Waldbaden frei Haus
22.08.2023 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtWaldumgang mit dem Forstbetrieb Lindenberg und der Jagdgesellschaft Sarmenstorf
Der öffentliche Waldumgang für die Bevölkerung der Gemeinden Bettwil, Fahrwangen, Meisterschwanden und Sarmenstorf ist ein gern besuchter Anlass. Der Forstbetrieb Lindenberg und ...
Waldumgang mit dem Forstbetrieb Lindenberg und der Jagdgesellschaft Sarmenstorf
Der öffentliche Waldumgang für die Bevölkerung der Gemeinden Bettwil, Fahrwangen, Meisterschwanden und Sarmenstorf ist ein gern besuchter Anlass. Der Forstbetrieb Lindenberg und die Jagdgesellschaft Sarmenstorf informieren rund um den Lebensraum Wald.
Monica Rast
Es ist heiss so kurz nach dem Mittag vor dem Forstwerkhof Zigi in Sarmenstorf. Und doch strömt die Bevölkerung zahlreich an den Waldumgang, wo sie musikalisch von den Jagdhornbläsern Hallwyl begrüsst wird. «Es sind hervorragende Bedingungen», begrüsst Thomas Füglistaler, Vizepräsident Forstbetrieb Lindenberg, die Waldgänger. «Waldbaden frei Haus» – obwohl die hohe Temperatur von 33 Grad auch im Wald zu spüren ist. Nichtsdestotrotz ist das Interesse am Waldumgang immens. Natürlich ist der obligate Wettbewerb von Betriebsleiter Urs Meyer Ehrensache.
Die besten Voraussetzungen
Unterstützt wird das Team vom Forstbetrieb nicht nur von der Jagdgesellschaft Sarmenstorf, auch der zukünftige neue Förster Silvan Meyer knüpft bereits Kontakte mit der Bevölkerung. «Urs Meyer möchte seine Aufgaben schon jetzt ein wenig abgeben», informiert Füglistaler. «Es gab viele gute Bewerber und der mit den besten Voraussetzungen für unseren Betrieb hat die Stelle bekommen.» Dies habe nichts mit «Seu-Häfeli, Seu-Deckeli» zu tun, betont der Vizepräsident den Entscheid zugunsten des Sohnes von Urs Meyer. «Wir haben ein gutes Gefühl, so weiterarbeiten zu können wie bisher, einfach mit ein wenig frischem Wind.»
Von Jäger und Gejagten
Die verschiedenen Posten des Waldumgangs sind hauptsächlich von der Jagdgesellschaft besetzt. Doch der Wettbewerb über Bäume und Pflanzen lässt die Beteiligten immer wieder fachsimpeln. Wie zum Beispiel ob der gekennzeichnete Baum nun eine Eiche, Esche oder Bergulme ist. Dank des Wettbewerbs wird vielen bewusst, wie vielseitig der Lebensraum Wald eigentlich ist und dass das «Drüsige Springkraut» ein invasiver Neophyt ist. «Die Samen der Brennnessel sind hingegen ein Superfood», weiss Silvan Meyer und nimmt eine kleine Menge zu sich.
Den Waldbewohnern ganz nah kommen
Der kleine Tisch mit zahlreichen Utensilien eines Jägers weckt das Interesse von Gross und klein. «Ohne dass Forstbetrieb und Jagdgesellschaft zusammenarbeiten, geht es nicht», betont der Präsident der Jagdgesellschaft Heinz Widmer. Er informiert die Anwesenden über die Aufgaben und Pflichten für und im Wald. Die Jagdgesellschaft Sarmenstorf ist gut aufgestellt mit heimischen Jägern, die ihre Aufgaben pflichtbewusst ausführen. So sind sie nicht nur für die Regulierung des Wildtierbestandes verantwortlich, sie schützen auch gemeinsam mit dem Forstbetrieb junge Bäume vor Schäden durch das Wild. Kompetent beantwortet Widmer die Fragen nach dem Fuchsbandwurm und die Sicherheit für Waldgänger bei der Jagd.
Reto Fischer ist seit zehn Jahren Jäger bei der Jagdgesellschaft Sarmenstorf und arbeitet für die Jagdverwaltung des Kantons Aargau. Mit grosser Begeisterung erzählt er über die Eigenheiten der Waldbewohner. Besonders ein Foto einer jungen Waldohreule hat es den Zuhörern angetan. Und dank des Bibers und seinen baulichen Eigenheiten, die den Bach stauen und übertreten lassen, konnte die Wildtierkamera sogar eine Wasserralle fotografieren. Der Wasservogel hat sich dank des Bibers auch in Sarmenstorf neu angesiedelt.
Dank dem Einsatz von Drohnen konnten 15 Rehkitze vor dem Mähtod gerettet werden. Seit vier Jahren ist der ausgebildete Drohnenpilot Patrik Rüegger zum Schutz der Kitze in den frühen Morgenstunden unterwegs. «Die Drohne hat sich etabliert», erklärt Rüegger und lobt die gute Zusammenarbeit mit den Landwirten. Anhand einer Demonstration bekommen die Anwesenden einen Einblick, wie eine Suche vonstattengeht. Ein heisser Becher Wasser simuliert auf der Wärmebildkamera dabei das Kitz.
Für viele ist der Waldumgang Tradition und das Interesse am Wald ist bei den Teilnehmern gross. Immer wieder müssen Förster und Jäger die Neugierde der Fragesteller befriedigen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich viele der Anwesenden bereits einiges an Wissen um den Lebensraum vor der Haustüre angeeignet haben.