Wie gross wird der Umbruch?
07.01.2025 BremgartenJahr der Erneuerung
Ausblick auf die Stadtratswahlen
2025 wird für die Gemeinden ein politisches Jahr. Gesamterneuerungswahlen stehen an. So auch in Bremgarten, wo eine Ära zu Ende gehen dürfte.
Mit dem Ablauf des ...
Jahr der Erneuerung
Ausblick auf die Stadtratswahlen
2025 wird für die Gemeinden ein politisches Jahr. Gesamterneuerungswahlen stehen an. So auch in Bremgarten, wo eine Ära zu Ende gehen dürfte.
Mit dem Ablauf des eben begonnenen Jahres wird Raymond Tellenbach stolze 16 Jahre Stadtammann von Bremgarten gewesen sein. Mehr werden nach den Gesamterneuerungswahlen im September wohl kaum dazu kommen. Und so wird 2025 voraussichtlich auch das Ende einer Stadtammann-Ära. Wir blicken auf die Wahlen voraus, deren Ausgangslage in Bremgarten viel Spannung verspricht. --huy
Ausblick 2025: Gesamterneuerungswahlen des Stadtrats
In finanziell schwierigen Zeiten wählt Bremgarten im Herbst des neuen Jahres seine Regierung neu. Dabei dürfte nach 16 Jahren Raymond Tellenbach auch ein neuer Ammann gesucht werden. Die Ausgangslage ist spannend.
Marco Huwyler
Selbstverständlich wurde für diesen Ausblick bei den fünf Stadtratsmitgliedern nachgefragt, wie es aussieht vor der Gesamterneuerungswahl des Gremiums am 28. September 2025. Mit ihren persönlichen und strategischen Überlegungen. Ihren politischen Ambitionen und Karrieren. Die Resonanz fällt aber wortkarg aus.
Positiv gesehen könnte man sagen: Der Rat demonstriert Geschlossenheit. Denn der Stadtvater antwortet gleich im Namen aller. Man werde solche Fragen im neuen Jahr gemeinsam erörtern und erst danach Auskunft geben, meint Raymond Tellenbach. Doch auch wenn sich die Beteiligten noch nicht in die Karten schauen lassen wollen, ist die Ausgangslage in Bremgarten alleweil spannend genug für einen Ausblick. Zumal einige Fakten bekannt sind und anderes zum Spekulieren einlädt.
Tellenbach-Ära endet wohl
Zuallererst stellt sich da die Frage zur Zukunft des Ammanns. Wobei alles andere als ein Rückzug von Raymond Tellenbach sehr überraschend käme. Sowohl als Präsident der Gemeindeammännervereinigung als auch als Präsident der Repla MRK hat er seine Demission per Ende 2025 angekündigt. Und zu Beginn dieser Legislatur vor nunmehr drei Jahren hat er gegenüber dieser Zeitung deutlich bekräftigt, dass diese Amtsperiode definitiv seine letzte sei. Seither liess der «ewige Stadtammann» (im Amt seit 2010, Stadtrat seit 2007) nichts Gegenteiliges mehr verlauten. Alles deutet deshalb darauf hin, dass Bremgarten im Herbst 2025 nach 16 Jahren der Ära Tellenbach ein neues Regierungsoberhaupt sucht. Doch wer kommt für die Nachfolge überhaupt infrage?
Doris Stöckli
Tellenbachs bisherige Vize, Doris Stöckli, ist im Volk beliebt. Sie geniesst längst nicht nur Rückhalt in Hermetschwil-Staffeln, als dessen inoffizielle Vertretung im Rat sie seit der Fusion 2014 fungiert. Vor gut drei Jahren wurde Stöckli mit dem bestem Resultat aller Ratsmitglieder wiedergewählt. Gleichwohl scheint es unwahrscheinlich, dass sie Ambitionen für die Nachfolge Tellenbachs hegt – denn Stöckli ist bereits ähnlich lange im Amt wie dieser. Vor der Fusion vor 10 Jahren war die 66-Jährige bereits Gemeinderätin in Hermetschwil-Staffeln. Zudem hat Stöckli die letzten Jahre immer wieder betont, dass ihr grosses politisches Ziel für Bremgarten die BNO-Totalrevision sei. Das hat sie bekanntlich diesen Herbst mit der Annahme des neuen Regelwerks anlässlich einer ausserordentlichen «Gmeind» erreicht.
Genauso durchgebracht hat Stöckli diesen Herbst ein weiteres politisches Steckenpferd von ihr – der Baukredit für den Neubau des Schulhauses Staffeln wurde vom Souverän gesprochen. Damit ist der Schulstandort Hermetschwil-Staffeln zementiert. Ein Versprechen aus Zeiten von Fusionsverhandlungen wird eingelöst. Der Zeitpunkt scheint daher ideal zu sein für Stöckli, sich nun zurückzuziehen. Gedanken, welche auch sie sich ganz gewiss gemacht haben dürfte.
Bamert oder Troxler?
Die verbleibenden drei Ratsmitglieder neben Tellenbach und Stöckli dürften dagegen allesamt wieder antreten. Wenn einer abwägt, dann höchstens Daniel Sommerhalder. Denn auch er ist nun bereits seit 10 Jahren Stadtrat. Aber Sommerhalder ist auch erst 45 Jahre jung. Und macht nicht den Eindruck, amtsmüde zu sein. Wahrscheinlich deshalb, dass er sich am 28. September nochmals zur Wahl stellt. Wobei dem SP-Stadtrat eher keine Ammann-Ambitionen nachgesagt werden.
Bleiben Stephan Troxler und Claudia Bamert. Bei beiden scheint relativ sicher, dass sie zur neuen Legislatur wieder kandidieren Schliesslich sind sie erst seit 2021 (Bamert) bzw. 2024 (Troxler) im Amt. Beide geniessen zudem grossen Rückhalt in der Bevölkerung. Wird jemand von den beiden neuer Bremgarter Stadtammann? Beide könnte man sich in der Position vorstellen. Bamert ist über alle Bevölkerungsschichten hinweg beliebt und bringt den nötigen Rucksack mit. Viele sähen sie gerne als neues Regierungsoberhaupt. Erstmals eine Frau als Stadtammann zu haben, wäre zudem erfrischend. Doch will sie sich das Amt aufbürden und damit in die Fussstapfen ihres Vaters treten? Bamert hat sich bisher nicht öffentlich dazu geäussert.
Stephan Troxler dagegen macht kein Geheimnis draus, dass er sich das Amt grundsätzlich dereinst vorstellen könnte. Doch ist 2026 bereits der richtige Zeitpunkt dafür? Nach dann bloss zwei Jahren als Stadtrat? Zumal Troxler als Stadtammann beruflich wohl signifikant zurückstecken müsste, um den vielfältigen und zahlreichen Aufgaben und Pflichten des Amts gerecht zu werden. Unklar, wie er den Spagat zwischen Kripo-Zürich-Führungsposition und dem Dasein als Bremgarter Stadtvater meistern wollen würde – und ob er dazu schon jetzt bereit wäre.
Angesichts all dieser offenen Fragen und Möglichkeiten darf man sehr gespannt sein, was die stadtratsinternen Erörterungen ergeben und ob man all diese Dinge tatsächlich vorab in einem gemeinschaftlichen Konsens wird klären können. Gemäss Tellenbach finden die Gespräche in den ersten Wochen des neuen Jahres statt. Der politinteressierte Bremgarter würde dabei nur zu gern Mäuschen spielen. Dem Bezirkshauptort steht ein spannendes Politjahr bevor.
Was machen die Parteien?
Kandidatur- und Personalfragen im Hinblick auf mögliche Vakanzen
Spannend wird auch die Frage, wie das Vakuum von eins bis zwei – oder im Extremfall gar drei – Sitzen im Stadtrat gefüllt werden könnte. Treten Daniel Sommerhalder und Claudia Bamert wieder an, dürften SP und Läbigs Bremgarte für den Moment zufrieden sein mit dem Status quo und sich gute Chancen ausrechnen, diesen auch zu erhalten. Mit weiteren Kandidaturen von Links ist darüber hinaus kaum zu rechnen.
Anders sieht dies bei den Parteien von Mitte bis Rechts aus. Zum Beispiel bei den Grünliberalen. Deren Co-Präsident Sandro Schmid befindet sich seit den letzten Gesamterneuerungswahlen in aussichtsreicher Lauerposition. Als Neuling hat er 2021 gut abgeschnitten und es ziemlich knapp verpasst, mit Theo Rau auf Anhieb einen Bisherigen aus dem Amt zu verdrängen. Bloss 176 Stimmen fehlten dem damals 34-Jährigen zur Wahl. Schmid ist in Bremgarten bestens verankert und vernetzt. Und nun, vier Jahre später, politisch gereift. Er dürfte deshalb beste Chancen im Falle einer Vakanz haben.
Ambitionen bei frei werdenden Stadtratssitzen werden auch Peter Werder nachgesagt. Im zürcherischen Adliswil sass er bereits 8 Jahre im Gemeinderat und engagiert sich seit über zwei Jahrzehnten in diversen Ämtern für den Freisinn in der Politik. Seit seinem Zuzug 2015 nach Hermetschwil-Staffeln war Werder auch in Bremgarten politisch aktiv. Nun könnte er die Zeit als reif erachten für eine Stadtratskandidatur. Zumal im Falle eines zu erwartenden Abgangs Raymond Tellenbachs seine Partei, die FDP, unter Zugzwang wäre, einen potenziellen parteiinternen Nachfolger zu stellen. Werder brachte sich jüngst selbst in die Poleposition dafür, präsidiert er doch seit letztem November die neu formierte Regionalpartei.
Viele Ortsparteien ohne Sitz
Seit 2024, nach Jahrzehnten in der Regierung, keinen Bremgarter Stadtrat mehr stellt die Ortspartei der Mitte. Kaum ein befriedigender Zustand für die Partei, welche sich deshalb gewiss mit einer Kandidatur zu den Gesamterneuerungswahlen beschäftigen dürfte. Erstrebenswert wäre es, angesichts der politischen Tradition im Städtli und des Umstands, dass die Mitte nach wie vor eine der aktivsten Ortsparteien Bremgartens darstellt. Bloss – wer soll für die Mitte antreten?
Co-Mitte-Aargau-Präsidentin und Grossrätin Karin Koch Wick wäre mit ihrem Profil nach wie vor die ideale Kandidatin für die Partei. Doch die klare Nichtwahl im Vorjahr gegen den parteilosen Stephan Troxler hat Spuren bei Koch Wick hinterlassen. Ob sie sich nochmals zur Verfügung stellt, ist deshalb fraglich. Zumindest hat sie es bisher nicht ausgeschlossen und sich eine Hintertür offen gelassen.
Bleibt von den lokalen Ortsparteien schliesslich noch die SVP. Auch die wählerstärkste Partei im Städtli müsste eigentlich Ambitionen für einen Regierungssitz haben. Doch seit mittlerweile drei Jahrzehnten war kein SVP-Mitglied mehr Teil des Bremgarter Stadtrats. Für einen neuen Anlauf wäre Claudio Müller die logische Wahl. Seit 2018 präsidiert er die Ortspartei und fungiert meist als deren Sprachrohr.
Müller wäre gerne Bremgarter Stadtrat, das hat er im Herbst nochmals gegenüber dieser Zeitung bekräftigt. Vor einer erneuten Kandidatur müsste er sich allerdings intakte Chancen ausrechnen können. Relativ abgeschlagen Letzter zu werden, wie 2021, möchte der 41-Jährige nicht mehr erleben. Doch auch er ist gereift und gibt sich des Öfteren konsensfähig. Damit wird er für breitere Schichten wählbar. Müller hätte zudem (wie auch FDP-Werder) den Vorteil, dass er mit seinem Wohnsitz auch als Vertreter von Hermetschwil-Staffeln infrage käme – und damit nach einem Ausscheiden Stöcklis in deren Rolle als Vertreter des jüngsten Bremgarter Ortsteils schlüpfen könnte. Im einstigen Dorf würde man seine Vertretung in der Stadtregierung gerne behalten. Auch innerhalb des Forums Hermetschwil-Staffeln (das politische Sprachrohr der ehemals eigenständigen Gemeinde) dürfte man sich im Hinblick auf die Gesamterneuerungswahlen deshalb in diesen Wochen seine Gedanken und Planspiele machen. Wie so vielerorts im politischen Bremgarten. --huy