Lorenzi. Für den Marktchef ist es vor allem wichtig sicherzustellen, dass die Bremgarter Märkte Warenmärkte bleiben. Und im Falle des Christchindli-Märts, dass möglichst weihnachtliche Gegenstände angeboten werden. «Rein von den Anmeldungen her könnten wir locker ein Weihnachtsfoodfestival draus machen», sagt Lorenzi lächelnd. Fast täglich erreichten ihn in den vergangenen Monaten Anfragen von Essensständen aus der ganzen Schweiz.
Doch das wäre nicht im Sinne des Erfinders. Am Christchindli-Märt steht seit jeher Weihnachten im Zentrum. Und diese besteht in Bremgarten nicht ausschliesslich aus Schlemmen, sondern vor allem aus Stöbern und staunendem Verweilen.
Damit dieses adventliche Staunen nicht zu kurz kommt, sollen auch heuer wieder die schönsten Marktstände prämiert werden. «Dabei haben wir Anpassungen vorgenommen», berichtet Glarner. Statt wie bisher 5 werden neu 10 Stände ausgezeichnet. Erstmals wird auf eine Rangierung der Besten verzichtet. «Wir wollen mit dieser Massnahme unsere Wertschätzung für liebevolle, schöne Weihnachtsstände breiter streuen», sagt die Christchindli-Märt-Präsidentin.
Vielfältiges Rahmenprogramm
Zur weihnachtlichen Atmosphäre tragen auch dieses Jahr wieder zahlreiche vielfältige Massnahmen und Aktivitäten rund um das eigentliche Marktgeschehen bei.
Das ganze Marktgebiet wird wieder durch die rundum mit sparsamen LED-Lämpchen erneuerte Weihnachtsbeleuchtung verzaubert. Im Zeughaus und im Kellertheater finden zahlreiche verschiedene Konzerte statt. Genauso, wie in der Märtchile, wo der Christchindli-Märt wie üblich am Donnerstag-Mittag feierlich eröffnet wird. Und auch das adventliche Drumherum für grosse und kleine Weihnachtsromantiker kommt am Christchindli-Märt selbstverständlich nicht zu kurz.
So wird man Kutschenfahrten geniessen, die Krippe und die vielen schönen, geschmückten Bäume bestaunen, Märli hören und den Samichlaus besuchen können – und noch ganz vieles mehr. Für das leibliche Wohl sorgen neben den Marktständen die Christchindli-Märt-Beizli, betrieben von lokalen Vereinen, die wie immer viel Abwechslung, Qualität und Herzblut in das kulinarische Angebot bringen.
«Heimhofer-Haus» auf der Tasse
Dazu gehört selbstverständlich auch bei der Ausgabe 2023 der traditionelle Glühwein. Bis zu 5000 Liter Weisser und Roter werden voraussichtlich auch heuer wieder über die Standtheken Bremgartens gehen. Von den einheimischen Ästheten selbstredend wann immer möglich genossen in der diesjährigen Markttasse. Das Motiv darauf ist heuer das «Heimhofer-Haus» in Hermetschwil – ein wunderbarer alter Riegelbau, entstanden im 18. Jahrhundert. 2500 Exemplare der Tasse hat Glarner geordert. Auch in dieser Höhe dürfte es kein Problem sein, genügend Abnehmer zu finden.
Eine Woche vor Marktbeginn scheint jedenfalls alles angerichtet zu sein. Die Verantwortlichen sind bereit. «Ich verspüre grosse Vorfreude und natürlich ein wenig Herzklopfen», lächelt Glarner. Eine gebührende Portion Normalität sei ihr auf jeden Fall zu wünschen und zu gönnen.