Wo Zukunft aus Holz entsteht
23.04.2025 Fahrwangen, Region UnterfreiamtSpatenstich für den neuen Produktionsbetrieb der Stadelmann & Stutz AG
Die Zahlen sind eindrücklich. 12 Grundstücke wurden zusammengelegt, rund 90 000 Kubikmeter Volumen weist der neue Betrieb auf, wenn er in zwei Jahren fertig gebaut ist. Dann sind ...
Spatenstich für den neuen Produktionsbetrieb der Stadelmann & Stutz AG
Die Zahlen sind eindrücklich. 12 Grundstücke wurden zusammengelegt, rund 90 000 Kubikmeter Volumen weist der neue Betrieb auf, wenn er in zwei Jahren fertig gebaut ist. Dann sind endlich alle Bereiche des Unternehmens unter einem Dach vereint.
Chregi Hansen
«Wir sind gefühlt 50-mal nach Aarau gefahren. Und kamen jeweils enttäuscht wieder zurück. Aber wir haben nie aufgegeben», schaut Mitinhaber Bruno Stadelmann zurück. Schon vor mehr als 20 Jahren hat die Firma nach einer Lösung gesucht, um in Fahrwangen einen Neubau errichten zu können. Immer wieder musste das Projekt überarbeitet werden. Nun also ist es so weit. Letzte Woche erfolgte der Spatenstich für das Grossprojekt am Ortsrand von Fahrwangen.
Kein Wunder, sprach Bruder und Geschäftsführer Richard Stadelmann von einem «geschichtsträchtigen Tag». Die 1988 gegründete Holzbaufirma Stadelmann & Stutz AG erhält in den kommenden zwei Jahren ein komplett neues Zuhause. Heute ist der Betrieb auf vier Standorte im Dorf verteilt, was die Abläufe erschwert. Neu wird alles unter einem Dach sein. Und was für eines. 1200 Kubikmeter Holz werden in den nächsten zwei Jahren für den eigenen Zweck verbaut. Die neue Produktionshalle ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule für Architektur, Holz und Bau. Dabei standen zukünftige Fertigungstechniken, die Effizienz und der Materialfluss, aber auch Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit im Fokus.
Vorbildlich in vielen Bereichen
Die räumliche Nähe von Büro, Planung, Prozesssteuerung, Logistik und Fertigung schafft optimale Voraussetzungen für ein nahtloses Zusammenspiel aller Abläufe. Im Untergeschoss entsteht eine moderne Energiezentrale mit Holzschnitzelfeuerung, die künftig den Wärmeverbund Fahrwangen Nord versorgt. Auf dem nach Süden ausgerichteten Sheddach produziert eine Photovoltaikanlage erneuerbare Energie. Die gesamte Halle wird vollständig in Holzbauweise errichtet. Der Neubau wird auch eine Visitenkarte sein: Die Stadelmann & Stutz AG baut ihre Zukunft in Holz. «Wir wollen auch in Zukunft eine wichtige Rolle im Schweizer Holzbau einnehmen. Bei diesem Projekt können unsere Mitarbeitenden beweisen, was sie können», freut sich der Geschäftsführer.
Die Erleichterung, dass es endlich losgehen kann, ist bei allen Beteiligten gross. Auch bei Gemeindeammann Silvan Zülle. Schliesslich gehört die Stadelmann & Stutz AG mit ihren über 90 Mitarbeitenden zu den grössten Firmen im Dorf. Und bei einem Scheitern des Projekts hätte der Wegzug gedroht.
Und zwar nicht nur aus dem Dorf, sondern auch aus dem Kanton Aargau ins Luzernische. Zülle spricht denn auch von einem «Jahrzehnteprojekt» für seine Gemeinde. Ein Projekt auch, das den Behörden viel Arbeit bereitete und bei dem immer wieder neue Lösungen gefragt waren. «Das Ganze war sehr komplex und benötigte viel Zeit», macht Zülle deutlich.
Viele Hürden überwunden
Schon lange liebäugelte die Firma mit dem Areal beim Schützenhaus. Sie hat vorsorglich immer wieder Parzellen in diesem Gebiet erworben. Doch mit dem überraschenden Ja der Schweizer zum Raumplanungsgesetz im Jahr 2013 wurden Einzonungen praktisch verunmöglicht. Dass nun doch ein Projekt möglich war, ist der kantonalen Siedlungsgebietsreserve von 70 Hektaren zu verdanken, aus der bedeutsame Vorhaben in den Gemeinden unterstützt werden können, wenn kommunal keine Lösungen vorhanden sind. Und Fahrwangen selber konnte nicht genügend eingezonte Fläche zur Verfügung gestellt werden. «Soweit ich weiss, ist dies das erste Projekt, das von diesem Topf profitieren kann», sagt Zülle mit einem gewissen Stolz. Einfach habe es der Kanton ihnen aber nicht gemacht, so der Gemeindeammann, der sich sehr für das Projekt eingesetzt hat und dank seiner Ausbildung als Bauverwalter wusste, worauf es ankommt. «Wir mussten das Ganze dreimal überarbeiten. Der dritte Vorschlag erhielt dann endlich das Okay.»
Doch damit nicht genug. Denn nach dem Ja des Kantons brauchte es noch ganz viele Entscheide auf kommunaler Ebene. Etwa Umzonungen, den Verkauf des Schützenhauses, die Verlegung von Leitungen, Anpassungen an die Strassenführung und vieles mehr. Auch gegen das Bauprojekt selber gab es Einwendungen, die aber alle bereinigt werden konnten. Grosse Unterstützung erhielt das Unternehmen auch von den verschiedenen Grundeigentümern, die ihr Land verkauften, um den Neubau zu ermöglichen. «Sie hatten und haben ein offenes Ohr für uns», freut sich Richard Stadelmann.
Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung
Nun also erhält Fahrwangen eine der grössten Baustellen in der Dorfgeschichte. Im Vergleich zum Planungsund Bewilligungsverfahren sei das eigentliche Bauen ein «Kinderspiel», betont Bruno Stadelmann. «Jetzt braucht es starke Männer, die haben wir zu Genüge», lacht er. Los geht es mit den Rückbau- und Aushubarbeiten, sie werden begleitet von einer Materialaufbereitung für eine Wiederverwendung vor Ort. Die anschliessenden Baumeisterarbeiten werden dann bis ins Frühjahr 2026 andauern, danach wird das Holztragwerk der Produktionshalle aufgerichtet. Der Produktionsstart in der neuen Halle ist im Frühjahr 2027 vorgesehen.
Der neue Standort stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung Digitalisierung und Effizienzsteigerung dar. «Die Werkhalle, ausgestattet mit drei separaten Produktionslinien, ermöglicht uns, mit modernster Technik und optimierten Prozessen künftig komplexe Holzelemente mit höchster Effizienz und Qualität zu fertigen», erklärt Richard Stadelmann. Auch optisch wird die neue Halle für Aufsehen sorgen. Direkt an der Kantonsstrasse Richtung Sarmenstorf gelegen, wird sie unter Beweis stellen, was heute in Sachen Holzbau möglich ist. Und das ist ganz schön viel.