Werkhof geht in nächste Runde
06.06.2023 Unterlunkhofen, Kelleramt«Gmeind» Unterlunkhofen: Kredit für den Erwerb von «Stockwerkeigentum» zurückgewiesen
«Dörfs no es betzeli meh si?», hiess es in der Debatte ums Anlegen eines Werkhofs in der Überbauung Flachseeblick. Gewünscht wurden ...
«Gmeind» Unterlunkhofen: Kredit für den Erwerb von «Stockwerkeigentum» zurückgewiesen
«Dörfs no es betzeli meh si?», hiess es in der Debatte ums Anlegen eines Werkhofs in der Überbauung Flachseeblick. Gewünscht wurden ein grösseres Angebot bei der geplanten Entsorgungsstelle und gar ein neues Feuerwehrlokal. Da erstaunt es nicht, dass der Gemeinderat nochmals über die Bücher muss.
Erika Obrist
«Das ist gelebte Demokratie», sagte Gemeindeammann Peter Hochuli, nachdem die Stimmberechtigten die Vorlage für den Erwerb einer Werkhoff läche samt Wertstoff-Sammelstelle mit 55:34 Stimmen bei 6 Enthaltungen zurückgewiesen hatten. Weitaus mehr getroffen hat die Rückweisung an Ressortvorsteher Siegfried Braun, der im Vorfeld der Gemeindeversammlung unzählige Stunden und viel Herzblut in das Vorhaben gesteckt hatte, den Hausdienstangestellten endlich genügend Raum zur Verfügung stellen zu können und das Ärgernis Wertstoff-Sammelstelle am heutigen Standort zu beseitigen.
Standort, Kosten und Angebot umstritten
Dass der Kauf von «Stockwerkeigentum» für 2,135 Millionen Franken in der geplanten Überbauung Flachseeblick an der Oberwiler-/Huserhofstrasse umstritten ist, zeigte sich bereits am Informationsanlass zu diesem Geschäft am 22. Mai. Damals wie an der «Gmeind» am letzten Freitag wurden Standort, Kosten sowie das beschränkte Angebot der Entsorgungsstelle kritisiert. «Die zwei Millionen Franken sind falsch eingesetzt; wir brauchen einen Entsorgungsplatz mit umfassendem Angebot», sagte ein Teilnehmer.
Andere stimmten ihm zu und verlangten, dass man an der Sammelstelle auch PET und Plastik abgeben kann. «Wir möchten das Angebot der Sammelstelle nicht ausbauen; es gibt genügend grosse Entsorgungsstellen in der Nähe», erklärte Siegfried Braun die Haltung des Gemeinderats. Und ein möglicher Standort bei der Kläranlage sei gemäss Kanton nicht bewilligungsfähig. Auch die rund 3000 Franken pro Quadratmeter am geplanten Ort seien viel zu hoch; das Gewerbeland müsse doch günstiger zu haben sein, wurde ebenfalls vorgebracht. Bei dem Preis handle es sich nicht um den Landkauf, sondern um umbauten Raum. Wie beim Erwerb von Stockwerkeigentum, so Braun. Weiter wurde angeführt, bei dem vorausgesagten Wachstum der Bevölkerung von rund 300 Personen in den nächsten Jahren brauche es auch ein neues Feuerwehrgebäude. Daher sei es angezeigt, Feuerwehrlokal und Werkhof gemeinsam zu bauen. «Das heutige Gebäude genügt, auch wenn Unterlunkhofen und Rottenschwil bevölkerungsmässig zulegen», widersprach Ressortvorsteher Alec von Tavel.
Schliesslich stellte Roger Cébe einen Rückweisungsantrag und forderte, der Gemeinderat müsse eine Erweiterung des Angebots der Sammelstelle und einen anderen Standort prüfen, die Auswirkungen des Erstellens eines Werkhofs samt Entsorgungsstelle auf die Finanzen der Gemeinde aufzeigen und das Geschäft an der nächsten «Gmeind» nochmals vorlegen. Dieser Antrag wurde angenommen.
Trinkwasser reicht nicht aus
Das Trinkwasser in Unterlunkhofen stammt aus zwei Quellen und aus dem eigenen Grundwasserpumpwerk. Wenn die Sommer heiss und trocken sind, liefern die Quellen weniger Wasser und der Grundwasserspiegel sinkt, sodass auch das Pumpwerk weniger Wasser liefert. Bereits heute fehlen im Spitzenbetrieb 460Kubik pro Tag. Im Jahr 2050 beträgt die Fehlmenge voraussichtlich 920 Kubik pro Tag. Um die Versorgung mit Trinkwasser langfristig sicherzustellen, sucht der Gemeinderat die Zusammenarbeit mit der Vereinigten Wasserversorgung (VWV) Oberlunkhofen-Arni-Islisberg. Die VWV bezieht den Grossteil ihres Trinkwassers von der Wasserversorgung Zürich. Die VWV Oberlunkhofen-Arni-Islisberg verfügt über Reserven beim Trinkwasser und ist bereit, Trinkwasser an Unterlunkhofen zu liefern. Bedingung: Unterlunkhofen muss sich an den Kosten der Erneuerung der Transportleitung auf einer Länge von rund 1950 Metern beteiligen. 189 500 Franken kostet das die Gemeinde. Dieser Kredit wurde mit grossem Mehr bei vier Nein bewilligt. Dies im Wissen, dass später ein zweiter Kreditantrag kommen wird fürs Erstellen einer Verbindungsleitung von der VWV zur Wasserversorgung Unterlunkhofen.
Wie Gemeinderat Erwin Bürgisser aufzeigte, werden mit dem Bevölkerungszuwachs und den Investitionen die Gebühren fürs Trinkwasser künftig höher ausfallen. Das neue Reglement soll schon an der nächsten «Gmeind» vorliegen.
570 000 Franken hat die Versammlung gesprochen für den Erwerb der Parzelle Nr.148 an der Rottenschwilerstrasse 14. Diese befindet sich direkt neben dem Gemeindehaus. Das Wohnhaus darauf ist vermietet; das soll auch so bleiben. Mittel- und langfristig kann das Areal von 560Quadratmetern gebraucht werden für einen allfälligen Ausbau oder gar Neubau des Gemeindehauses.
Erfreuliches zum Schluss
Ebenfalls bewilligt wurde ein Kredit von 1,26 Millionen Franken für die elektrische Sanierung des Niederspannwerks im Oberdorf. Das bestehende Netz sei alt und störungsanfällig, so Gemeinderat Erwin Bürgisser. Das neue Netz, das gestaffelt realisiert wird, soll künftigen Anforderungen wie Wärmepumpen, Photovoltaik, Ladestationen für Elektroautos und für verdichtetes Bauen genügen. Ganz zum Schluss hatte Gemeindeammann Peter Hochuli noch eine erfreuliche Mitteilung. Die Elektra hat den Strom für die Jahre 2024 und 2025 eingekauft. «Zu deutlich tieferen Preisen, als wir sie in diesem Jahr haben.»
Die Beschlüsse
An der Gemeindeversammlung in der Mehrzweckhalle nahmen 105 von 1092 Stimmberechtigten teil. Sie fassten alle Beschlüsse – mit Ausnahme von Traktandum 12 – einstimmig oder mit grossem Mehr. 1. Ja zum Protokoll vom 18. November 2022. – 2. bis 5. Ja zu vier Einbürgerungsgesuchen. – 6. Ja zum Rechenschaftsbericht 2022. – 7. Ja zur Rechnung 2022. – 8. Ja zum Darlehen an die Spitex Mutschellen-Reusstal. – 9. Ja zum Kredit von 189 500 Franken für die durch die Wasserversorgung Unterlunkhofen verursachten Mehrkosten für den Teilersatz der Transportleitung der Vereinigten Wasserversorgung Oberlunkhofen-Arni-Islisberg (VWV) und Ermächtigung an den Gemeinderat zum Vertragsabschluss mit der VWV zur Zusammenarbeit und den Bezug von Trinkwasser. – 10. Ja zur Aufhebung der Konzessionsgebühr für die Elektra Unterlunkhofen. – 11. Ja zum Kredit von 1,26 Millionen Franken für die elektrische Sanierung des Niederspannwerks im Oberdorf. - 12. Rückweisung des Kredits von 2,135 Millionen Franken für den Kauf der Werkhoffläche inklusive Innenausbau, Parkplätze und Erstellen einer Werkstoff-Sammelstelle. – 13. Ja zum Kredit von 570 000 Franken für den Kauf der Parzelle 148 samt Gebäude, Rottenschwilerstrasse14. --eob