Wie weiter am Bogen?
16.08.2024 BremgartenVerwaiste Traditionshäuser
«Sonne» und «Drei Könige» im Fokus
Die beiden benachbarten Bremgarter Traditionshäuser «Sonne» und «Drei Könige» eingangs der Marktgasse haben vieles gemeinsam. Beide ...
Verwaiste Traditionshäuser
«Sonne» und «Drei Könige» im Fokus
Die beiden benachbarten Bremgarter Traditionshäuser «Sonne» und «Drei Könige» eingangs der Marktgasse haben vieles gemeinsam. Beide wurden vom selben Investor übernommen. In beiden sollen neue Wohnungen und Restaurants entstehen. Und beide hinken meilenweit den einmal kommunizierten Wiedereröffnungsplänen hinterher. Deshalb sind sie seit Jahren Stadtgespräch und Anlass für Spekulationen aller Art. Vor Kurzem wurde nach Jahren endlich das Baugerüst vor dem «Drei Könige» entfernt – und eine neue Fassade offenbart. Anlass genug, die beiden Häuser mal wieder etwas eingehender zu beleuchten. --huy
Zwei Geisterhäuser im Herzen der Altstadt bewegen Bremgarten seit Jahren
Einst waren sie Leuchttürme der Bremgarter Gastronomie. Mittlerweile geben sie nur noch Rätsel auf und sind Nährboden für wilde Gerüchte. Die beiden Altstadt-Restaurants am Eingang der Marktgasse, hinter denen der gleiche Zürcher Investor steht. Doch unlängst tat sich was. Die Fassade des «Drei Könige» ist tatsächlich fertig. Anlass für Optimismus?
Marco Huwyler
Manche nennen es ein einziges Trauerspiel. Und sie liegen gewiss nicht weit daneben. Denn traurig ist es in der Tat, dass in einem einzigartigen Bijou wie Bremgartens Altstadt ausgerechnet zwei der prestigeträchtigsten und bestgelegenen Restaurants zu Geisterhäusern verkommen sind. Die «Sonne», Marktgasse 1, ist nun schon länger als eineinhalb Jahre geschlossen. Das «Drei Könige» gleich gegenüber, Marktgasse 2, sogar schon über deren drei.
Doch vor einigen Wochen geschah dort etwas, was Anwohner kaum mehr für möglich gehalten hätten. Das Baugerüst des «Drü Affe», wie das «Drei Könige» im Volksmund genannt wird, wurde entfernt und offenbarte eine tadellos restaurierte Fassade. Ein jahrelanger visueller Schandfleck im Städtli, ist damit getilgt. Kehrt auch bald wieder Leben am Bogen ein? Die Lage bleibt undurchsichtig.
Restaurants in Zürich, Luzern und Ascona
Die beiden historischen Gebäude im Herzen Bremgartens gehören Hansjürg Klingler bzw. einer Firma, hinter der er mitsteht. Klingler ist ein Zürcher Investor und ehemaliger Topmanager (Lindt & Sprüngli), der in Zürich, Luzern und Ascona drei hochklassige, exklusive Restaurants mit gutem Ruf betreiben lässt. In Bremgarten hat er Ähnliches vor, wenn auch mit einem auf hiesige Verhältnisse adaptierten Konzept – hiess es zumindest mal.
Klingler trat in Bremgarten selbst noch nie in Erscheinung. Seine gastronomischen Pläne mit dem «Drei Könige» (eine Kombination aus feinem mediterranem Essen und gutem Wein) liess er dieser Zeitung via Vertrauensmann ausrichten. Genauso, wie jene mit der «Sonne», welche er Ende 2022 von der Marco Polo Business Apartments AG um den Gastronomen René Holenweger übernahm (erst selbst, dann bis heute via «Aartos Finanz AG», wo Klingler einer der drei Zeichnungsberechtigten ist).
Kaum Transparenz
Auch die «Sonne» hätte nach sanfter Renovation mit leicht angepasstem Konzept als Restaurant bald wiedereröffnen sollen. In die Nähe einer Wiedereröffnung kamen bisher aber weder «Sonne» noch «Drei Könige». An beiden Gebäuden wurde zwar immer mal wieder gearbeitet, aber nie etwas finalisiert. Immer wieder stockten die Bautätigkeiten. Wobei dies im Falle des «Drei Könige» auch mit Rechtsstreitigkeiten mit einer Baufirma zu tun hatte.
Während Klingler bzw. seine «rechte Hand» zu Beginn noch sporadisch Auskunft gaben, kam der Informationsfluss gegen aussen mittlerweile gänzlich zum Erliegen. Mutmasslich verstimmt darob, dass sie auf ihre eigenen nicht eingehaltenen Zeitpläne bezüglich Wiedereröffnung behaftet wurden, haben die Investoren offenbar beschlossen, keine Wasserstandsmeldungen mehr zu kommunizieren.
Derweil machte vor einigen Monaten der Fall der «Sonne» in Einsiedeln Schlagzeilen. Das dortige Gasthaus mit dem gleichen Namen, wie das einstige Bremgarter Hotel wurde ebenfalls von Klingler übernommen. Ebenfalls wurden Umbau- und Wiedereröffnungspläne als Restaurant kommuniziert. Schlussendlich wurde nach längerem Leerstand ein Asylzentrum daraus.
Druck der Stadt
Solches ist in Bremgarten nicht zu erwarten (zumal nach Bekanntgabe des neuen Asylzentrums unter der Bärenmatt, vgl. Ausgabe vom 12. Juli). Nach Monaten des Status quo und Schweigens wurde mit der Fertigstellung der Fassade des «Drei Könige» stattdessen ein Lebenszeichen gesendet. Im Inneren wird momentan weitergearbeitet. Doch dahinter, dass dies mit Hochdruck geschieht und Wohnungen und Restaurant in Bälde eröffnet werden, muss weiterhin ein Fragezeichen gesetzt werden.
Dem Vernehmen nach hatte die Stadt Bremgarten nämlich in Vergangenheit auch Druck aufgesetzt – mit Verweis auf die negativen Auswirkungen des Baugerüsts auf das Stadtbild bzw. den öffentlichen Grund. Mit der Beendigung der Aussenarbeiten, sind der Gemeinde nun diesbezüglich die Hände gebunden. Dem Eigentümer ist es von nun an beim «Drei Könige» komplett selbst überlassen, inwiefern er die Fertigstellung vorantreiben möchte – wie auch im Falle der «Sonne». Wobei es eigentlich in der Natur der Sache wäre, dass man aus eigenem finanziellen Interesse lange Leerstände vermeidet.
Fokus auf Wohnungen
Im Falle der «Sonne» und des «Drei Könige» aber zeichnet sich nicht ab, dass dort demnächst wieder gewirtet wird. Vielmehr scheint der Fokus im Moment auf den Wohnungen zu liegen. In den Obergeschossen und Dachstöcken des «Drei Könige» entstehen fünf grosszügige, hochwertige Mietwohnungen – jeweils eine pro Etage. Auch in der «Sonne» werden künftig Wohnungen vermietet. Das Hotel dort ist definitiv Geschichte. Angedacht ist offenbar eine Form von «Möbliertem Wohnen». Zeitplan des Ganzen aber auch hier nach wie vor: unbekannt.




